Erste Fahrt im Kia EV3
Kommt hier der Gamechanger?

Der neue Kia EV3 soll ein Gamechanger werden. Hoffen seine Macher. Denn der kompakte Stromer will Elektromobilitäts-Zweifler von den Vorzügen der Antriebstechnik mit Strom überzeugen. Ob ihm dies gelingt? Wir sind den kompakten E-Crossover gefahren.
Publiziert: 19.11.2024 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2024 um 12:42 Uhr
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Optisch erinnert der neue Kia EV3 etwas an seinen grossen Bruder EV9.
Foto: ZVG.

Auf einen Blick

  • Kompakter Elektro-Crossover mit Charakter und beeindruckender Reichweite
  • Intelligente Rekuperation und komfortables Fahrwerk für entspanntes Langstreckenfahren
  • Bis zu 605 Kilometer Reichweite, 204 PS und Preise ab 36'950 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Kia gehört zu den aufstrebenden Marken. Die Produkte überzeugen – optisch und technisch. Das galt schon für den Kia Soul. Und jetzt auch für dessen Nachfolger, der aufgrund der neuen Nomenklatur nicht mehr Soul, sondern EV3 heisst. Deswegen aber keineswegs seelenlos ist. Die äussere Optik mit vielen Kanten hat Charakter und erinnert uns stark an den grösseren Bruder EV9.

Mit einer Länge von 4,30 Metern spielt der EV3 aber in der Kompaktliga und misst sich dort beispielsweise mit dem Volvo EX30, dem Lexus LBX, dem Smart #1 oder dem allerdings etwas längeren Konzernbruder Hyundai Kona.

Sehr geräumig

Erstaunlich, wie viel Platz der kompakte Stromer bietet. Man sitzt als Fahrer zwar, wie in vielen Elektroautos mit im Fahrzeugboden verbauten Akkus, relativ hoch. Dennoch ist das Raumgefühl im EV3 hervorragend. Aber nicht nur die Passagiere haben angenehm viel Raum zur Verfügung, auch deren Gepäck. Der Kofferraum mit allerdings etwas hoher Ladekante bietet 460 Liter Volumen. Klappen wir zudem die Rücklehnen um, entsteht ein ebener Ladeboden und das Fassungsvermögen erhöht sich inklusive des Fachs darunter auf bis zu 1251 Liter. Dazu kommt vorne noch ein zusätzliches 25-Liter-Staufach, ein sogenannter Frunk, um zum Beispiel das Ladekabel zu verstauen.

Das Cockpit gefällt. Obwohl viele rezyklierte Materialien für Oberflächen oder Sitzpolster verwendet werden, wirkt das Interieur alles andere als billig. Die Konsole zwischen Fahrer und Beifahrersitz lässt sich praktisch erweitern und je nach Bedarf zum Picknick- oder Arbeitsplatz umfunktionieren. Vorne blickt man auf drei Bildschirme, die in einer leicht gekrümmten Einheit zusammengefasst sind und eine Grösse von 30 Zoll (ca. 76 cm) ergeben. Zwischen den beiden 12,5 Zoll grossen digitalen Cockpit und Infotainment-Touchscreen befindet sich die 5-Zoll-Bedieneinheit für die Klimaanlage. Praktisch, dass es in der Mittelkonsole für die wichtigsten Funktionen auch noch einige direkte Analog-Bedienschalter gibt, die einem das mühsame Eintauchen in diverse Menu-Unterebenen erspart.

Grosse Reichweiten

Den EV3 gibts mit zwei unterschiedlich grossen Akkus. Während die kleinere 58,3-kWh-Batterie eine WLTP-Reichweite von maximal 436 Kilometern bietet, sind es beim grösseren 81,4-kWh-Akku langstreckentaugliche 605 WLTP-Kilometer. Aus Kostengründen verzichtet Kia beim EV3 zwar auf die 800-Volt-Technik und setzt auf 400-Volt. Während 11 kW (und ab 2026 doppelt so schnell) beim AC-Stromtanken noch gute Werte sind, ist die Maximal-Ladegeschwindigkeit an einer DC-Ladesäule bestenfalls durchschnittlich. Bei der kleinen Batterie sind es 101 kW, bei der grossen 128 kW. In absoluten Zahlen heisst das: Am Schnelllader dauert der Vorgang von 10 auf 80 Prozent beim grossen Akku 31 respektive 29 Minuten beim kleineren Akku.

Facelift für den Kia EV6

Der Kia EV6 war der erste der neuen EV-Stromerfamilie – und wird jetzt bereits ein erstes Mal sanft überarbeitet. Optisch gibts vorne und hinten eine neue Lichtsignatur, den neuen aktiven Frontgrill sowie neue Felgendesigns und Farben – unter anderen auch ein hübsches Mattblau. Im Cockpit gibts jetzt ein modernes Curved-Display, eine wertigere Mittelkonsole und neues Ambientelicht.

Zudem wurde die Akku-Kapazität leicht erhöht, von 58 auf 63 kWh und von 71,4 auf 84 kWh. Die WLTP-Reichweiten steigen dadurch von 394 auf 428 Kilometer beim kleineren Akku und von 528 auf 582 Kilometer bei der grösseren Batterie. Dank verbessertem Temperaturmanagement beim Schnellladen dauert dieser Vorgang von 10 auf 80 Prozent nur noch 18 Minuten. Noch stehen die Preise des aufgefrischten EV6 (Heck- oder Allradantrieb, 170 bis 325 PS/125 bis 239 kW) nicht definitiv fest. Sie dürften aber auf dem Niveau des Vorgängers (ab 49’950 Fr.) liegen.

Facelift für den Kia EV6. Unter anderem gibts vorne eine neue Lichtsignatur und aktive Kühler.
zvg.

Der Kia EV6 war der erste der neuen EV-Stromerfamilie – und wird jetzt bereits ein erstes Mal sanft überarbeitet. Optisch gibts vorne und hinten eine neue Lichtsignatur, den neuen aktiven Frontgrill sowie neue Felgendesigns und Farben – unter anderen auch ein hübsches Mattblau. Im Cockpit gibts jetzt ein modernes Curved-Display, eine wertigere Mittelkonsole und neues Ambientelicht.

Zudem wurde die Akku-Kapazität leicht erhöht, von 58 auf 63 kWh und von 71,4 auf 84 kWh. Die WLTP-Reichweiten steigen dadurch von 394 auf 428 Kilometer beim kleineren Akku und von 528 auf 582 Kilometer bei der grösseren Batterie. Dank verbessertem Temperaturmanagement beim Schnellladen dauert dieser Vorgang von 10 auf 80 Prozent nur noch 18 Minuten. Noch stehen die Preise des aufgefrischten EV6 (Heck- oder Allradantrieb, 170 bis 325 PS/125 bis 239 kW) nicht definitiv fest. Sie dürften aber auf dem Niveau des Vorgängers (ab 49’950 Fr.) liegen.

Beim Fahren macht der EV3 eine gute Figur. Der Fronttriebler leistet 204 PS (150 kW) und 283 Nm Drehmoment. Das reicht, um den knapp zwei Tonnen schweren Fünfplätzer flott durch die Gegend zu scheuchen (0–100 km/h in 7,9 s, Spitze 170 km/h). Noch ist es nicht offiziell, aber man spricht bei Kia davon, dass später weitere Versionen – auch eine sportliche Topvariante mit knapp 300 PS und 4x4 – folgen könnten. Bei den Fahrmodi Eco, Normal und Sport spüren wir nur marginale Unterschiede beim Ansprechverhalten des Gaspedals und den Rückstellkräften des Lenkrads.

Komfortable Abstimmung

Trotz der sportlichen 19-Zoll-Räder unseres Testfahrzeugs bleibt der Komfort dank des kommod abgestimmten Fahrwerks angenehm. Man spürt zwar, dass die Federn das Fahrzeuggewicht tragen und die Dämpfer für den Komfort zuständig sind, aber die Abstimmung wirkt harmonischer als bei vielen anderen Elektroautos. Querfugen bringen das Fahrwerk nicht aus der Fassung und bei ausgeprägteren Unebenheiten wippt die Karosserie zwar nach, aber weniger ausgeprägt als bei vielen anderen Fahrzeugen. So fährt man im Kia EV3 auch längere Strecken entspannt. Zudem ist der kompakte Crossover das erste Auto des Hyundai-Konzerns, das mit dem iPedal 3.0 ausgestattet ist. Das bedeutet eine intelligente Rekuperation, die auch auf den Verkehr reagiert. Insgesamt stehen drei Rekuperationsstufen plus die Segelfunktion zur Verfügung. One-Pedal-Drive ist ebenfalls möglich.

Die Technik zum Gamechanger hat der Kia EV3. Besonders dank seiner Reichweite dürfte er einige Zweifler zum Umstieg auf ein Elektroauto überzeugen. Ob dies beim Preis auch gelingt, sind wir nicht ganz so sicher. Der EV3 startet in der Basisausstattung Air mit dem kleineren Akku ab 36’950 und mit grösserem Akku ab 42’250 Franken. Die Topversion GT-Line mit zusätzlicher Wärmepumpe und umfassenderem Sicherheitspaket kostet stolze 50’950 Franken.

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