Hier ist doch gar keine Landesgrenze! Wir staunen über die blaue Linie, die sich auf unserem Navi durch die Landschaft zieht. Doch da wir gerade den elektrischen Porsche Taycan testfahren, wird uns schnell klar: Ah, das zeigt an, wie weit wir mit dem verbleibenden Strom im Akku noch kämen. Clever gelöst und schön einfach.
Natürlich kann ein so intelligentes Navi auch die Ladestationen anzeigen. Das sind inzwischen richtig viele. Nur: Wenn das Bezahlen des Ladevorgangs auch nur halb so einfach wäre wie das Finden der Ladesäule, wären gerade die Elektro-Neulinge ohne Ladekarte schon froh. Das musste BLICK schon am eigenen Leib erfahren.
Wieso nicht mit Karte?
Diese Erfahrung musste auch IT-Berater Urs Salvisberg (60) machen. Seither befasst er sich mit öffentlichen Ladesäulen und weitete seine Beratung aus, um für Kunden passende und möglichst einfache Ladelösungen zu finden. Vor allem das Zahlen muss aus seiner Sicht viel simpler werden: «Ich verstehe nicht, wieso ich meist nicht mit meiner EC- oder Kreditkarte bezahlen darf.»
Dabei kritisiert er vor allem Schnelllade-Stationen an Autobahnen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) verlangt von den Anbietern, dass Kartenzahlung möglich ist. «Das ist grundsätzlich gut. Nur leider akzeptiert der Bund eine umständliche Lösung mit QR-Code als Kartenzahlung», sagt Salvisberg. Das Problem: Der Code funktioniert nicht simpel wie etwa bei Twint, sondern öffnet eine Webseite auf dem Handy. Dort müssen wir Kreditkartendaten eintragen, um zahlen zu können. Das dauert. Und nervt! «Unzumutbar», findet Salvisberg, «gerade jetzt im Winter mit kalten Fingern oder bei Regen sind solche Handy-Lösungen besonders mühsam.»
Hier funktionierts
Inzwischen gibts aber auch Positiv-Beispiele. Beispielsweise beim Verkehrshaus in Luzern. Neben der Ladesäule steht einfach ein klassisches Kartenterminal, wie wir es von Tankstellen kennen. «Ich halte meine EC-Karte hin, wähle den Stecker – und los. Auf Wunsch gibts sogar eine Papierquittung.» Ähnlich einfach funktioniert es im Opéra-Parkhaus am Zürcher Sechseläutenplatz oder bei der Kartause Ittingen in Warth TG. Clevere Lösungen gibts auch beim Schulhaus an der Bremgartenstrasse in Dietikon ZH oder im Parkhaus des Spital in Langenthal BE. Die Gemeinde Dietikon koppelt das Laden am Schulhaus mit der Parkgebühr: Wer nur parkiert, bezahlt einen Franken pro Stunde, die Ladeparkplätze kosten 2,50 Franken – egal, ob man lädt oder nicht. «Nicht perfekt, aber einfach, fair und transparent. Das braucht die Elektromobilität!», sagt Salvisberg lobend. In Langenthal lässt sich der Strom gar per Münzautomat zahlen. «Die Automaten wurden nicht mehr gebraucht, und das Spital fand eine alternative Verwendung», weiss Salvisberg. «All diese Beispiele sind vorbildlich in Sachen Preistransparenz und einfacher Bedienung.»
Zahlreiche weitere gute Beispiele trägt Salvisberg, seit über acht Jahren Fahrer eines Opel Ampera, auf der Internetseite Sympacharge.com zusammen und aktualisiert sie laufend, wenn er neue angefahren ist. «Die ersten Fahrer von Elektroautos waren Pioniere und haben gern experimentiert. Aber wer jetzt umsteigt, ist es vom Benzintanken her simpel gewohnt und will es weiterhin so: Anhalten, einstecken und laden.»