Nicht alle Autohersteller stecken in der Krise
Kia will zum Elektrogiganten werden

In fünf Jahren will Kia weltweit jährlich 4,3 Millionen Autos verkaufen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, setzen die zur Hyundai Group gehörenden Südkoreaner auf Variabilität bei den Antriebsformen und bewährte, preisgünstige Technik.
Publiziert: 20.03.2025 um 11:08 Uhr
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Dieses Jahr fand der Kia-EV-Day in einer ehemaligen Stierkampf-Arena in Spanien statt. Und die Südkoreaner gehen dort mit den gezeigten neuen E-Modellen in den Attacke-Modus.
Foto: www.weigl.biz

Darum gehts

  • Kia plant aggressive Elektroauto-Offensive mit neuen Modellen und Technologien
  • EV2, EV3, EV4 und PV5 als Schlüsselmodelle für Kias Elektrostrategie
  • AB 2030 will Kia 4,3 Millionen Neuwagen pro Jahr verkaufen, davon 1,6 Millionen Stromer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Wolfgang GomollFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

Wenns ums Stromern geht, gibts für Kia nur eine Richtung: «Wir wollen die Trendwende bei der Elektromobilität herbeiführen», erklärt Kia-Chef Ho Sung Song beim jährlich stattfindenden EV-Day selbstbewusst. Kia schaltet also in den Attacke-Modus. Da passt perfekt ins Bild, dass die Stromer-Show heuer im spanischen Tarragona in einer ehemaligen Stierkampfarena stattfindet. Imposant ist denn auch die Zahl der elektrischen Neuheiten, die Kia an diesem Abend fast lautlos auf die Bühne rollt. Da fährt erst der Kia EV4 vor – gleich in zwei komplett unterschiedlichen Karosserievarianten. Danach folgt der Kia PV5 – ein ernst zu nehmender Konkurrent zum VW ID.Buzz. Und schliesslich wird als Zugabe auch noch eine Studie enthüllt, die einen ersten Ausblick auf den kleinen Stromer EV2 gibt.

Das allein ist schon eine ambitionierte Produktpalette, die den Konkurrenten künftig an breiter Front Marktanteile streitig machen will. Die meisten Marktanalysten sind sich einig, dass die Talsohle der Elektromobilität frühestens im Lauf des nächsten Jahres, also 2026, durchschritten sein wird. Und Kia will dann gerüstet sein. Entsprechend gross sind die Ambitionen: Ab 2030 will Kia rund 4,3 Millionen Neuwagen pro Jahr verkaufen. Das wären rund 1,2 Millionen mehr als im letzten Jahr. «Die zusätzliche Million kommt hauptsächlich von den Elektromobilen», prophezeit Ho Sung Song.

Der EV4 spielt eine wichtige Rolle

Eine wichtige Rolle bei Kias Stromer-Offensive spielt der neue EV4. Rund 165’000 Einheiten pro Jahr sollen allein von ihm verkauft werden; etwa 80’000 davon in Europa, wo die Steilheckversion die gefragtere Variante sein dürfte. Der EV4 wird deshalb auch im slowakischen Žilina gefertigt. Stückzahlmässig noch wichtiger dürfte aber das baldige elektrische Einstiegsmodell EV2 werden, von dem Kia allein in Europa 100’000 Einheiten jährlich produzieren will. Bis 2030 sollen mindestens 1,6 Millionen der jährlichen Kia-Verkäufe reine Stromer sein. Und bis dann will die südkoreanische Hyundai-Tochter auch 15 unterschiedliche Elektromodelle anbieten.

Das Fundament dafür steht bereits. So hat Kia schon vor einigen Monaten das südkoreanische Werk in Gwangmyeong zur reinen E-Auto-Fabrik mit sehr hohem Automatisierungsgrad umgebaut. Der bei uns schon länger erfolgreich auf dem Markt eingeführte EV3 läuft dort vom Band – und bald auch der EV4. Die Jahreskapazität ist auf 150’000 Einheiten ausgelegt. Die Frage, die jeden Autohersteller beim Thema Elektromobilität umtreibt, ist jene nach der Wirtschaftlichkeit. «Mit batterieelektrischen Fahrzeugen verlieren wir kein Geld», stellt Ho Sung Song klar. Aber nur dank konsequenten Grundsatzentscheidungen. Mit Biegen und Brechen Autos mit teurer 800-Volt-Batteriearchitektur in den Markt zu drücken, ist für Kia nicht zielführend. Zwar gewinnt man mit schneller Ladeleistung fast jede Stammtisch-Debatte, aber das kostet auch Geld.

Manchmal ist weniger mehr

Die Electric Global Modular Platform (EGMP) erlaubt Kia, die E-Fahrzeuge mit 400- oder 800-Volt-Technik, wie etwa beim grossen EV9, aufzubauen. Die entscheidende Frage der Markenstrategen lautet jedoch: Wie viel will und kann sich der Kunde leisten? Kia schätzt, dass die 800-Volt-Technik 5000 bis 10’000 Franken mehr kostet. Dass sich das bei einem Kompaktfahrzeug wie dem EV3 nicht rechnet, liegt auf der Hand. Selbst der etwas grössere EV4 wird «nur» als 400-Volt-Variante auf den Markt kommen. Die Kia-Kalkulation lautet hier: lieber ein paar Minuten länger an der Ladesäule, dafür einen günstigeren Verkaufspreis. Anders ist ein Erfolg im hart umkämpften E-Automarkt auch nicht möglich. Die Südkoreaner sind allerdings nicht die Einzigen, die bei der Ladeleistung je nach Fahrzeugsegment und anvisierter Kundschaft variieren. So legt zum Beispiel auch BMW die Neue-Klasse-Architektur zweigleisig aus.

Allerdings setzt Kia auch künftig nicht allein auf Batteriestromer. Vielmehr will man die Produktion bewusst flexibel und variabel halten, damit weiterhin im selben Werk Elektro- und auch Verbrennermodelle gefertigt werden können. «Der Kunde steht im Zentrum. Wir beobachten den Markt genau – und können so bei Bedarf auch wieder mehr Autos mit Verbrennungsmotor bauen», beschreibt Ho Sung Song seine Strategie. Dass aber auch solche Verbrenner als Mildhybrid oder Plug-in-Hybrid elektrifiziert sein müssen, liegt für ihn auf der Hand. Deshalb erweitert Kia das Hybridangebot bis 2028 auf neun Modelle. Für all diese Entwicklungen investiert der koreanische Autobauer bis 2028 gut 2,4 Milliarden Franken.

Nutzfahrzeugmarkt entdeckt

Damit ist die Produktoffensive aber noch nicht abgeschlossen. Denn als weiteres Wachstumsfeld haben die Koreaner die Nutzfahrzeugsparte entdeckt. So kommt nächstes Jahr der elektrische Kia PV5 auf den Markt – als direkter Konkurrent zum VW ID.Buzz. Wie bei VW wird es auch den Kia als leichtes Nutzfahrzeug und als Personentransporter geben. Elf verschiedene Varianten sollen dereinst im Angebot figurieren, darunter eine speziell für Rollstuhlfahrer und auch eine mit offener Ladefläche. «Unsere Mitbewerber haben Schwierigkeiten, ihre Ziele zu erreichen», weiss Kia-Nutzfahrzeugchef Sangdae Kim. In diese Lücke wollen die Koreaner stossen. Die Vorgehensweise deckt sich dabei mit jener bei den PWs. Solide Technik statt teures Hightech um jeden Preis. So dürfte der PV5 ab rund 35’000 Franken starten. Und das ist sinnvoll, denn gerade in der Nutzfahrzeugbranche wird messerscharf kalkuliert.

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