Elektroautos haben einen äusserst praktischen Vorteil gegenüber Benzinern und Diesel: Sie können zu Hause «tanken». Das reicht heute für die meisten Fahrten aus. Kompliziert kann es aber dann werden, wenn der zu Hause geladene Strom nicht bis ans Ziel oder wieder zurück nach Hause reicht. In diesem Fall müssen wir an einer öffentlichen Ladestation laden.
Im Vergleich zum Benzin- oder Dieseltanken dauert dies länger. Doch das ist nicht der einzige Nachteil. Obwohl es klare gesetzliche Vorgaben gibt, sind die Preise zum Laden an öffentlichen Strom-Stationen häufig nicht wie bei Benzin-Tankstellen klar und transparent ersichtlich (BLICK berichtete).
Ladenetze haben eigene Ladekarten
Und auch beim Bezahlen an der Strom-Ladezäule kann es schwierig werden. Während wir an jeder Benzin- und Diesel-Tankstelle simpel mit Bargeld, Tank-, Kredit- oder EC-Karte zahlen, konnte man an Elektro-Ladestationen bis vor drei Jahren ohne einer zur Ladesäule passenden Ladekarte keinen Strom ziehen, wie BLICK auf einer Elektro-Odysee selbst erfahren musste.
Zumindest diese Situation hat sich mittlerweile deutlich gebessert. Die verschiedenen Ladenetze wie EV-Pass, Swisscharge, Move oder internationale Anbieter akzeptieren inzwischen die verschiedenen Ladekarten untereinander. Aber Achtung: «Fremdbezahlen» ist meistens teurer, weil die Anbieter Roaming-Gebühren verrechnen, die zudem oft nicht separat ausgewiesen werden.
Bares war mal Wahres
Praktisch unmöglich beim Stromtanken ist dagegen Barzahlung. Es gibt einige wenige Ausnahmen wie etwa im Parkhaus im Spital Langenthal BE, wo der Strom direkt am Münzautomaten bezahlt werden kann. Auf manchen öffentlichen Parkplätzen ist der Strom auch in die Parkgebühr integriert, wie zum Beispiel beim Schulhaus an der Bremgartenstrasse in Dietikon ZH.
Bei Bezahlung mit EC- und Kreditkarte ist das Angebot zwar grösser, aber oftmals auch komplizierter. Ein klassisches Terminal mit PIN-Eingabe ist äusserst selten vorhanden. Grund dafür: die Ladekarten funktionieren dank NFC-Technologie kontaktlos. Dann dürften also wenigstens neuere EC- und Kreditkarten funktionieren, weil diese auch kontaktlos bezahlen können? Jein. Es gibt nur wenige solche Ladestationen. Weil höhere Sicherheitsstandards nötig sind, sparen sich die Lade-Anbieter die damit verbundenen Kosten an vielen Standorten. Dazu kommt die Problematik, dass der Preis nicht vorab feststeht, weil er von der bezogenen Strommenge abhängig ist. Die kontaktlose Kartenzahlung ist deshalb nur bis zu einem fixen Maximalbetrag erlaubt.
Umständlicher QR-Handy-Umweg
Wo die Kartenzahlung nicht möglich ist, bieten viele Ladesäulen-Anbieter inzwischen den Umweg über einen QR-Code an. Dieser öffnet auf unserem Smartphone eine Internetseite, auf der wir unsere Kreditkartendaten eingeben können, um so wenigstens mit der Karte bezahlen zu können. Das mag tagsüber bei schönem Wetter funktionieren, problematisch wird es aber bei Dunkelheit, Regen und Kälte.
Natürlich können wir nach dem Scannen ins Auto sitzen. Das ändert aber nichts daran, dass es umständlich und alles andere als kundenfreundlich ist. Das mag bislang funktioniert haben, weil die E-Auto-Fahrer der ersten Stunde echte Pioniere und Elektro-Nerds waren. Sie nahmen solche Unannehmlichkeiten in Kauf, auch um zu demonstrieren, wie unabhängig sie mit ihrem E-Auto sind.
Doch mit zunehmendem Modellangebot will die E-Mobilität massentauglich werden. Da müssen aber gleichzeitig auch die Preistransparenz an den Ladestationen sowie die Zahlungsmodalitäten dringend ausgebaut und vereinfacht werden – und zwar schnell. Sonst könnte der Aufschwung der E-Mobilität bald wieder verpuffen.