Im letzten Jahr hatte der ADAC alle Hände voll zu tun: Rund 3,5 Millionen Mal mussten die Helfer des grössten deutschen Automobilclubs zu Einsätzen ausrücken – im Schnitt alle neun Sekunden! Das höhere Verkehrsaufkommen hätte im Vergleich zum Vorjahr zu mehr Pannen geführt: Der ADAC registrierte 117'570 mehr Hilferufe als 2023. Die zahlreichen Einsätze lassen aber auch Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit der unterschiedlichen Marken und Modelle zu. Dabei gibts auch überraschende Unterschiede zwischen elektrisch und konventionell angetriebenen Autos.
Häufigste Pannen
Die Pannenursache Nummer eins ist wie bereits in den Jahren davor eine leere Starterbatterie. Laut ADAC häuften sich die Probleme mit diesem an sich simplen Bauteil seit der Corona-Pandemie extrem, da der Verschleiss im Nichtbetrieb der Batterie weit mehr zusetzt als im Betrieb. 2023 waren 44,1 Prozent der Pannen auf eine schwache oder defekte Starterbatterie zurückzuführen – im Jahr davor waren es 43,2 Prozent.
Die zweithäufigste Pannenursache mit 22,8 Prozent sind Probleme mit dem Motor: Darin eingeschlossen sind Probleme mit der Motorelektronik, der Einspritzung und der Zündung. Dritthäufigste Ursache für eine Panne sind Probleme mit dem Anlasser, dem Generator oder der Beleuchtung. Sie lösten 10,5 Prozent der geleisteten Einsätze aus. Zuletzt folgen noch Defekte an Reifen mit 8,8 Prozent und Probleme mit den Schliesssystemen (7,1 Prozent). Die restlichen 6,9 Prozent sind auf andere Ursachen zurückzuführen.
Schweizer Topseller im Vergleich
156 Modellreihen von 20 verschiedenen Marken sind im ADAC-Ranking aufgeführt. Beachtet wurden alle Modelle, die zwischen 2014 und 2021 zugelassen wurden und mindestens 7000 Zulassungen in zwei Jahren aufwiesen. Die 20 Topseller der Schweiz sind bis auf zwei Ausnahmen – Tesla Model Y und Audi Q4 – alle vertreten.
Verkaufsrang 2023 | Marke | Modell | Pannen pro 1000 Autos | Pannenhäufigkeit |
1 | Tesla | Model Y | - | - |
2 | Skoda | Enyaq | 1,1 | sehr niedrig |
3 | Skoda | Octavia | 8,1 | durchschnittlich |
4 | Audi | Q3 | 2,3 | niedrig |
5 | Volkswagen | Tiguan | 3,8 | niedrig |
6 | Volkswagen | Polo | 2,1 | niedrig |
7 | Audi | Q4 | - | - |
8 | Mercedes | GLC-Klasse | 1,2 | sehr niedrig |
9 | BMW | X1 | 0,7 | sehr niedrig |
10 | Volkswagen | Golf | 3,2 | niedrig |
11 | Volvo | XC40 | 1,3 | niedrig |
12 | Skoda | Karoq | 2,8 | niedrig |
13 | BMW | X3 | 1,1 | sehr niedrig |
14 | Audi | A3 | 3,4 | niedrig |
15 | Dacia | Sandero | 5 | niedrig |
16 | Fiat | 500 | 6,6 | durchschnittlich |
17 | Skoda | Kodiaq | 5,4 | niedrig |
18 | Volkswagen | T-Roc | 1,2 | sehr niedrig |
19 | Toyota | Yaris | 27,8 | sehr hoch |
20 | Seat/Cupra | Formentor | 1,6 | niedrig |
Wir haben die Daten aus der ADAC-Statistik auf die Verkaufsrangliste übertragen. Diese beziehen sich nur auf Autos mit Erstzulassung im Jahr 2021 – Daten zu neueren Modellen liegen nicht vor. Was sich feststellen lässt: Generell schneiden die Schweizer Topseller gut ab. Hervorzuheben sind vor allem BMW X1 und X3, Skoda Enyaq, VW T-Roc und Mercedes GLC: Alle Modelle haben laut ADAC eine «sehr niedrige» Pannenhäufigkeit. Ein wenig schlechter siehts beim Skoda Octavia und dem Fiat 500 aus: Beide bekommen nur die Bewertung «durchschnittlich». Verlierer im Ranking ist aber klar der Toyota Yaris, der mit 27,8 Pannen pro 1000 Fahrzeugen die schlechteste Bewertung und ein «sehr hoch» erhielt. An dieser Stelle muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich das Fahrverhalten in Deutschland von der Schweiz unterscheidet und die Pannenhäufigkeit ebenfalls abweichen kann.
Die beiden fehlenden Modelle Tesla Model Y und Audi Q4 können mit vergleichbaren Modellen ergänzt werden. Nach dem Model Y hat Tesla das Model 3 am meisten verkauft: Es schnitt mit einem Wert von 1,0 («sehr niedrig») mit einem Top-Resultat ab. Audis kleine und grosse Brüder des Q4 schnitten mit 2,3 beim Q3 (»niedrig») und 1,1 beim Q5 («sehr niedrig») ebenfalls gut ab, sind jedoch keine Elektrofahrzeuge.
Stromer überraschen
Gewinner im Ranking sind klar Autos von deutschen Herstellern wie BMW, Mercedes und VW, deren Autos über die Zulassungsjahre gesehen grösstenteils gut abschneiden. Die absoluten Spitzenresultate wurden vom BMW i3 und Mini Cooper mit Zulassungsjahr 2021 erreicht: Beide erreichten einen Wert von 0,4. Auf der anderen Seite steht Toyota mit dem Kompakt-Crossover C-HR: Modelle, die 2020 zugelassen wurden, hatten einen Rekordwert von 51,5 Pannen pro 1000 Fahrzeuge!
Überrascht hat im Ranking auch der Vergleich zwischen Stromern und Verbrennern. Bei allen Fahrzeugen, die 2021 zugelassen wurden, hatten Stromer im Schnitt nur 2,8 Pannen, während Verbrenner mit 6,4 mehr als doppelt so viele aufweisen. Neue Elektromodelle sind laut den Daten also weniger pannenanfällig. Abschliessend kann dies jedoch noch nicht bestätigt werden, da Stromer noch nicht lange genug auf den Strassen sind. Der ADAC führte erst ab dem Zulassungsjahr 2020 Elektroautos in die Statistik ein, da zuvor noch zu wenig Modelle verkauft wurden. Somit werden sich spezifische Probleme, die sich durch die Eigenschaften von E-Autos ergeben, erst nach einigen Jahren zeigen.