Ändere niemals einen Modellnamen! Das ist eines der ungeschriebenen Gesetze in der Autowelt. Beispielsweise Toyota musste einst absatzmässig büssen, als für zwei Generationen der Welt-Bestseller Corolla in Europa in Auris umgetauft wurde. Lektion gelernt – heute heisst das Kompaktmodell wieder Corolla. Deshalb könnte es ein Riesenfehler sein, wenn Audis erster Stromer namens E-Tron ab Februar 2023 einen neuen Namen bekommt.
Ist es aber wahrscheinlich nicht – der Wechsel scheint sogar überfällig. Denn den Zusatz E-Tron tragen längst alle Stromer im Audi-Programm. Höchste Zeit, den einstigen Elektro-Pionier endlich ins Modell-Ranking einzuordnen, neben dem her er bisher fuhr. Als Q8 E-Tron oder Q8 E-Tron Sportback für die Flachdach-Version steht er nun dem SUV-Verbrenner-Flaggschiff Q8 zur Seite. Bisher rollte er abseits der Nomenklatur, aber nicht abseits der Verkaufszahlen: In der Schweiz wurden zwischen Januar 2019 und Oktober 2022 rund 3400 Stück verkauft – mehr als von den beiden Konkurrenten Mercedes EQC (rund 1350) und Jaguar I-Pace (rund 1100) im gleichen Zeitraum zusammen. Weltweit rollten bisher rund 150'000 Exemplare auf die Strassen.
30 Prozent mehr Reichweite
Grösste Hypothek des bisherigen E-Tron: Er steht auf einer Verbrenner-Plattform, wie auch der Konkurrent EQC. Aber bei der Vorstellung 2018 musste es schnell gehen, um auch einen Stromer im Programm zu haben – und eine neue Technik-Plattform hätte zu viel Entwicklungszeit verschlungen. Das merkt Audi auch aktuell: Bis zur Einführung der reinrassigen Elektro-Architektur PPE wird es noch ein bisschen dauern – wohl ab 2024 wird der elektrische A6 darauf aufbauen. Deshalb bleibts nicht bei der blossen Namensänderung: «Wir haben im neuen Q8 E-Tron sowohl Batteriekapazität als auch Ladeleistung deutlich steigern können», sagt Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann. Zudem gibts einen neuen Frontgrill mit Lichtleiste und grössere Lufteinlässe.
Unter der Hülle passiert aber mehr. Die bisher kleinste Batterie mit 71 Kilowattstunden (kWh) Kapazität entfällt und wird in der Basisversion durch den bisherigen XL-Akku mit netto 89 kWh ersetzt. Im Topmodell Q8 55 E-Tron und SQ8 E-Tron gibts dafür eine neue Batterie mit netto 106 kWh. Beide Energiespeicher sind optimiert bis hinein in die Zellchemie: Audi setzt auf Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Oxide (NCA) mit einem geringeren Kobalt-Anteil statt wie bisher auf Lithium-Nickel-Cobalt-Mangan (NCM) und ausschliesslich auf prismatische Zellen, die sich raumsparender im Batteriepaket stapeln lassen. Macht rund 20 Prozent mehr Aktivmaterial in den Zellen mit je Zelle höherer Kapazität. Weil bei beiden Versionen die Aerodynamik leicht verbessert wurde, ergeben sich beim Q8 E-tron 55 rund 600 Kilometer Normreichweite, also 30 Prozent mehr als bisher. Beim Basis-Q8 E-Tron 50 sinds etwa 505 km, bei der S-Version circa 513 km. Die Leistung der immer allradgetriebenen Versionen liegt bei 340 PS (250 kW, Q8 50 E-Tron), 408 PS (300 kW, Q8 55 E-Tron) oder 503 PS (370 kW, SQ8 E-Tron).
Jetzt lädt er auch mit 22 Kilowatt
Aufwärts gehts auch mit der Ladeleistung – beim Basisakku von 120 auf 150 Kilowatt (kW), beim Topmodell auf 170 kW. Ordentlich, aber noch weniger als bei Fahrzeugen mit 800 Volt-Technik. Um aber die Stromspeicher dennoch schnell zu füllen, arbeitet Audi daran, die maximale Ladeleistung über einen möglichst langen Zeitpunkt zu nutzen statt nur auf einem kurzzeitigen Peak. Der 106-kWh-Speicher lässt sich jetzt in rund 31 Minuten von zehn auf 80 Prozent füllen. Wichtiger: Auf Wunsch sind an AC-Wallboxen künftig auch 22 kW Ladeleistung möglich – das konnten bisher die allerwenigsten Stromer.
Beim Sprint von null auf 100 km/h braucht die Einstiegsversion 6,0 Sekunden, der 55er 5,6 Sekunden und die S-Variante 4,5 Sekunden. Die Lenkung soll direkter sein und das Fahrverhalten sportlich-agiler. Neu werden mehr nachhaltige Materialien im Innenraum genutzt und Kunststoffteile aus Recycling-Material eingesetzt. Los gehts beim Audi Q8 E-Tron ab Ende Februar ab 84'900 Franken. Erst im Laufe des nächsten Jahres soll dann auch ein Parkassistent kommen, mit dem man den SUV per App von aussen in die Lücke manövrieren kann.