Start des Schweizer Piëch GT
Hochspannung liegt in der Luft

Mit dem fahrfähigen Prototyp des elektrischen Sportwagens straft das Schweizer Start-up Piëch Automotive alle Unkenrufe Lügen: Es sieht so aus, als könne der Traum 2024 wahr werden.
Publiziert: 17.10.2021 um 04:59 Uhr
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Toni Piëch (l.) und Rea Stark Rajčić vom Schweizer Auto-Start-up Piëch Automotive geben den Blick auf den Prototyp Piëch GT frei.
Foto: Piëch Automotive
Timothy Pfannkuchen

Apple, Amazon, Google: Bei der Enthüllung des Piëch-GT-Prototyps kommen uns Start-ups in den Sinn, deren Erfolgsgeschichte in einer Garage begann. Sollten die Pläne des Zürcher Start-ups Piëch Automotive im Serien-E-Sportwagen münden, darf man dann rückblickend sagen: Alles begann einst in dem alten Bunker Nummer 13.

Naja, fast: Bis das eigene Technik-Quartier steht, haben sich der Chefentwickler Klaus Schmidt (65, zuvor BMW M) und rund 200 am Projekt beteiligte Ingenieure der Autozulieferer im Entwicklungszentrum der Zulieferindustrie beim Flughafen Memmingen (D) eingemietet. Den GT enthüllen Schmidt und das kleine Zürcher Piëch-Kernteam von gut zwei Dutzend Leuten im Fliegerbunker 13 nebenan.

Vom Traum zum Prototyp

Entgegen allen Unkenrufen hat es die 2019 am Genfer Salon enthüllte Studie – damals Piëch Mark Zero genannt – und somit der Traum des Piëch-CEOs Toni Piëch (47) und des Designers Rea Stark Rajčić (38) ein grosses Stück weiter gebracht: Kaum ein Auto-Start-up schafft es je bis zum Prototyp. Geschätzte 400 bis 500 Millionen Franken mussten und müssen dafür erst bei Investoren eingesammelt sein. Unmöglich? Hatten wir von Tesla auch gedacht.

Drei Fragen an Toni Piëch

Anton «Toni» Piëch (47), Schweizer Sohn des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch (1937–2019), ist Co-Gründer und CEO der Zürcher Piëch Automotive AG.

SonntagsBlick: Herr Piëch, was sagen Sie rückblickend jenen, die daran gezweifelt hatten, dass Ihr Projekt jemals bis ins Prototyp-Stadium kommt?
Toni Piëch: Dass sie zu Recht gezweifelt hatten. Versprechen kann jeder, und es gibt ganze Friedhöfe uneingelöster Versprechen. Eine Autofirma zu gründen, ist alles andere als trivial! Uns war bewusst, dass wir liefern müssen, ehe man uns glaubt. Nun haben wir den GT geliefert: Er fährt, er lädt und er sieht gut aus.

Sie sind Schweizer. Wie wichtig ist die Schweiz für Piëch als Marke?
Ich kann gar nicht genug unterstreichen, wie wichtig die Schweiz für uns ist. Die Schweiz ist unser Showroom, unser Heimstadion, unsere Heimat. Wir sind stolz, eine Schweizer Marke zu sein und eine Version der Schweiz zu zeigen, die eine tolle Zukunft hat, weil so etwas möglich ist. Eine offene, innovative Schweiz!

Sie wollen den GT in Europa bauen und bis zur Serienproduktion sogar die Batteriefertigung von China nach Europa verlegen. Warum?
Europa war immer unser Schwerpunkt. Und beim Sonderfall Batterie haben wir angesichts der coronabedingten Disruption der Lieferketten die Zeit genutzt, um die Lieferketten-Stabilität zu erhöhen, indem wir in Europa eine Lösung gefunden haben. Das funktioniert sehr gut, und kürzere Wege machen alles viel einfacher.

Interview im Entwicklungszentrum Memmingen (D): CEO Toni Piëch (l.) im Gespräch mit Autoredaktor Timothy Pfannkuchen.
Piëch Automotive

Anton «Toni» Piëch (47), Schweizer Sohn des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch (1937–2019), ist Co-Gründer und CEO der Zürcher Piëch Automotive AG.

SonntagsBlick: Herr Piëch, was sagen Sie rückblickend jenen, die daran gezweifelt hatten, dass Ihr Projekt jemals bis ins Prototyp-Stadium kommt?
Toni Piëch: Dass sie zu Recht gezweifelt hatten. Versprechen kann jeder, und es gibt ganze Friedhöfe uneingelöster Versprechen. Eine Autofirma zu gründen, ist alles andere als trivial! Uns war bewusst, dass wir liefern müssen, ehe man uns glaubt. Nun haben wir den GT geliefert: Er fährt, er lädt und er sieht gut aus.

Sie sind Schweizer. Wie wichtig ist die Schweiz für Piëch als Marke?
Ich kann gar nicht genug unterstreichen, wie wichtig die Schweiz für uns ist. Die Schweiz ist unser Showroom, unser Heimstadion, unsere Heimat. Wir sind stolz, eine Schweizer Marke zu sein und eine Version der Schweiz zu zeigen, die eine tolle Zukunft hat, weil so etwas möglich ist. Eine offene, innovative Schweiz!

Sie wollen den GT in Europa bauen und bis zur Serienproduktion sogar die Batteriefertigung von China nach Europa verlegen. Warum?
Europa war immer unser Schwerpunkt. Und beim Sonderfall Batterie haben wir angesichts der coronabedingten Disruption der Lieferketten die Zeit genutzt, um die Lieferketten-Stabilität zu erhöhen, indem wir in Europa eine Lösung gefunden haben. Das funktioniert sehr gut, und kürzere Wege machen alles viel einfacher.

Derzeit laufen laut Piëch Verhandlungen mit möglichen Produzenten seines Fahrzeugs. Namen sind geheim, man darf aber so Player wie etwa Magna oder Valmet vermuten. In zwei Jahren soll der Piëch GT mit 500 Kilometern Reichweite ab etwa 200'000 Euro (ca. 215'000 Fr.) starten. Bei einer ersten Mitfahrt im Prototyp (hier mehr dazu) chauffiert Schmidt uns mit einer Verve, dass wir uns nicht nur 612 PS (450 kW) aus drei E-Motoren vorstellen können. Sondern nach vielen Gesprächen vor Ort auch, dass der Papiertiger vom Genfer Salon zum realen Elektrotraum wird.

Das kann nicht mal Porsche

Gegenüber der vor zweieinhalb Jahren gezeigten Designstudie Piëch Mark Zero hat sich der Piëch GT kaum verändert, wurde aber im Detail geschärft. Bei der Technik des Allradlers stechen der modulare Aufbau und das geringe Gewicht von 1,8 Tonnen heraus. Jenes verdankt der Piëch GT der Batterie, die ausser leicht extrem ladefreudig sein soll. Bei der Vorführung saugt sich der Piëch GT mit über 450 kW am Piëch-eigenen Lader in nicht mal fünf Minuten von 20 auf 80 Prozent. Selbst an «normalen» Schnellladern sollen 350 kW drinliegen. So was schafft im Moment nicht mal ein Porsche Taycan. Da liegt jetzt Hochspannung in der Luft.

Kann man eigentlich den GT vorbestellen, wenn man als kurz entschlossener Millionär in den Zürcher Showroom von Piëch stolpert? «Wir führen eine sehr lange Bleistift-Liste von Leuten, die mit der Frage zu uns gekommen sind», sagt Toni Piëch und fügt an: «Es wird relativ zeitnah eine offizielle Warteliste geben.»

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