Neues Hightech-Werk in Süddeutschland eröffnet
Mercedes recycelt Batterien jetzt selbst

Mercedes hat im süddeutschen Kuppenheim als erster Autobauer eine eigene Batterie-Recycling-Anlage eröffnet. Im Hightech-Werk können die Rohstoffe aus alten Akkus fast vollständig zurückgewonnen und somit der Wertstoff-Kreislauf geschlossen werden.
Publiziert: 25.10.2024 um 06:36 Uhr
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Mercedes eröffnete in Kuppenheim (D) sein erstes Batterierecycling-Werk. Dort werden bis zu 96 Prozent der alten Batterien wiederverwendbar gemacht.
Foto: Mercedes-Benz AG

Auf einen Blick

  • Mercedes recycelt Autobatterien in neuer Fabrik
  • Werk in Kuppenheim soll Kreislaufdenken fördern
  • 96 Prozent der Materialien werden wiederverwendbar
  • Jährlich werden 2500 Tonnen Batterien recycelt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Denis FriedRedaktor Auto & Mobilität

Zwar mag es sich oft so anhören, doch alleine durch die Umstellung auf Elektroautos ist die Frage der Nachhaltigkeit in der Automobilbranche nicht gelöst. Ein zentrales Problem, das sich Autokonzernen und Befürwortern von Stromern entgegenstellt, ist die Herstellung und Entsorgung der Batterien.

In der Produktion von E-Autos sind sie der grösste Verursacher von CO₂-Emissionen und damit Gift für die Umweltbilanz. Und weil Batterien während der Nutzung an Kapazität verlieren, sind Stromer auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt bisher nicht sonderlich erfolgreich unterwegs.

Rückgewinnung seltener Stoffe

Zumindest für einen Teil des Problems möchte Mercedes-Benz nun eine Lösung aus eigenem Haus anbieten. Im süddeutschen Kuppenheim wurde ein Batterierecycling-Werk errichtet, das zur Schliessung des Wertstoffkreislaufs dienen soll. Die Fabrik wendet verschiedene Verfahren zur Rückgewinnung seltener Rohstoffe an. Diese werden anschliessend zur Herstellung neuer Batterien verwendet, was den Ressourcenverbrauch drastisch reduziert und die Umweltbilanz der E-Autos signifikant verbessert.

Bereits zu Beginn des Jahres wurde die erste Stufe der Anlage in Betrieb genommen, sie ist für die mechanische Separation der Batterien verantwortlich. Die Batterien werden dort in einem Schredder in ihre Einzelteile zerlegt und dabei anschliessend Kunststoffe, Kupfer, Aluminium und Eisen aussortiert. Nach diesem Verfahren bleibt die sogenannte schwarze Masse übrig, in der die aktiven Materialien der Batterien verbleiben. Mittels mehrstufiger chemischer Prozesse werden Kobalt, Nickel und Lithium entnommen. Diese Stoffe sind besonders wertvoll, da aus ihnen in den meisten heute gängigen Batterien die Elektroden gefertigt werden.

Auch die Schweiz recycelt

Mercedes deckt in seinem Recyclingkonzept all diese Schritte unter einem Dach ab und kann bis zu 96 Prozent der alten Batterien wiederverwenden – in Europa ist das ein Novum. Der Nachricht, die mit der Eröffnung dieses Werks gesendet wird, ist man sich bei Mercedes bewusst. Die Einweihung des Werks geschah durch niemand geringeren als den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (66), der sich nach Terminen mit US-Präsident Joe Biden (81) die Zeit nahm, persönlich in Kuppenheim zu erscheinen. Mit einer guten Portion Pathos schob der Bundeskanzler zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden von Mercedes, Ola Källenius (55), die erste Batterie in die Fabrik, um «den Rohstoffkreislauf zu schliessen».

Perfekt ist diese Lösung aber noch nicht. In der Kuppenheimer Fabrik kann Mercedes jährlich 2500 Tonnen Batterien recyceln – diese Rohstoffe fliessen dann in die Herstellung von über 50'000 Batteriemodulen ein. Um den Kreislauf komplett zu schliessen, und alle neuen Mercedes-Stromer mit Recycling-Materialien bauen zu können, müssten weitere Werke errichtet werden. Des Weiteren fragt sich, wie die in Europa gewonnenen Rohstoffe zurück in die Batteriewerke in den USA und China gelangen.

Zurück nach Europa: Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz gibt es bereits Batterierecycling-Anlagen, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen wie die Fabrik in Kuppenheim. Das Schweizer Start-up Librec bietet ebenfalls ein «Closed Loop Battery Recycling» an, das über 90 Prozent der Batterie-Rohstoffe wiederverwendbar macht. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Autohersteller die Idee selbst verfolgen. 

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