Suzuki Jimny: Cooler Offroader wird zum Mini-Nutzfahrzeug
Mit dem Pick-up-Trick aus der Zwickmühle

Suzukis Mini-Offroader Jimny ist bei uns in Europa zu beliebt und bringt die Marke deshalb in CO2-Bedrängnis. Und wie befreit sich Suzuki aus der Zwickmühle aus Kundenwunsch und Gesetzesvorgabe?
Publiziert: 14.09.2020 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2021 um 12:42 Uhr
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Suzuki hat Anfang Jahr den beliebten Mini-Geländewagen Jimny aus dem Angebot genommen.
Foto: Werk
Martin A. Bartholdi

Die Autoindustrie sitzt zwischen Stuhl und Bank. Einerseits liebt die Kundschaft die SUVs. Die Verkaufszahlen steigen seit Jahren. Problem: Das bedeutet einen steigenden CO2-Ausstoss. Andererseits werden die CO2-Bestimmungen immer schärfer und verlangen weniger CO2-Ausstoss – auch in der Schweiz.

Mit bösen Konsequenzen zum Beispiel für den knuffigen Offroader Suzuki Jimny. Der Mini-Geländewagen im Retro-Design war bei Lancierung 2018 der Liebling der Kunden, gehörte damals zu den BLICK-Jahreshits und hatte aufgrund der hohen Nachfrage weltweit irre Lieferfristen. Ausserdem ist er eins der günstigsten Allrad-Autos der Schweiz. Und doch war er Anfang dieses Jahres nicht mehr bestellbar. Auf der offiziellen Suzuki-Internetseite stand Anfang September noch der Hinweis «Bis auf weiteres nicht lieferbar».

Nicht sparsam genug

Der eigene Erfolg ist dem Jimny zum Verhängnis geworden. Und auch die Motorenpolitik von Suzuki. Denn im kleinen Geländewagen sorgt ein nicht mehr ganz taufrischer 1,5-Liter-Motor mit 102 PS für den Vortrieb. Der stösst allerdings 152 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Der Grenzwert für den CO2-Ausstoss liegt seit diesem Jahr jedoch bei 95 Gramm pro Kilometer.

Damit übertrifft der Jimny die Zielvorgabe um 57 Gramm. Das sind 60 Prozent mehr als erlaubt, und das kann teuer werden. Wer den Grenzwert übertrifft, bezahlt zwischen 95 und 152 Franken pro Gramm zu viel Busse. Im Falle des Jimny wären das also zwischen 5415 und 8664 Franken.

Neun Swift für einen Jimny

Die Strafe wird allerdings nicht pro Fahrzeug fällig, sondern wird anhand des durchschnittlichen Verbrauchs aller verkauften Suzukis in der Schweiz berechnet. Doch um den Mehrverbrauch eines Jimny zu kompensieren, müsste Suzuki neun Swift (88 g CO2/km) oder zehn Ignis (89 g CO2/km) verkaufen. Ausserdem verkauft die japanische Marke mit SX4 S-Cross und Vitara noch weitere Modelle mit mehr als 95 Gramm CO2-Ausstoss. Pech für den Jimny – er flog für dieses Jahr aus dem Angebot.

Als Zweisitzer höhere CO2-Grenze

Jetzt hat Suzuki aber einen Weg aus der Zwickmühle gefunden und kann liefern, ohne Bussen zahlen zu müssen. Ab nächstem Jahr ist der kleine Geländewagen offiziell kein Personenwagen (PKW) mehr, sondern wird als leichtes Nutzfahrzeug eingestuft. Damit fällt er in die gleiche Kategorie wie Lieferwagen oder auch Pick-ups. Der Trick: Für die gilt ein CO2-Grenzwert von 147 Gramm pro Kilometer.

Der Nutzfahrzeug-Status kostet den Jimny allerdings die hinteren beiden Sitzplätze. Ins Gepäckabteil passen so neu 863 Liter bei ebenem Ladeboden. Ein Gitter trennt es von den Vordersitzen.

Ansonsten bleibt er unverändert mit Geländetalenten dank 4x4 und Assistenten wie Notbremser und Kollisionswarner. Ab nächstem Frühling ist er wieder in der Schweiz erhältlich. Die Preise sind noch nicht bekannt, dürften aber weiterhin bei rund 22'000 Franken starten.

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