Jeep wird elektrisch: Erste Fahrt im neuen Avenger
Brutaler Name, leiser Antrieb

Jeep-SUVs kommen mit Allrad und fetten V8-Motoren? Das war einmal: Für den 4x4 sorgen künftig Hybridantriebe und das neue Basismodell namens Avenger kommt gar nur noch als Stromer zu uns.
Publiziert: 04.12.2022 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2023 um 10:18 Uhr
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Sieht so ein Rächer aus? Avenger hat Jeep sein neues kleines Einstiegsmodell genannt, dass es bei uns nur mit Elektroantrieb geben wird – auch das eine Premiere.
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Was haben sich die Marketing-Strategen dabei gedacht? Avenger, zu Deutsch «Rächer», heisst Jeeps neues Einstiegsmodell, das gleichzeitig der erste Stromer der kultigen US-Offroad-Marke ist. Rache wofür? Und warum überhaupt? Das bleibt das Geheimnis unter anderem von Jeeps Europachefin Antonella Bruno. Sie ist sich sicher: Er wird Jeeps Bestseller in Europa und vor allem weibliche Neukunden in die Schauräume locken.

Dabei könnte helfen, dass Jeep spätestens seit der Zugehörigkeit zum Stellantis-Konzern nichts mehr vom raubeinigen Holzfäller-Image von früher hat. Diesel sind in Europa bald passé, fette V8-Benziner jetzt schon und längst rollen die meisten Modelle in Kompakt- und Mittelklasse daher. Selbst das Thema mechanischer Allradantrieb ist künftig durch. Für den 4X4 sorgen dann nur noch zusätzliche E-Motoren an der Hinterachse. Der Avenger muss gar mit Frontantrieb auskommen.

Überall Ostereier

Doch beim Design bleibts funktional und markentypisch. Sieben Rippen gibts im Frontgrill, die teuren LED-Scheinwerfer stecken hinter schützendem Polykarbonat und boxig wirkt der kleine Fünfplätzer mit bloss 4,08 Metern Länge auch. Kurze Überhänge sorgen dafür, dass Front und Heck in Steigung und Gefälle nicht im Dreck verschrammt werden und unter der Batterie im Unterboden gibts 20 Zentimeter Bodenfreiheit. Weitere gute Idee sind die dunklen Plastikverkleidungen an den Ecken, die Parkrempler folgenlos lassen. Ausserdem ist der Avenger ein Fest für Ostereier-Sucher: Gemeint sind kleine Anspielungen, die Designer überall am Auto versteckt haben: Beim Sternengucker samt Teleskop in der Frontscheibe stand der Sohn des Chefdesigners Modell, dazu gibts Käfer auf dem Dach oder Bergsilhouetten in der Heckscheibe.

Jeep Avenger

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie 51 kWh (netto), Reichweite WLTP 400 km, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,0 s, Spitze 150 km/h
Masse L/B/H 4,08/1,78/1,53 m, Laderaum 355 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 12,5 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis ab 33'600 Franken

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie 51 kWh (netto), Reichweite WLTP 400 km, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,0 s, Spitze 150 km/h
Masse L/B/H 4,08/1,78/1,53 m, Laderaum 355 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 12,5 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis ab 33'600 Franken

Drinnen wirkt der Avenger aufgeräumt und praktisch. Virtuelle Instrumente, dazu Paneele in Wagenfarbe, bequeme Sitze und ein Faltcover wie beim Tablet als Abdeckung der Mittelkonsole. Tasten wählen die Fahrtrichtung und beim Drumcomputer-Sound des Blinkers muss man grinsen. Bei 380 Litern Ladevolumen – wie beim VW Golf – und knappen Abmessungen bleibt nicht mehr viel für die Rückbank übrig: Für den Kopf passts, aber Füsse und Knie haben es eher eng.

Neuer Antrieb mit mehr Leistung

Bisher galt für Stellantis-Stromer: Kennt man einen, kennt man alle. Vom Citroën ë-C4 bis zum Peugeot e-208 bauen alle auf 136-PS-Motoren und identischen Batterien auf. Als Premiere gibts für den Avenger einen neuen Elektroantrieb mit jetzt 156 PS und einer Batterie mit netto 51 Kilowattstunden (kWh) – also fünf mehr als bisher gewohnt. Macht 400 Kilometer Reichweite nach Normzyklus oder gar 550 Kilometer im Citybetrieb, wenn per Rekuperation viel Energie zurückgewonnen werden kann. Aber: Die Ladeleistung liegt bei nur 100 Kilowatt, die innert drei Minuten Strom für 30 Kilometer in die Batterie drücken. Auf 80 Prozent Kapazität gehts in 24 Minuten – aber nicht von 10, sondern 20 Prozent Füllstand aus. Dabei geben die meisten Mitbewerber die Zeit von 10 bis 80 Prozent an.

Auf der Testrunde rund um Grasse (F) spürt man die Mehr-PS – manchmal lassen sie gar zu viel Drehmoment auf die Vorderräder los. Jeeps Kleinster tritt flott an, lenkt flink und überzeugt vor allem beim Fahrkomfort: Straff genug auf Asphalt, aber auf der ausgefahrenen Schotterpiste quer durch den Wald federt er souverän alles weg. Bergab wäre etwas mehr als nur 65 kW Rekuperationsleistung nett – man muss öfters mit dem Bremspedal nachtreten. Den rekordverdächtigen Normwert von 12,5 kWh/100 Kilometer haben wir nicht geschafft.

Selbst abseits der Strasse läufts

Sechs Fahrprogramme gibts von Normal über Sport, Sand, Matsch und Schnee bis zum Offroad-Assistenten, der auf den Kilometer pro Stunde genau das Tempo hält. Allerdings gabs nur eine Trockenübung auf Stahlrampen: Mal streckte der Avenger hilflos das rechte, mal das linke Hinterrad in die Luft. Aber die angetriebenen Vorderräder zogen ihn dennoch weiter. Da hilft die genaue Dosierbarkeit des Elektromotors.

Ab dem zweiten Quartal 2023 startet der Avenger mit einer prall ausgestatteten First Edition, im Sommer folgen dann die übrigen Ausstattungen. Den bisherigen Renegade wird er nicht ersetzen – der bleibt mit Plug-in-Hybrid und 4x4 im Programm. Und bei uns wirds keinen Verbrenner-Avenger geben, der mit seinem Einliter-Benziner nur in Südeuropa knattern darf. Die Preise starten bei 33'600 Franken; die Topversion liegt noch knapp unter der 40'000-Franken-Marke.

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