Neuer XXL-SUV Kia EV9
Unterwegs mit dem Fünf-Meter-Schiff

Kia geht in die Elektro-Offensive und lanciert bis 2026 vier neue EV-Modelle. Den Anfang machte der Crossover-SUV EV6. Mit dem EV9 kommt jetzt ein XXL-SUV dazu. Blick testet das Elektro-Schiff auf Rädern.
Publiziert: 13.11.2023 um 10:48 Uhr
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Kia will seine Elektroauto-Familie mit dem EV2, EV3, EV4 und EV5 bis 2026 auf sechs Modelle erweitern.
Foto: ZVG.
Kim Hüppin

Mit den Modellen EV2, EV3, EV4 und EV5 will Kia bis 2026 seine Elektroauto-Familie auf sechs Modelle erweitern. Den Anfang des neuen E-Portfolios machte der dynamisch positionierte EV6, der schon bei der Lancierung vor zwei Jahren begeisterte und zum europäischen Auto des Jahres gewählt wurde.

Dem elektrischen Crossover-SUV folgt der dieses Jahr vorgestellte Kia EV9 – ein fünf Meter langer XXL-SUV mit drei Sitzreihen. Der grosse und edle EV9 wird zum neuen Markenflaggschiff der Hyundai-Schwester und fordert gar die Premiumkonkurrenz aus Europa heraus. 

Kias Erfolgswelle

Zukünftige Kia-Elektroautos sollen sich punkto Design am EV9 orientieren. Das war an den präsentierten Modellen und Konzepten am Kia EV Day vergangenen Monat kaum zu übersehen. Die neue Designsprache namens «Opposites United» (zu Deutsch: «Vereinte Gegensätze») verleiht Kia das überfällige neue Etwas. So kommen der kürzlich vorgestellte EV5 und die Konzepte EV3 sowie EV4 kantig und robust daher.

Offiziell sagen will es bei Kia niemand – auch weil man noch den Edelableger Genesis im eigenen Haus hat. Aber mit der neuen Designsprache und modernster Technik spielen die neuen Kia-Modelle durchaus in der Luxusliga. Insbesondere der 5,01 Meter lange EV9 ist mit seinem edlen und schicken Auftritt eine klare Kampfansage an die Premiumkonkurrenz.

Für Kind und Kegel

Das Segment der Familienvans ist tot: Während klassische Siebenplätzer langsam, aber sicher aus den Modellprogrammen verschwinden, lebt die Idee eines Grossfamilienautos im EV9 wieder auf. Das Schiff auf Rädern gibts mit sechs oder sieben Plätzen. Die Sitze sind elektrisch verstellbar und lassen sich vorne und in der mittleren Reihe kühlen oder heizen. Beim Sechsplätzer gibts die Option von drehbaren Sitzen, die das Ein- und Aussteigen erleichtern.

Das Raumgefühl in Kias neuem Flaggschiff finden wir beeindruckend. Jeder der bequemen Sitze bietet genügend Kopf- und Beinfreiheit, selbst für grosse Personen – was nicht zuletzt der langgezogenen Dachlinie zu verdanken ist. Becherhalter, Ladeanschlüsse und Ablagefächer gibts, so weit das Auge reicht. Ausserdem ist der EV9 mit einem Kofferraumvolumen von 333 bis 2318 Litern und einem 52 bis 90 Liter grossen Frunk (Kofferraum vorne) ein echtes Platzwunder.

Hinter dem Lenkrad gibts ein digitales Kombiinstrument und in der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein 12,3 Zoll grosses Infotainment-Touchdisplay. Dazwischen sitzt ein kleines, separates Display für die digitale Klimabedienung – diese wird aber beim Fahren vom Lenkradkranz verdeckt. Glücklicherweise gibts noch altbewährte Tasten am Lenkrad sowie unter dem Bildschirm für die Bedienung von Klima, Lautstärke und Infotainment.

Raumschiff auf Rädern

Aufgebaut ist der EV9 auf der Electric Global Modular Platform (E-GMP) mit 800-Volt-Technologie, auf der auch die Schwestermodelle Hyundai Ioniq 5, Kia EV6 und Genesis GV70 stehen. Der Kia EV9 kommt in zwei Varianten: Heckantrieb mit 204 PS (150 kW) ab 75’950 Franken oder in der GT-Line als 385 PS (283 kW) leistender Allradler ab 83’950 Franken – eine sportliche GT-Version wird 2024 folgen. Beeindruckend: Der allradgetriebene EV9 kann sein Eigengewicht, also 2,5 Tonnen, Anhängelast ziehen. 

Mit seiner 99,8-kWh-Batterie kommt der EV9 bis zu 563 Kilometer weit – beim Allradler schrumpft die Reichweite auf nach wie vor ausreichende 512 Kilometer. Aufgeladen wird der Akku mit maximal 210 kW Ladeleistung – so gehts von 10 auf 80 Prozent Kapazität in 24 Minuten. Ausserdem ist er technisch für bidirektionales Laden bereits ausgerüstet – sobald gesetzliche Regelungen es erlauben, kann Kia dies per Software-Update freischalten.

Kia EV9 GT-Line

Antrieb: Elektromotor, 385 PS (283 kW), 700 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, 4x4, Akku netto 99.8 kWh
Fahrleistungen: 0–100 km/h 5,3 s, Spitze 200 km/h
Masse: L/B/H 5,01/1,98/1,78 m, Leergewicht je nach Sitzkonfiguration 2688 bis 2723 kg, Kofferraum 333 bis 2318 l
Verbrauch: WLTP 22,8 kWh/100 km, 505 km Reichweite, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 83’950 Franken, Basis ab 75’950 Franken

Antrieb: Elektromotor, 385 PS (283 kW), 700 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, 4x4, Akku netto 99.8 kWh
Fahrleistungen: 0–100 km/h 5,3 s, Spitze 200 km/h
Masse: L/B/H 5,01/1,98/1,78 m, Leergewicht je nach Sitzkonfiguration 2688 bis 2723 kg, Kofferraum 333 bis 2318 l
Verbrauch: WLTP 22,8 kWh/100 km, 505 km Reichweite, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 83’950 Franken, Basis ab 75’950 Franken

Kurvenstabil

Serienmässig an Bord sind zahllose Assistenten: Autobahnassistent mit Spurwechselunterstützung, ein Kreuzungsassistent, ein aktiver Totwinkelassistent mit Lenk- und Bremseingriff, eine Bergabfahrhilfe und eine ferngesteuerte Einparkfunktion. Der Innenspiegel kann wahlweise von analog auf digital umgestellt werden. Digitale Aussenspiegel will Kia Anfang des nächsten Jahres auch bei den Seitenspiegeln einführen. 360-Grad-Kamera und Head-up-Display gibts ebenfalls serienmässig.

Der XXL-Elektroallradler sieht mit seiner Höhe von 1,78 Metern und der Länge von rund fünf Metern sehr wuchtig aus und lässt vermuten, dass er in Kurven aufgrund des hohen Schwerpunkts schwankt. Die 566 Kilo schwere Batterie verlagert den Schwerpunkt aber nach unten und so wankt der EV9 verhältnismässig wenig in Kurven. In 5,3 Sekunden beschleunigt der 2,5-Tönner von 0 auf Tempo 100. Der flotte Vortrieb macht sich vor allem im Sport-Fahrmodus bemerkbar – doch auch im Eco-Modus reicht die Beschleunigung völlig aus. Windgeräusche während der Fahrt halten sich erstaunlich in Grenzen und so gleitet der Elektro-Koloss beeindruckend sanft über den Asphalt.

Keine Frage, mit dem EV9 bietet Kia ein attraktives und geräumiges Familienmobil, das der Konkurrenz einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

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