Bei Namen wie Ferrari, Tyrrell, Porsche, Lancia oder Audi schlägt das Herz jedes Rennsportfans einen Tick schneller. Gleich ein gutes Dutzend solcher wertvoller und früher auf den Rennstrecken erfolgreichen Renngeräte kommen Freitag und Samstag (10./11. Mai) in Monaco unter den Hammer und suchen bei der RM Sotheby’s Auktion einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin.
Wir haben uns die Liste der über 100 angebotenen Klassikfahrzeuge angeschaut und für dich die sieben interessantesten und geschichtsträchtigsten Boliden zusammengetragen. Der Schätzwert der genannten Fahrzeuge: zwischen 200’000 und 6,5 Millionen Franken.
Ferrari 312 T4 – 1979
Dieser von Designer Mauro Foghieri (1935–2022) gezeichnete Ferrari gilt als einer der schönsten F1-Boliden aller Zeiten. Zudem ist es das letzte von Enzo Ferrari (1898–1988) verantwortete Rennauto, das 1979 dank Siegen in Spa, Monza und Monaco mit Pilot Jody Scheckter (74) die Fahrer-WM gewann. Scheckter kaufte 1982 «seinen» Boliden von Ferrari und liess alles im Originalzustand. Sowohl den legendären Dreiliter-Zwölfzylinder-Boxermotor als auch die abgewetzten Sicherheitsgurte. Das Fahrzeug wurde seither immer nur vom Südafrikaner persönlich gefahren, zuletzt am Monza-GP-Weekend 2019. Und jetzt sucht der legendäre und erfolgreiche Bolide eine neue Besitzerin.
Schätzpreis: 5’250’000 bis 6’500’000 Franken
Tyrrell P34 – 1977
Einige mögen sich vielleicht noch an die aufsehenerregenden Versuche des knorrigen Teamchefs Ken Tyrrell (1924–2001) und seinem Ingenieur Derek Gardner (1931–2011) erinnern, die Ende der 1970er-Jahre die Formel 1 mit sechsrädrigen Fahrzeugen zu revolutionieren versuchten. Doch bis auf einen Doppelsieg 1975 in Schweden (Jody Scheckter vor Patrick Depailler) gelang dem legendären «Six-Wheeler» kein F1-Sieg mehr. Der in Monaco zum Verkauf stehende P34 aus Scheckters Privatkollektion ist allerdings nicht das Original-Siegerfahrzeug, sondern ein in den 2000er-Jahren unter Verwendung von Chassis Nr. 8 und einem umgebauten Monocoque aus der damaligen Zeit aufgebautes Fahrzeug – jedoch mit Original Ford-Cosworth-Motor und Hewland-Getriebe.
Schätzpreis: 450’000 bis 650’000 Franken
Ferrari 625 F1 – 1954
Dieser Bolide ist ein extrem seltenes F1-Exemplar aus den frühen 1950er-Jahren. Es wurde 1954 von Ferrari werksseitig auf die 625er-F1-Spezifikation aufgerüstet und bei 17 Rennen eingesetzt (ein Sieg auf der AVUS). Es handelt sich um das Schwesterauto des Ferrari 500 F2, mit dem Alberto Ascari (1918–1955) 1952 und 1953 die ersten zwei WM-Titel für das renommierte italienische Team gewann. Und der 625 F1 ist der einzige Ferrari-Monoposto, den der spanische Blaublüter sowie Auto- und Bobrennfahrer Marquis Alfonso de Portago (1928–1957) gefahren ist. Seit über 15 Jahren befindet sich der Ferrari-Rennwagen in der prestigeträchtigen Sammlung Bardino Mas du Clos – und steht jetzt zum Verkauf.
Schätzpreis: 2’500’000 bis 3’000’000 Franken
Porsche 917 K81 – 1981
Dieser legendäre Langstrecken-WM-Sportwagen wurde vom deutschen Le-Mans-Siegerteam Kremer Racing in Zusammenarbeit mit der Porsche AG aufgebaut. Er war der letzte, werksseitig gebaute 917er und damit auch der letzte 917er, der 1981 mit dem Fahrertrio Wollek/Lapeyre/Chasseuil an den 24 Stunden von Le Mans teilnahm. Sein zweites und letztes Rennen fuhr der Bolide im selben Jahr mit Bob Wollek (1943–2001) und dem vierfachen Le-Mans-Sieger Henri Pescarolo (81) bei den 1000 Kilometern von Brands Hatch. Danach blieb das Fahrzeug noch einige Jahre im Besitz von Kremer, ehe es weiterverkauft, 2019 revidiert und nur noch ganz selten gefahren wurde.
Schätzpreis: 3’500’000 bis 5’000’000 Franken
Audi Sport Quattro S1 E2 – 1985
Im Vergleich zu den oben erwähnten Formel-1-Boliden und Langstreckensportwagen ist das Rallyefahrzeug Audi S1 E2 geradezu ein Schnäppchen. Obwohl er das 18. Exemplar von nur 20 gebauten Modellen ist und 1986 vom zweifachen Weltmeister Walter Röhrl (77) beim Rallye-WM-Lauf in Portugal eingesetzt wurde. Der den Allradantrieb populär machende, sogenannte kurze Quattro, sprintete in damals atemberaubenden 8,9 Sekunden von 0 auf Tempo 160 und hatte nicht weniger als 550 PS Leistung. Der Ex-Röhrl-Quattro wurde danach noch einige Male an schwedischen Bergrennen und 1990 in der Rallyecross-Meisterschaft eingesetzt. Er befindet sich seit 1991 in Privatbesitz.
Schätzpreis: 500’000 bis 700’000 Franken
Lancia Delta S4 Rallye – 1985
Aus derselben Gruppe-B-Epoche wie der Audi Sport Quattro stammt auch sein Widersacher aus Italien, der legendäre Lancia Delta S4. Der an der Côte d’Azur zum Verkauf stehende Lancia gab sein Renndebüt 1985 bei der zur Rallye-WM zählenden RAC-Rallye in Wales, wo er gefahren vom finnischen Werkspiloten Markku Alén (73) mit Rang 2 zum gross gefeierten Lancia-Doppelsieg beitrug. Ein Jahr später gewann der Italiener Fabrizio Tabaton (68) mit demselben Auto in Griechenland die Rallye Chalkidiki und sicherte sich auch dank dieses Sieges den Gewinn der Rallye-Europameisterschaft. Das Fahrzeug verschwand dann von der Bildfläche und wurde zwischen 2010 und 2018 in die originalgetreue Werkskonfiguration mit der legendären Martini-Lackierung zurückversetzt.
Schätzpreis: 800’000 bis 1’000’000 Franken
Renault 5 Turbo Gruppe 4 - 1982
Der «zickige» kleine, aber bullige Franzose mit dem Powermotor hinter dem Fahrersitz kam Anfang der 1980er-Jahre in die Rallye Weltmeisterschaft. Das in Monaco zur Versteigerung stehende Fahrzeug hatte mit dem F1-Weltmeister Alain Prost (69) einen berühmten Chauffeur bei der Rallye du Var 1982. Später nach einem Unfall wurde der Rallyebolide mit neuer Rohbau- und Fahrgestellnummer umgebaut und bei der Korsika-Rallye 1986 wieder erfolgreich eingesetzt (Rang 3 in der Klasse, Platz 7 in der Gesamtwertung). Danach sah man das Auto an vielen historischen Rennanlässen – und aktuell trägt es wieder die Original-Marlboro-Lackierung aus dem Jahre 1982.
Schätzpreis: 200’000 bis 250’000 Franken