Nutzfahrzeug-Zahlen: Leichte Erholung, aber noch immer im Minus
Lastwagen runter, Camper rauf!

Auch bei den Verkäufen von Nutzfahrzeugen gings in den erste drei Quartalen 2020 wegen der Corona-Pandemie bergab – minus 15,9 Prozent. Aber ein Segment macht den Importeuren Freude.
Publiziert: 15.10.2020 um 11:39 Uhr
|
Aktualisiert: 22.01.2021 um 22:00 Uhr
1/11
Der Schweizer Nutzfahrzeugmarkt ist in der Corona-Pandemie unter Druck geraten. Pessimistische Aussichten für die Zukunft machen die Unternehmen zurückhaltend.
Foto: jean-brice lemal
Andreas Faust

Zwischen Januar und September ist der Verkauf von Nutzfahrzeugen – also Last- und Lieferwagen – in der Schweiz um 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. Laut des Auto-Importeursverbandes Auto-Schweiz ging die Zahl der Neueinlösungen um 5351 Einheiten auf 28'221 Fahrzeuge zurück. Immerhin: Der Abwärtstrend, verursacht vor allem durch die Corona-Pandemie, hat sich damit verlangsamt. Zur Jahreshälfte Ende Juni lag das Minus gegenüber 2019 noch bei 21,5 Prozent.

Die Verkaufszahlen der Nutzfahrzeuge gelten als ein Hinweis auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Läuft des Geschäft in den Unternehmen rund, werden neue Firmenwagen geordert. Sind die Aussichten pessimistisch oder fehlt es absehbar an Aufträgen, werden sie zurückhaltend beim Fahrzeugverkauf.

Camper federn Rückgang etwas ab

Auch wenn der erwartete coronabedingte Konjunktureinbruch von 6,2 Prozent inzwischen auf 3,8 Prozent nach unten korrigiert wurde: Vor allem KMUs wie Handwerksbetriebe scheinen weniger optimistisch in die Zukunft zu blicken: Bei den leichten Nutzfahrzeugen unter 3,5 Tonnen – typische Lieferwagen für die Städte und Fahrzeuge für Handwerksbetriebe – betrug das Minus in den ersten drei Quartalen sogar 20,3 Prozent. Gegenüber 2019 wurden 5103 Fahrzeuge weniger verkauft. Die schweren Lastwagen und Sattelschlepper verzeichneten ein Minus von genau 20,0 Prozent.

Aber ein Segment macht den Importeuren Freude: Bei den Campern konnten sie einen Zuwachs von 12,9 Prozent verbuchen. Sie werden zwar nahezu ausschliesslich von privaten Besitzern gefahren, zählen in der Statistik aber ebenfalls zu den leichten Nutzfahrzeugen. In den ersten neun Monaten 2020 wurden 4902 Camper in Verkehr gesetzt – ein Plus von 561 Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit machen Camper auch den Löwenanteil unter den 5427 verkauften Personentransportern aus, also Bullis und Kleinbusse.

Camper-Trend wird weitergehen

Nicht trotz, sondern wegen der Corona-Pandemie: Seit Feriendestinationen im Ausland unsicher werden in Bezug auf Pandemiemassnahmen oder mögliche Quarantäne vor oder nach den Ferien, verbringen die Schweizerinnen und Schweizer zunehmend den Urlaub im eigenen Land im rollenden Hotelzimmer namens Camper. Zahlreiche Campingplätze haben sich darauf eingestellt und gar die Saison bis in den November verlängert. «Der Trend zum Camping als ansteckungssichere Reiseform während der Pandemie setzt sich fort», sagt dazu Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik.

Weil Camping überall in Europa boomt, übersteigt derzeit bei vielen Anbietern die Nachfrage das Angebot – so müssen Käufer derzeit viele Monate auf einen VW T6 California als dem beliebtesten Camper der Schweiz warten. Laut Wollnik werde das auch absehbar so bleiben: «Wir gehen davon aus, dass sich dieses Wachstumssegment auch in den kommenden Monaten gegen den allgemeinen Markttrend behaupten können wird.»

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?