Statt englische Sportwagen gibts chinesische SUVs
Kultmarke MG kehrt nach Europa zurück!

Dass eine europäisch-chinesische Kooperation im Autobau erfolgreich sein kann, will nun auch Konzerngigant SAIC mit der ehrwürdigen Sportwagenmarke MG beweisen. Ab Anfang 2021 sollen die Elektro-Modelle nach Deutschland rollen. Und bald auch in die Schweiz?
Publiziert: 26.12.2020 um 06:45 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2020 um 22:45 Uhr
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Der F Trophy 160 war eines der letzten Autos, welches die britische Sportwagenmarke MG vor dem Konkurs 2005 noch auf den Markt brachte.
Foto: Auto&Mobilität
Andreas Engel

Totgesagte leben bekanntlich länger – so auch die einstige britische Sportwagenmarke MG. Bis Ende der 1980er-Jahre florierte das Geschäft mit den kultigen Spassmachern Made in England. Doch Misswirtschaft und Fehlplanung trieben die einst stolze Marke in den Ruin – 2005 war Schluss für die MG Rover Group.

Schon fast gang und gäbe, dass sich mit SAIC – notabene grösster Autobauer im Reich der Mitte – ein chinesisches Unternehmen die Markenrechte an MG krallte und seit 2007 versucht, die britische Tradition zurück auf die Strasse zu bringen.

Das Unterfangen könnte von Erfolg gekrönt sein: Seit wenigen Jahren werden MGs wieder im Vereinigten Königreich zugelassen – Made in China zwar, aber immerhin. Dieses Jahr hat MG in Grossbritannien bisher einen Marktanteil von 1,3 Prozent erobert – die Zulassungszahlen lagen im Oktober mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. In den ersten zehn Monaten 2020 hat MG Motor UK über 16'000 Autos verkauft.

Elektro-SUVs statt Sportwagen

Kein Wunder, will MG nun auch den Sprung nach Kontinental-Europa wagen: Der Export nach Norwegen, Dänemark, Island, den Benelux-Staaten, Frankreich sowie Österreich ist bereits gestartet – bald soll mit Deutschland auch der grösste europäische Automarkt in Angriff genommen werden. Mit den legendären Sportwagen vergangener Tage haben die neuen MGs freilich nichts mehr zu tun: Vielmehr setzen die Briten unter chinesischer Flagge auf die Kombination Elektro und SUV.

Erstes Modell im Angebot ist der MG ZS EV: Der Kompakt-SUV erinnert mit seinen ringförmigen Tagfahrlichtern optisch stark an den Mazda CX-3, ist wie dieser rund 4,30 Meter lang, leistet 143 PS (105 kW) und kommt mit einer Akkuladung rund 260 Kilometer weit. In ersten Tests überzeugt der ZS sowohl punkto Sicherheit, Assistenz als auch bei der Garantie, die bei der Batterie acht Jahre beträgt. Das ganze Paket bietet MG ab 32'000 Euro, knapp 35'000 Franken, an – nicht superbillig, aber doch eine Ansage an hiesige Autobauer.

MG könnte auch in die Schweiz kommen

Des Weiteren hat MG mit dem EHS soeben einen Plug-in-Hybrid für Europa vorgestellt, der mit 162 PS (119 kW) starkem 1,5-Liter-Turbobenziner plus 122-PS-E-Motor (90 kW) auf eine Systemleistung von 258 PS (370 Nm) kommt und bis zu 52 Kilometer (WLTP) elektrisch fährt. Die Optik mit «Diamant»-Kühlergrill, der an aktuelle Mercedes-Modelle erinnert, kann sich genauso sehen lassen wie das moderne Cockpit, das sich mit den hochauflösenden Digitalanzeigen, Ambientelicht oder auch 360-Grad-Kamera keineswegs vor der europäischen Konkurrenz verstecken muss. MG-Europachef Matt Lei stellt einen Preis ab 34'000 Euro, also rund 37'000 Franken, in Aussicht.

Ausserdem hat MG noch ein weiteres Modell in Petto, das in Europa bei den Kunden durchaus auf Anklang stossen könnte: Der MG 5 ist ein Elektro-Kombi auf Basis des in China erhältlichen Roewe Ei5 (so heisst Rover heute in China) – er wäre der erste rein elektrisch betriebene Kombi auf dem Markt. Ob MG bald auch auf den Schweizer Markt vorstossen wird? Gut möglich, aber das hängt wohl auch vom Erfolg in unseren Nachbarländern Deutschland und Österreich ab.

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