Gross war der Occasionsmarkt für Elektroautos bislang nicht. Und die wenigen Modelle, die angeboten wurden, mussten von den Verkäufern teils zu Dumpingpreisen verhökert werden. Grund: Da die Elektrotechnik in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, möchte sich kaum eine Kundin einen «veralteten» Stromer in die Einfahrt stellen und greift lieber direkt auf einen Neuwagen zurück. Dementsprechend tief waren bisher die Restwerte von E-Autos.
Doch die Preisentwicklung scheint dank des immer grösseren Angebots und vieler neuer Modelle zunehmend besser zu werden. Dies zeigt eine aktuelle Analyse von Autoscout24 und Datenspezialist Auto-i-Dat, in der die Restwerte von beliebten und oft verkauften Modellen der Marken Tesla, VW, Smart, Fiat, Nissan, Renault, Hyundai und Skoda untersucht wurden. Demnach können Besitzerinnen von E-Autos nach vier Jahren Nutzung mit einem nahezu gleich hohen Verkaufserlös rechnen wie bei einem vergleichbaren Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. «Dies zeigt nicht nur eine verbesserte Akzeptanz auf dem Gebrauchtwagenmarkt, sondern unterstreicht auch die steigende Werterhaltung von Elektroautos», sagt Alberto Sanz de Lama, Managing Director bei Autoscout24.
Mit Verbrennern fast gleich auf
Der Restwert ist für viele Autokäufer ein wichtiges Kriterium und gibt darüber Aufschluss, wie viel Wert ein Fahrzeug über die Zeit hinweg behält. Wie sich dieser Restwert entwickelt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, etwa Automarke und Modell, Ausstattung, Kilometerleistung, allgemeiner Zustand sowie Angebot und Nachfrage. Bei E-Autos kommen noch Batteriekapazität, Reichweite und Ladegeschwindigkeit hinzu. Die Restwerte aller untersuchten Elektroautos näherten sich nach drei bis vier Jahren immer stärker den vergleichbaren Verbrennern an. Verkäufer können somit über die Jahre hinweg mit soliden Preisen für ihre gebrauchten Stromer rechnen. «Wer aktuell ein gebrauchtes E-Auto verkaufen will, erhält je nach Marke und Modell fast gleich viel Geld wie für ein Benzinfahrzeug», stellt Sanz de Lama fest.
Teslas top, Smart floppt
Vergleicht man die Restwerte von verschiedenen E-Modellen, zeigen sich allerdings teils grosse Unterschiede. Nach einer vierjährigen Nutzungsdauer zeigen die beiden Tesla-Modelle 3 und S die besten Restwerte auf und landen bei 47 Prozent des Neuwagenwertes – das macht sie zu begehrten Gebrauchtfahrzeugen. Modelle wie VW e-Golf, Skoda Enyaq iV, Hyundai Kona, Fiat 500e, Nissan Leaf und Renault Zoe weisen alle Restwerte zwischen 40 und 43 Prozent auf. Der Smart Fortwo behält nach vier Jahren noch etwa ein Drittel seines ursprünglichen Neuwagenpreises – die untersuchten Verbrenner kommen auf deutlich höhere Restwerte zwischen 48 und 53 Prozent.
E-Autos immer attraktiver
Die Preisentwicklung der analysierten Marken und Modelle verdeutlicht, dass gebrauchte Stromer gerade in der Schweiz überdurchschnittlich gut ausgestattet sind und mit höherwertigen Modellvarianten verglichen werden können. «Das führt auch dazu, dass solche Autos preislich attraktiv bleiben für den Wiederverkauf. Der auf Autoscout24 inserierte Preis als Verhandlungsbasis für ein vierjähriges E-Auto kann nach wie vor weit über 70 Prozent des Neuwagenpreises betragen», führt Sanz de Lama aus. Für Schweizer Autofahrer werde das Elektroauto finanziell deshalb immer attraktiver, da Ängste bezüglich eines hohen Wertverlustes aufgrund des Batteriezustands oder ähnlicher Faktoren abnehmen würden, resümiert der Autoscout-Chef.
Der Occasionsmarkt für E-Autos wächst aktuell rasant: Im Oktober 2023 wurden mit über 10’500 Fahrzeugen doppelt so viele gebrauchte reine Elektroautos auf Autoscout24 inseriert wie im Vorjahr. Mit der verstärkten Integration von Elektromobilität in den Gebrauchtwagenmarkt und immer stabileren Restwertkurven wachse das Vertrauen der Verbraucher in die Langlebigkeit und Werterhaltung von Elektroautos weiter, so Autoscout.