Kamala Harris vs. Donald Trump
Wer ist der bessere US-Autopräsident?

Gegensätzlicher als Kamala Harris und Donald Trump könnten die Kandidaten fürs Rennen ums Weisse Haus kaum sein. Auf der einen Seite die progressive Demokratin, auf der anderen Seite der populistische Republikaner. Wir analysieren: Wer wäre der bessere US-Autopräsident?
Publiziert: 19.10.2024 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2024 um 06:30 Uhr
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Im Rennen um die US-Präsidentschaft tritt die progressive Demokratin Kamala Harris gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump an.
Foto: AFP
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Diese Frau gibt Vollgas: Kaum hatte US-Präsident Joe Biden (81) seinen Rückzug als Präsidentschaftskandidat gegen Donald Trump (79) bekannt gegeben, rückte Kamala Harris (59) ins Scheinwerferlicht. Und bog gleich auf die Überholspur ab: In aktuellen Umfragen liegt die Kandidatin der Demokratischen Partei knapp vor dem Republikaner Trump, der zwar sofort die Frontalkollision mit der neuen Herausforderin suchte, bisher aber kein Mittel findet, Harris ins Schleudern zu bringen.

Joe Biden: Der Autopräsident

Kamala Harris oder Donald Trump? Diese Frage beschäftigt auch die US-Autoindustrie, die zwar an Glanz verloren hat, aber dank Innovatoren wie Tesla nach wie vor die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten antreibt. Als Noch-Präsident Biden (81) sein Amt 2021 antrat, jubelte die Branche. Im Gegensatz zu Donald Trump, der meistens in europäischen Karossen à la Mercedes und Bentley unterwegs war, meinte Joe Biden sein «Buy American!» ehrlich. Der Sohn eines Autohändlers hatte vor Jahrzehnten einen Mercedes – und wechselte nach schlechten Erfahrungen auf US-Autos. Biden liebt seine 1967er Chevrolet Corvette und gilt im Gegensatz zu Trump als echter «Petrolhead».

Schon als Vize unter Barack Obama (62) rettete Biden mit Milliardenhilfen zwei der drei Grossen aus Detroit – Fiat-Chrysler und General Motors. Er stellte sich immer wieder an die Seite der Arbeiterklasse und unterstützte im Herbst 2023 die Autogewerkschaft UAW (United Auto Workers) beim Streik für höhere Löhne im für die Wahlen wichtigen US-Bundesstaat Michigan. Zudem schlug seine Regierung aggressive Regulierungs- und Gesetzesmassnahmen vor, um den Übergang zu umweltfreundlicher Mobilität zu beschleunigen – etwa strengere Zielvorgaben für den CO₂-Ausstoss. Sie zeigte sich aber auch kompromissbereit, als Verbraucher und Autohersteller die damit verbundenen Kosten scheuten. Und schliesslich versuchte Biden, die US-Autoindustrie mit Strafzöllen vor importierten chinesischen Fahrzeugen zu schützen.

Kamala Harris: Bleibt sie in Bidens Spur?

Vieles dürfte Kamala Harris von ihrem Amtsvorgänger übernehmen, sollte sie zur ersten US-Präsidentin der Geschichte gewählt werden. Aber sie dürfte sich auch von Biden unterscheiden: Als Harris 2019 das erste Mal fürs US-Präsidentenamt kandidierte, brachte sie einen 10-Milliarden-Dollar-Klimaplan aufs Parkett, der die komplette Umstellung auf E-Autos bis 2035 vorsah. Schon 2030 sollte die Hälfte aller Neuwagen emissionsfrei unterwegs sein und zu 100 Prozent klimaneutraler Strom erzeugt werden. Dieser Plan wäre laut Experten zwar nie vom US-Senat abgesegnet worden. Aber er zeigt, wo die ehemalige kalifornische Senatorin und Generalstaatsanwältin vor fünf Jahren stand.

Kenner der US-Autobranche wie Marick Masters, Wirtschaftsprofessor an der Wayne State University in Detroit, gehen davon aus, dass Harris das Vermächtnis Bidens fortführen dürfte: mit strengeren Abgasnormen, aber auch umfangreichen und bitter nötigen Infrastrukturmassnahmen und Investitionen in US-Arbeitsplätze. «Die für die US-Autoindustrie bedeutsamen politischen Unterschiede zwischen Biden und Harris werden marginal sein», so Masters.

Inzwischen hat auch die UAW Harris ihre Unterstützung zugesagt. Präsident Shawn Fain sieht sein Land am Scheideweg: «Wir können entweder einen Milliardär wiederwählen, dessen Ideen all dem zuwiderlaufen, wofür unsere Gewerkschaft kämpft, oder wir können Kamala Harris wählen, die im Krieg gegen die Gier der Konzerne an unserer Seite stehen wird.» Mit rund 370'000 Mitgliedern ist die UAW in den so wichtigen Swing States Michigan und Wisconsin eine Macht.

Donald Trump: Gefährlicher Zick-Zack-Kurs

Dass Donald Trump nichts von Elektroautos hält, machte er in der Vergangenheit immer wieder deutlich. Bei einer Wahlkampfrede im Mai erklärte der vorbestrafte Ex-Präsident, er werde einen «100-Prozent-Zoll» für E-Autos verlangen, die aus Mexiko in die USA geliefert werden. «Ihr werdet diese Autos nicht verkaufen können», drohte er nicht nur den US-Herstellern, die Werke im Nachbarstaat betreiben. In seiner Rede am Parteitag der Republikaner Mitte Juli doppelte er nach: «Ich werde das Elektro-Auto-Mandat am ersten Tag beenden und die amerikanische Autoindustrie vor der Auslöschung bewahren.» Trump lobbyierte im Wahlkampf mehrfach bei der Gas- und Ölindustrie um Spendengelder für seine Kampagne. Im Gegenzug versprach er, Klimaregulierungen der Regierung Biden sofort rückgängig zu machen, sollte er wiedergewählt werden.

Doch Vertreter der Autoindustrie, die Trump mit aller Macht schützen will, blicken mit Sorge auf seine Aussagen. «Unsere internen Planungen reichen deutlich weiter als einen Wahlzyklus», sagte William Clay Ford Jr., Ford-Vorstandsmitglied, der «New York Times». Das Hin und Her der Politik bereite den Autoherstellern Schwierigkeiten, weil die meisten Unternehmen bereits auf eine elektrische Zukunft setzten und entsprechend ihre Produktionen umstellen – auch in den USA. Mit Steuererleichterungen lockte Präsident Biden zuletzt viele Grossfirmen in die USA. Sollten diese wie von Trump angedroht künftig wegfallen, könnte dies Zehntausende Jobs gefährden.

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht auch bei der E-Mobilität maximal opportunistisch unterwegs wäre. Nur wenige Tage nach seiner Parteitagsrede sagte er in Atlanta: «Ich bin für Elektroautos! Ich muss es sein, wisst ihr, Elon hat mich sehr stark unterstützt. Ich habe keine andere Wahl.» Mit Elon ist Elon Musk (53) gemeint, der aktuell reichste Mensch der Welt und CEO des US-E-Autopioniers Tesla. Der Grund für Trumps Sinneswandel: Musk sicherte ihm via X Millionen für den anstehenden Wahlkampf zu.


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