Mulliner Batur zeigt Bentleys Elektrodesign
Die Zukunft trägt Echtgold

Im neuen Mulliner Batur feiert Bentley nochmals den Zwölfzylinder, ehe die Marke elektrisch wird. Doch das 1,9-Millionen-Franken-Coupé ist ironischerweise trotzdem Bentleys erster Elektro-Bote: Es zeigt das künftige Markendesign im E-Zeitalter.
Publiziert: 21.08.2022 um 04:55 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2022 um 23:13 Uhr
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Der neue Bentley Mulliner Batur zeigt erstmals, wie Bentley ab 2025 die Elektro-Modelle designen wird. Im Batur ...
Foto: Bentley
Timothy Pfannkuchen

Very Bentley ist Leighton Buzzard ja nicht. Kein britisches Landgut, auf dem man sich ohne Golfschläger fast nackt fühlt. Sondern eine ausgesucht dröge Kleinstadt dort, wo England nahe London aussieht wie schlecht gelauntes Belgien: Zweckbau im Industriegebiet, Zigarettenkippen in Schlaglöchern. Englisch wirken nur die vielen Bentleys, die hier wie Trugbilder erscheinen.

Die marode Halle ist wie das Versiegeln der Smartphones am Eingang Teil der Geheimniskrämerei: Niemand sonst soll sehen, was wir gleich sehen. Wochen, ehe die Volkswagen-Luxustochter Bentley jetzt am Pebble Beach Concours d'Elegance (USA) den Vorboten ihres künftigen Elektro-Designs enthüllt, zeigt Bentley-Boss Adrian Hallmark (59) ihn uns vorab.

Mix aus Tradition und Zukunft

Auch an Bentley geht Elektro nicht vorbei: Drei Milliarden Franken kostet der Umbau. Aber es läuft auch: Luxus bekommt nie Corona, 2021 wuchs der Absatz um 31 Prozent auf gut 15'700 Autos und neue Rekordhöhe. Und «das Auftragsvolumen 2022 ist das beste aller Zeiten», sagt Hallmark, fügt aber angesichts unsicherer Zeiten an, man sei «vorsichtig, das zu feiern».

Drei Fragen an Bentley-Boss Adrian Hallmark

Der Brite Adrian Hallmark (59) arbeitete sich bei Porsche hoch und war von 1999 bis 2005 als Bentley-Marketingchef der Stratege des erfolgreichen Neustarts mit dem Continental GT, nachdem BMW Rolls-Royce und Volkswagen die Rolls-Schwester Bentley übernommen hatte. Über Stationen wie Jaguar Land Rover kam Hallmark 2018 wieder zu Bentley und ist seither CEO.

Herr Hallmark, was machen Sie, falls die vom Bentley Mulliner Batur angedeutete Elektro-Designlinie nicht gut ankommt?
Adrian Hallmark: Kein weiteres Modell wird genau so aussehen. Es geht darum, eine Reaktion zu erhalten, aber jedes Modell bekommt seinen ganz eigenen Charakter. Ich bin sicher, dass wir mit der Designphilosophie typische Bentleys bauen, die anders aussehen als unsere Wettbewerber und Leute verrückt auf sie machen. Falls es nicht gefiele? Machen wir es besser!

Bentley hat 2021 um 31 Prozent auf 14'659 Autos zugelegt – ein Rekord! Wird Wachstum nicht zum Widerspruch zur Exklusivität?
Nein, bei uns zählt Qualität, nicht Quantität. Dieses Jahr werden wir die Stückzahl plus/minus 500 Autos beibehalten – unsere Lackiererei läuft bereits im Vierschicht-Betrieb sechseinhalb Tage pro Woche. Die nächste Grenze ist unsere Marktstellung. Wir gehen nicht in tiefere Segmente, was das Volumen eingrenzt. Ich sage nicht, dass wir nie mehr wachsen, aber bei 80 Millionen Autos im Jahr weltweit muss ich nicht bei 15'000 begrenzen. Wir wollen keine 100'000, aber bauten wir 18'000, fiele das kaum auf.

Sie bauen zum Beispiel mit der Azure-Linie und Mulliner die Individualisierung aus. Ist denn bereits die Nachfrage da?
Ja, unsere Kundinnen und Kunden wählen heute fast doppelt so viele Optionen wie in der Modellgeneration zuvor, obwohl die Basisautos bereits Traumwagen sind. Es wird viel mehr für Handwerkskunst ausgegeben als etwa für Leistungssteigerung. Jeder zweite Bentley wird individualisiert – das gab es noch nie. Unseren Kundinnen und Kunden fällt es nicht schwer, unsere Autos zu bezahlen und für das, was ihnen gefällt, mehr auszugeben. Auch weil wir dies im Verhältnis zum Aufwand zum fairen Preis anbieten.

Bentley-CEO Adrian Hallmark (59, r.) wird am Batur von Blick-Autoredaktor Timothy Pfannkuchen (53) interviewt.
Bentley

Der Brite Adrian Hallmark (59) arbeitete sich bei Porsche hoch und war von 1999 bis 2005 als Bentley-Marketingchef der Stratege des erfolgreichen Neustarts mit dem Continental GT, nachdem BMW Rolls-Royce und Volkswagen die Rolls-Schwester Bentley übernommen hatte. Über Stationen wie Jaguar Land Rover kam Hallmark 2018 wieder zu Bentley und ist seither CEO.

Herr Hallmark, was machen Sie, falls die vom Bentley Mulliner Batur angedeutete Elektro-Designlinie nicht gut ankommt?
Adrian Hallmark: Kein weiteres Modell wird genau so aussehen. Es geht darum, eine Reaktion zu erhalten, aber jedes Modell bekommt seinen ganz eigenen Charakter. Ich bin sicher, dass wir mit der Designphilosophie typische Bentleys bauen, die anders aussehen als unsere Wettbewerber und Leute verrückt auf sie machen. Falls es nicht gefiele? Machen wir es besser!

Bentley hat 2021 um 31 Prozent auf 14'659 Autos zugelegt – ein Rekord! Wird Wachstum nicht zum Widerspruch zur Exklusivität?
Nein, bei uns zählt Qualität, nicht Quantität. Dieses Jahr werden wir die Stückzahl plus/minus 500 Autos beibehalten – unsere Lackiererei läuft bereits im Vierschicht-Betrieb sechseinhalb Tage pro Woche. Die nächste Grenze ist unsere Marktstellung. Wir gehen nicht in tiefere Segmente, was das Volumen eingrenzt. Ich sage nicht, dass wir nie mehr wachsen, aber bei 80 Millionen Autos im Jahr weltweit muss ich nicht bei 15'000 begrenzen. Wir wollen keine 100'000, aber bauten wir 18'000, fiele das kaum auf.

Sie bauen zum Beispiel mit der Azure-Linie und Mulliner die Individualisierung aus. Ist denn bereits die Nachfrage da?
Ja, unsere Kundinnen und Kunden wählen heute fast doppelt so viele Optionen wie in der Modellgeneration zuvor, obwohl die Basisautos bereits Traumwagen sind. Es wird viel mehr für Handwerkskunst ausgegeben als etwa für Leistungssteigerung. Jeder zweite Bentley wird individualisiert – das gab es noch nie. Unseren Kundinnen und Kunden fällt es nicht schwer, unsere Autos zu bezahlen und für das, was ihnen gefällt, mehr auszugeben. Auch weil wir dies im Verhältnis zum Aufwand zum fairen Preis anbieten.

Zumal alles klappen muss, wenn 2025 der erste Bentley mit Strom und 2029 der letzte mit Sprit loslegt. Muskulös-elegant soll es bleiben, aber seine Lordschaft auf Rädern doch ein wenig futuristischer werden. Den Mix treffen muss Designchef Andreas Mindt (52): Der Deutsche kam von Audi (u.a. E-Tron GT, Q8) und hat den Zukunftsausblick auf Basis des Continental GT gezeichnet. Genau 18 Exemplare davon baut Mulliner, einst ein Name als Carrossier, heute Bentley-Label. Weil immer mehr Käufer Individualisierung wünschen, gibts wie die Speed-Modelle die Azure-Linie. Reicht das der erlesenen Klientel nicht, schneidert Mulliner Autos wie bereits den Bacalar.

Ein Publikumstest zum Kaufen

Dies auch als Designtests, als Showstudien zum Kaufen. Exzentrischerweise – wir sind hier in England – steckt unter dem ersten Wurf des neuen E-Stils kein E-Motor, sondern der gute alte Sechsliter: Der W12 wurde hier wie als eine letzte Abschiedssause für den Zwölfzylinder auf «über», wie es bei Bentley vornehm heisst, 740 PS (544 kW) und 1000 Nm gewuchert.

Aber wie sieht das neue Design aus? Als die Hülle fällt, staunen wir. Erst mal über den Namen: Bentley Mulliner Batur. Aha. Der Batur ist ein Vulkan auf der indonesischen Insel Bali. Dann über das Design. «Der Batur zeigt die Richtung, in die wir künftig gehen», so Hallmark. Keine Revolution, ein Bentley ist schliesslich kein Toyota Prius. Jedoch eine stimmige Neuinterpretation. Die Leiste etwa, die zwischen Grill und Scheinwerfern («Lichtdesign ist der künftige Chrom», so Mindt) startend die Linie betont, hat was von neuem Markenzeichen.

Eine Flunder als E-Bentley?

Die Linie ist namenlos, nennen wir sie mal «Mindt-Line». Der selbstbewusst steile Grill, breite Schultern, betonte Hüften – yes, that's Bentley. Nur das Heck? Bisher ist Bentley lichttechnisch vertikal geprägt, die Horizontalität lässt uns rätseln – LED-Bänder macht auch Aston Martin. Oder Kia. «Es passt zu diesem Auto», so Mindt, «für andere könnte es anders werden.»

Wird der erste Elektro-Bentley 2025 ein Coupé sein? Hallmark wie Mindt üben sich in professioneller Unschärfe. Wir tippen: Weil nur ein stilistisch lauter Knall gehört wird, SUVs natürliche Feinde der Aerodynamik sind und es ja ein Konzernregal gibt, könnte es eine viertürige E-Flunder wie Audi E-Tron GT und Porsche Taycan werden.

Gut zwei Millionen Franken

Falls übrigens der drängende Wunsch nach einem der 18 Batur aufkäme – würde es teuer. Nicht Kinderkram-teuer, sondern Milliardärs-teuer: je 1,65 Millionen Pfund (ca. 1,9 Mio. Fr.). Noch vor Mehrwertsteuer! Aber eben nur «würde»: Bereits sind alle verkauft an Menschen, deren Einkommensklasse Leighton-Buzzard-Dimensionen sprengt und die dafür künftig in ihrem Batur an einem goldenen Controller Radiosender suchen. Nein, nicht lackiert – Echtgold, 18 Karat.

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