Mazda MX-30 R-EV: Kompakt-SUV mit Kraftwerk an Bord
Jetzt kommt Mazda ins Rotieren

Bei der Reichweite fährt Mazdas erstes Elektromodell MX-30 derzeit hinterher. Die an der Brüssel Motorshow enthüllte Version R-EV soll jetzt mit zusätzlichem Verbrenner bis zu 600 Kilometer ermöglichen – dank einer fast vergessenen Technologie.
Publiziert: 16.01.2023 um 16:37 Uhr
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An der Brüssel Motorshow hat der japanische Autobauer Mazda eine neue Plug-in-Hybridversion (PHEV) seines Elektro-SUVs MX-30 enthüllt.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Plug-in-Hybride mit kombiniertem Elektro- und Verbrennerantrieb sind heute für viele der Einstieg ins elektrische Fahren. Bevor dann vielleicht das nächste neue Auto ein reiner Stromer wird. Aber bei Mazda gehts andersherum: Nach dem 2020 lancierten Elektro-SUV MX-30 enthüllt der japanische Autobauer an der Motorshow in Brüssel jetzt eine Version mit zusätzlichem Verbrenner. Nicht das einzige, was Mazda dabei anders macht: Denn im MX-30 R-EV setzt die Marke als weltweit einzige auf einen Wankelmotor.

Es war höchste Zeit für das Update! Denn Mazda setzt im normalen MX-30 auf eine vergleichsweise kleine Batterie von netto 32 Kilowattstunden (kWh) Kapazität, die für gerade mal knapp 200 Kilometer Reichweite langt. Das senkt Gewicht und Batteriekosten, aber lässt den MX-30 auf den ersten Blick alt aussehen gegenüber der Konkurrenz mit gut doppelter Reichweite – obwohl die durchschnittliche Europäerin kaum mehr als 40 Kilometer am Tag fährt. Statt einer Vergrösserung der Batterie geht Mazda nun aber den umgekehrten Weg: Halbierte Batterie mit netto nur 16 kWh Kapazität – dafür mit eigenem Kraftwerk an Bord.

Start ins neue Autojahr

Autoshows haben keine Zukunft? Die Brüssel Motorshow (14. bis 22.01.2023) gleich am Jahresanfang beweist das Gegenteil: An der zum 100. Mal veranstalteten Messe sind 95 Prozent aller Marken vertreten – mit beispielsweise Ford oder Polestar auch solche, die sonst längst Autoshows meiden. Der Grund: In Belgien sind Neuwagen so hoch besteuert, dass überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Firmenautos fahren. An der Motorshow werden von Flottenmanagern und Autoimporteuren die Deals fürs neue Jahr gemacht. Rund 40 Prozent der belgischen Neuwagen-Kaufverträge werden direkt an der Messe unterzeichnet. Das finanziert locker die Kosten für die Stände.

Neben Mazdas MX-30 R-EV sind noch weitere Neuheiten zu entdecken, wenn man ganz genau hinschaut. Alfa Romeo liftet zum x-ten Mal Stelvio und Giulia: Neben Interieur-Anpassungen gibts neu dreiäugige Scheinwerfer (Bild), damit ihr Look zu dem des neuen Tonale passt. Und Honda spendiert seinem Kleinwagen Jazz 13 PS mehr – neu leistet er 122 PS und kommt auch als Sportversion mit direkterer Reaktion des Gaspedals. Auch der Polestar 3 wird hier erstmals in Europa gezeigt.

Andreas Faust

Autoshows haben keine Zukunft? Die Brüssel Motorshow (14. bis 22.01.2023) gleich am Jahresanfang beweist das Gegenteil: An der zum 100. Mal veranstalteten Messe sind 95 Prozent aller Marken vertreten – mit beispielsweise Ford oder Polestar auch solche, die sonst längst Autoshows meiden. Der Grund: In Belgien sind Neuwagen so hoch besteuert, dass überdurchschnittlich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Firmenautos fahren. An der Motorshow werden von Flottenmanagern und Autoimporteuren die Deals fürs neue Jahr gemacht. Rund 40 Prozent der belgischen Neuwagen-Kaufverträge werden direkt an der Messe unterzeichnet. Das finanziert locker die Kosten für die Stände.

Neben Mazdas MX-30 R-EV sind noch weitere Neuheiten zu entdecken, wenn man ganz genau hinschaut. Alfa Romeo liftet zum x-ten Mal Stelvio und Giulia: Neben Interieur-Anpassungen gibts neu dreiäugige Scheinwerfer (Bild), damit ihr Look zu dem des neuen Tonale passt. Und Honda spendiert seinem Kleinwagen Jazz 13 PS mehr – neu leistet er 122 PS und kommt auch als Sportversion mit direkterer Reaktion des Gaspedals. Auch der Polestar 3 wird hier erstmals in Europa gezeigt.

Wankelmotor statt XXL-Batterie

Die Grundidee erinnert an den BMW i3 von einst, bei dem ein Töffmotor den Strom produzierte. Weil's mit Motor und Leistungselektronik schon eng unter der Fronthaube zugeht, griff Chefentwickler Kota Matsue vom europäischen Mazda-Entwicklungszentrum in Frankfurt a. M. (D) aber auf eine jahrzehntealte Technologie zurück: den Wankel- oder Rotationskolbenmotor. Den baute die Marke vor 56 Jahren erstmals in ein Serienauto ein und hält ihm als einzige bis heute die Treue. Trotz der zahlreichen Probleme, die jetzt aber gelöst seien, wie Kota erklärt: Mit einer Benzin-Direkteinspritzung habe sein Team den früher hohen Verbrauch um 25 Prozent reduziert und auch die Zuverlässigkeit sei durch neue Materialien und Dichtungen heute völlig problemlos.

Was ist ein Wankelmotor?

Seinen Namen hat der Wankelmotor von seinem Erfinder, dem deutschen Ingenieur Felix Heinrich Wankel (1902–1988). Ein Besessener im nicht immer besten Sinne, der fixiert auf seine technische Mission war. Angeblich im Traum soll ihm als Siebzehnjähriger die Idee für den technisch Rotationskolbenmotor genannten Antrieb gekommen sein – einen Verbrennungsmotor mit rotierenden statt sich hebenden und senkenden Kolben: Ein dreieckiger Rotor dreht sich in einem elliptisch geformten Gehäuse und unterteilt den Brennraum in drei Kammern.

Jeweils an der gleichen Stelle einer Umdrehung findet die Verbrennung statt. Das sich bei der Zündung ausdehnende Benzin-Luft-Gemisch schiebt dabei den Rotor weiter und versetzt ihn so in Rotation. Die Vorteile: Hohe Leistung auf wenig Bauraum, weil Wankelmotoren kleiner sind als vergleichbare normale Verbrenner, und seidenweicher Lauf fast ohne Vibrationen. Auf der Minus-Seite stehen der hohe Verbrauch und die problematische Schmierung – Wankelmotoren waren früher nie ganz dicht. Trotzdem schafften sie es in Autos: Erster Serien-PW war NSUs Wankel Spider 1963. Bei Mazda gings 1967 mit dem Cosmo Sport los; letzter war der RX-8, der 2012 eingestellt wurde.

Seinen Namen hat der Wankelmotor von seinem Erfinder, dem deutschen Ingenieur Felix Heinrich Wankel (1902–1988). Ein Besessener im nicht immer besten Sinne, der fixiert auf seine technische Mission war. Angeblich im Traum soll ihm als Siebzehnjähriger die Idee für den technisch Rotationskolbenmotor genannten Antrieb gekommen sein – einen Verbrennungsmotor mit rotierenden statt sich hebenden und senkenden Kolben: Ein dreieckiger Rotor dreht sich in einem elliptisch geformten Gehäuse und unterteilt den Brennraum in drei Kammern.

Jeweils an der gleichen Stelle einer Umdrehung findet die Verbrennung statt. Das sich bei der Zündung ausdehnende Benzin-Luft-Gemisch schiebt dabei den Rotor weiter und versetzt ihn so in Rotation. Die Vorteile: Hohe Leistung auf wenig Bauraum, weil Wankelmotoren kleiner sind als vergleichbare normale Verbrenner, und seidenweicher Lauf fast ohne Vibrationen. Auf der Minus-Seite stehen der hohe Verbrauch und die problematische Schmierung – Wankelmotoren waren früher nie ganz dicht. Trotzdem schafften sie es in Autos: Erster Serien-PW war NSUs Wankel Spider 1963. Bei Mazda gings 1967 mit dem Cosmo Sport los; letzter war der RX-8, der 2012 eingestellt wurde.

Wenn nach rund 85 Kilometern die Batterie leer ist, springt dieser Wankelmotor ein und treibt mit 75 PS (55 kW) aus 0,8 Litern Hubraum einen Generator zur Stromproduktion an. Gefahren wird dennoch weiterhin immer elektrisch per 170 PS (125 kW) starkem Elektromotor. Wenn der mehr Energie benötigt, als der viel schwächere Verbrenner liefern kann, steuert die Batterie als Puffer diese bei. Rein elektrisch im Alltag, mit Reichweiten-Verlängerung per Wankel auf der Langstrecke – das sei laut Kota viel wirtschaftlicher, als für wenige lange Fahrten im Jahr ständig eine grosse, schwere und teure Batterie mitzuschleppen.

Aber warum ein so exotischer Antrieb wie der Wankel? Weil er bei gleicher Leistung fast 20 Prozent kleiner ist als ein normaler Benziner und deshalb zwischen Vorderachse und Front passt. Weil er so leise läuft, dass er das flüsterleise Elektro-Fahrerlebnis nicht durch Vibrationen und Geräusche stört. Und wohl auch, um den Wankel-Fans der Marke zu zeigen, dass Mazda an der Technik festhält. Eine Herausforderung für das Entwickler-Team: Denn weil der Motor nirgendwo sonst genutzt wird, muss das Wissen von einer zur nächsten Ingenieursgeneration intern weitergegeben werden.

Der Wankelmotor hat Zukunft

Für die emissionsfreie Verbrennung von Wasserstoff wäre der Wankelmotor zum Beispiel künftig ideal, sagt Kota. Am liebsten würde er ihn allerdings in einem Sportwagen einsetzen: «Aber dazu muss ich den Vorstand erst noch bringen», sagt er grinsend. Aber bedeutet die Integration eines Verbrenners in ein Elektroauto nicht doch einen Rückschritt? «Wir dürfen nicht alles nur aus der europäischen Perspektive anschauen. Wir verkaufen unsere Autos auch in Regionen, in denen die Ladeinfrastruktur noch nicht so gut ist», sagt Kota.

Der Verbrauch des Mazda MX-30 R-EV soll bei rund einem Liter auf 100 Kilometer liegen; die Reichweite mit 600 Kilometern das Dreifache des reinen Stromers betragen, der natürlich weiterhin mit 145 PS (107 kW) im Programm bleibt. Ob das Konzept wirklich effizient ist? Da sind wir auf die ersten Testfahrten gespannt. Preislich liegt der Wankel-Stromer mit wohl rund 42'000 Franken etwas über der Elektroversion. Los gehts mit dem MX-30 R-EV ab Juni.

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