Der Name Picasso ist zurück in der Autowelt. Dieses Mal hat er aber nichts mit dem spanischen Künstler (1881 bis 1973) oder Citroën zu tun. Vielmehr hat der Italiener Stefano Picasso vor zwei Jahren in San Vittore GR die Firma Picasso Automotive gegründet. Sein Ziel: Einen Schweizer Supercar zu bauen.
Und dieses Ziel hat er geschafft. In Monaco feierte der Picasso Automotive 660 LMS kürzlich seine Weltpremiere. Fürst Albert von Monaco (64) höchstpersönlich soll den Schweizer Supersportwagen an der Messe «Top Marques Monaco» enthüllt haben, schreibt das zwei Jahre alte Start-up. Ein Bild-Beweis haben wir zwar nicht erhalten. Von der «Monaco Tribune» wurde der Fürst aber immerhin neben dem bereits enthüllten Fahrzeug abgelichtet.
Aktuelle Schweizer Autobauer
Den Wagen gibt es nun also – und damit hat die Schweiz ihren vierten aktiven Autobauer; nach Kyburz, Microlino und Piëch. Dabei sind alle vier so unterschiedlich, dass sie sich wohl kaum auf die Füsse treten. Kyburz ist für die elektrischen Post-Töffli und Senioren-Mobile bekannt. Machte aber auch mit dem eRod von sich Reden. Microlino startet jetzt endlich mit seiner elektrischen Isetta-Neuauflage – ein Mini-Stromer für die Stadt. Piëch Automotive setzt mit einem Elektro-Sportwagen ebenfalls auf die Zukunft.
Ganz anders Picasso Automotive. Die Tessiner Firma aus dem Bündnerland setzt noch auf einen V6-Benziner mit zwei Turbos. Die italienische Firma Autotecnica Motori steuert das 660 PS (485 kW) und 720 Nm starke Aggregat bei. Von dieser Leistung leitet sich auch der Name 660 LMS ab. LM steht zu dem für das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans und das S für Strasse, denn der Schweizer Bolide soll ein Rennwagen für die Strasse sein.
Karbon-Leichtgewicht
Die Sportwagen-Gene zeigen sich durch ein sequentielles Sechs-Gang-Getriebe und den Heckantrieb. Damit diese die 660 PS auch auf die Strasse bringen, drückt ein mächtiger und manuell verstellbarer Heckflügel die Hinterräder auf die Strasse. Bei der Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h generiert er einen Anpressdruck von 960 Kilogramm. Das ist auch nötig, weil der Bündner Karbonrenner nur 980 Kilogramm wiegt.
Die seitlichen Karosserie-Elemente wurden je aus einem Stück Karbon gefertigt. Sie sollen mit 3,24 Meter Länge die längsten Karbon-Bauteile sein, die je für ein Auto produziert wurden. Der 660 LMS ist 4,36 Meter lang, 1,97 Meter breit und 1,25 Meter hoch. Das Design des Picasso folgt der Aerodynamik. So gibt es viele Kühl- und Abluftöffnungen. Das optische Resultat? Geschmackssache – fällt aber sicher auf.
Stolzer Schweizer Preis
Im Cockpit gibts viel Sichtkarbon und selbst das Lenkrad besteht mehrheitlich aus dem Kohlefaserverbundstoff, wurde aber mit Alcantara überzogen. Auf dem Lenkrad sitzt ein 7-Zoll-Touchscreen mit den wichtigsten Informationen. Statt Seitenspiegel gibts Kameras, die ihr Bild an weitere 7-Zoll-Displays auf beiden Seiten der Armaturentafel senden.
Picasso Automotive wird nur 21 Stück des 660 LMS bauen. 20 davon gehen in den Verkauf. Bestellungen nehmen die Südschweizer bereits entgegen, die Produktion startet allerdings nach aktueller Planung erst in der zweiten Hälfte 2023. Gleiches gilt für die Auslieferung.
Natürlich hat ein Sportwagen aus der Schweiz auch ein Schweizer Preisschild: 820'000 Franken kostet der 660 LMS, noch ohne Mehrwertsteuer oder Optionen! Ziemlich viel für einen Boliden eines noch ziemlich ungekannten Herstellers. Allerdings: Karbon ist halt teuer – und einen noch leichteren Supercar zu finden, dürfte schwierig werden.