Neuer CO2-Grenzwert
Lassen drohende Bussen Auto-Preise steigen?

Mit dem neuen CO2-Grenzwert ab 2020 drohen den Schweizer Importeuren erneut hohe Bussen. Dabei stellt sich die grosse Frage: Werden diese Sanktionen durch höhere Preise an die Kunden weitergegeben?
Publiziert: 11.07.2019 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2020 um 15:39 Uhr
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Marcel Guerry, Geschäftsführer der Emil Frey Gruppe, sieht in der angenommenen Abstimmung zu den CO2-Grenzwerten die Bereitschaft der Kunden, allfällige Preisaufschläge wegen den Sanktionen zu tragen.
Foto: ZVG
Martin A. Bartholdi

Umweltfreundliche Autos mit alternativen Antrieben dienen den Importeuren bisher dazu, die meist umweltschädlicheren SUVs sauber zu waschen. Beim CO2-Ausstoss kann Importeur Amag beispielsweise jeden Porsche Cayenne oder Bentley Bentayga mit einem VW e-Golf oder Seat Ibiza TGI (Erdgas) gegenrechnen, um unterm gesetzlichen CO2-Grenzwert von 130 g/km zu bleiben. «Wir haben seit Beginn eine Gemeinschaft mit allen Marken des VW-Konzerns, inklusive Porsche und Bentley», erklärt Amag-CEO Morten Hannesbo. Auch die Emil Frey Gruppe kann grosse SUVs wie den Range Rover Velar oder den Subaru Outback ohne Angst vor einer CO2-Busse verkaufen, weil sie auch den Hybriden Toyota Prius oder den Stromer Kia e-Niro im Angebot hat. Der Durchschnitt aller verkauften Schweizer Neuwagen konnte den aktuellen Grenzwert bisher aber noch in keinem Jahr einhalten.

Das 700-Millionen-Franken-Damoklesschwert

Deshalb gehen die beiden grössten Schweizer Autoimporteure auch davon aus, den tieferen CO2-Grenzwert von 95 g/km ab dem 1. Januar 2020 nur schwer einhalten zu können – und dann wirds teuer. Marcel Guerry, Geschäftsführer der Emil Frey Gruppe, rechnet vor: «Wenn wir vom letztjährigen Flottenschnitt von 137 g/km ausgehen und damit rechnen, den CO2-Ausstoss dieses Jahr um 5 und nächstes Jahr um 10 Prozent senken zu können, würde der Durchschnitt immer noch bei 117 g/km liegen. Damit müssten die Schweizer Importeure für 2020 theoretische Sanktionen in der Höhe von 726 Millionen Franken bezahlen!» Um das zu verhindern, können die Importeure entweder die CO2-Busse über höhere Preise auf die Kunden abwälzen oder das Modellangebot anpassen und Modelle mit hohem Verbrauch und viel Leistung nicht mehr anbieten.

Die Marken der Emil Frey Gruppe
  • Jaguar
  • Kia
  • Land Rover
  • Lexus
  • Mitsubishi
  • Subaru
  • Suzuki
  • Toyota
  • Jaguar
  • Kia
  • Land Rover
  • Lexus
  • Mitsubishi
  • Subaru
  • Suzuki
  • Toyota

Weniger ist mehr

Den zweiten Weg geht zum Beispiel die PSA-Gruppe (Peugeot, Citroën, DS Automobiles und Opel). «CO2-Strafzahlungen sind für uns keine Option», sagt Sprecher Lukas Hasselberg. «Um die Grenzwerte zu erreichen, setzen wir bei allen Marken auf die sukzessive Elektrifizierung der Modellreihen und auf hocheffiziente Verbrennungsmotoren.» Auch Subaru bietet in Europa nicht mehr alle Modelle und Motorisierungen an, weil die europäischen Grenzwerte sonst nicht einzuhalten sind. Die Amag und die Emil Frey Gruppe selber wollen ihr Angebot jedoch nicht vorschnell kürzen. Nur wenn die Nachfrage zu klein ist, sollen Modelle gestrichen werden. Solange die Kunden also grosse SUV kaufen, werden sie auch angeboten.

Die Marken der Amag
  • Audi
  • Seat
  • Skoda
  • VW
  • Audi
  • Seat
  • Skoda
  • VW

Unterschiedliche Preispolitik

Beim Thema Preiserhöhung haben die Grossimporteure aber eine unterschiedliche Ansicht. Für Morten Hannesbo ist das keine Option: «Die Preise anzuheben, wird kaum funktionieren, weil wir in einem freien Markt sind und weil Jung-Occasionen aus dem Ausland sonst in grossen Mengen importiert würden. Preise orientieren sich am Wettbewerb. Da bezahlt wohl kein Kunde einen CO2-Aufschlag.» Allerdings würde auch kein Importeur eine Preiserhöhung direkt so bezeichnen. Marcel Guerry sagt zur Preisfrage offen: «Die Importeure sind nicht in der Lage, die CO2-Abgaben selber zu tragen. Leider haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger einer Lenkungsabgabe zugestimmt und darum werden Sie auch Kosten mitzutragen haben, die bei den einzelnen Marken unterschiedlich anfallen werden. Wir müssen das leider berücksichtigen, wenn wir die Preise festlegen.»

Womit die CO2-Lenkungsabgabe ihr Ziel erreicht: Umweltschädliche Autos werden im Vergleich zu umweltfreundlichen Autos teurer. «Aber am Schluss hat auch der Kunde mit seinem Verhalten einen grossen Einfluss darauf, ob wir die CO2-Ziele erreichen», hält Hannesbo fest.

Die Marken der Volkswagen AG
  • Audi
  • Bentley
  • Bugatti
  • Lamborghini
  • Porsche
  • Seat
  • Skoda
  • VW
  • Audi
  • Bentley
  • Bugatti
  • Lamborghini
  • Porsche
  • Seat
  • Skoda
  • VW
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