Interview mit Bentley-CEO Adrian Hallmark
«Es könnte 2026 werden, bis unser E-Auto kommt»

Im exklusiven Interview erklärt Bentley-Chef Adrian Hallmark, warum es noch keinen vollelektrischen Bentley gibt, wie die Chancen für einen weiteren Bentley-SUV stehen und wie die noble Marke künftig Luxus definiert.
Publiziert: 15.03.2020 um 05:16 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2020 um 17:58 Uhr
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Der Bentley-SUV Bentayga macht mittlerweile fast die Hälfte aller Bentley-Verkäufe aus.
Foto: Zvg
Interview: Wolfgang Gomoll

Herr Hallmark, bis 2023 werden alle Bentley-Modelle über einen Hybrid-Antriebsstrang verfügen. Wie sieht dieser aus, damit er den Bentley-Anforderungen gerecht wird?
Adrian Hallmark:
Dieser Hybridantrieb existiert noch gar nicht, sondern wird gerade entwickelt. Teile der Hybridkomponenten kommen aus dem Volkswagen-Konzernbaukasten und werden auf Bentley-Bedürfnisse abgestimmt. Auch die Verbrennungsmotoren werden wir nach unseren Bedürfnissen auswählen. Schliesslich sind wir Teil dieser Entwicklung und müssen nicht das annehmen, was wir vorgesetzt bekommen.

Der nächste Schritt wäre dann wohl ein vollelektrisches Fahrzeug für 2025. Wird dies ein GT auf Basis der Premium Platform Electric werden, die Audi und Porsche entwickeln?
Über die Fahrzeugart möchte ich noch nichts verraten. Natürlich wird die Konzern-Architektur genutzt. Allerdings könnte es auch Anfang 2026 werden, ehe das Auto auf den Markt kommt.

Das dauert aber lange. Keine Angst, dass Bentley ohne rein elektrisches Fahrzeug den Anschluss verliert?
Nein, weil die aktuelle Batterietechnik noch nicht unseren Anforderungen entspricht, warten wir noch zu. Die heutigen Akkus haben eine maximale Kapazität von 100 bis 120 kWh. Für einen Bentley brauchen wir schlicht und einfach stärkere Batterien, um den Ansprüchen an Fahrdynamik und Reichweite gerecht zu werden. Mitte des Jahrzehnts werden solche Lithium-Ionen-Akkus verfügbar sein. Parallel dazu schauen wir uns natürlich auch die Feststoffbatterien an, die ein Durchbruch sein könnten.

Wie stark wird Bentley bei der Entwicklung der neuen Plattform für E-Fahrzeuge involviert sein?
Wir haben aus den bisherigen Entwicklungen unsere Schlüsse gezogen. Der Continental GT und der Flying Spur sind durch eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Konzernmarken entstanden. Wir waren viel früher in die Entwicklung eingebunden, als das beim Bentayga der Fall war. Genauso wird das bei den künftigen E-Modellen sein: Wir sind Teil des Kernteams und werden die Verantwortung für verschiedene Module der neuen Architektur haben.

Für welche?
Fahrwerk und Handling sind zwei unserer Kernkompetenzen. Dort unterscheiden wir uns auch von Porsche. Wir bauen keine Sportautos, sondern Gran Tourer. Wir reizen die Sportlichkeit nicht aus, sind aber auf normalen Strassen schneller und komfortabler unterwegs. Wenn Sie sich unseren Flying Spur mit seiner Dreikammer-Luftfeder, der 48-Volt-Wankstabilisierung und der Hinterachslenkung anschauen, ist das ein ganz anderes Fahrerlebnis als beim Porsche Panamera. Bei den E-Autos wird es die gleichen Unterschiede geben.

Gibts in der Bentley-Modellpalette noch Platz für einen zweiten SUV?
Der SUV-Markt macht bereits rund 50 Prozent im Luxus-Segment aus. Das spiegelt sich auch beim Bentayga wider, der fast die Hälfte unserer Verkäufe ausmacht. Deshalb sehen wir bei SUVs klar mehr Potenzial als bei Sportwagen. Wenn es also eine weitere Baureihe gibt, wird es sicher kein Sportwagen, sondern ein SUV sein. Allerdings gibts dazu noch keine Entscheidung.

Wird es dann auch einen rein elektrischen SUV geben?
Die Kapazität der nächsten Akku-Generation, die wie gesagt 2025 auf den Markt kommt, als auch das Batteriemanagement ermöglichen noch immer keinen vollelektrischen Bentayga mit einer Reichweite von 500 bis 600 Kilometern. Hauptgrund dafür ist, dass bei batteriebetriebenen Fahrzeugen der Luftwiderstand viel wichtiger ist als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Deshalb ist das Tesla Model X ein extrem aerodynamischer Crossover und kein SUV. Meiner Meinung nach wird es mindestens bis 2030 dauern, ehe ein vollelektrischer SUV kommen wird.

Wie wird künftig Luxus bei Elektromobilen aussehen?
Wenn Sie sich unsere Studien EXP 100 GT und Bacalar anschauen, können Sie schon erkennen, wie wir den Luxus der Zukunft definieren. Da gehts zum einen um nachhaltige Materialien, zum anderen ums Zusammenführen der digitalen Technik und der Handwerkskunst. Das geschieht beispielsweise durch kapazitive Sensoren in Holz oder Leder. Ein anderer Aspekt sind Bildschirme, die in Furniere und Applikationen integriert sind. Wir wollen eine kokonartige Umgebung für den Fahrer schaffen, bei dem die digitalen Elemente per Knopfdruck verschwinden, wie das beim rotierenden Display bereits der Fall ist.

Adrian Hallmark persönlich

Adrian Hallmark (58) steht seit Februar 2018 an der Spitze von Bentley. Hallmark studierte in Wolverhampton (GB) Maschinenbau und Management und kam von Jaguar/Land-Rover, wo er die globale Strategie verantwortete. Zuvor hatte er Führungspositionen bei Porsche, VW und Saab inne. Für Bentley verantwortete er 2003 als Vorstand für Verkauf, Marketing und PR die Einführung des neuen Bentley Continental GT. Dieses Coupé brachte die Briten nach der Übernahme durch den VW-Konzern (1998) endlich wieder vorwärts.

Adrian Hallmark (58) steht seit Februar 2018 an der Spitze von Bentley. Hallmark studierte in Wolverhampton (GB) Maschinenbau und Management und kam von Jaguar/Land-Rover, wo er die globale Strategie verantwortete. Zuvor hatte er Führungspositionen bei Porsche, VW und Saab inne. Für Bentley verantwortete er 2003 als Vorstand für Verkauf, Marketing und PR die Einführung des neuen Bentley Continental GT. Dieses Coupé brachte die Briten nach der Übernahme durch den VW-Konzern (1998) endlich wieder vorwärts.

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