Getarnter Mercedes EQS SUV gefahren
Das kann der elektrische Luxus-Offroader

Der nächste Stromer von Mercedes steht in den Startlöchern. Es ist die SUV-Version der Luxuslimousine EQS. Aktuell wird er bei der Wintererprobung am Polarkreis auf Herz und Nieren geprüft. Blick durfte bereits am Steuer des noch getarnten EQS SUV Platz nehmen.
Publiziert: 16.03.2022 um 11:17 Uhr
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Im nordschwedischen Arjeplog konnte Blick bei den Wintertestfahrten am Steuer des neuen Mercedes EQS SUV Platz nehmen.
Foto: Mercedes-Benz AG - Global Commun
Wolfgang Gomoll

Jeder neue Mercedes muss zweimal durch die Eishölle gehen, ehe er zum Händler rollt. Diesen Winter muss die SUV-Version der Elektrolimousine EQS zum zweiten Test im nordschwedischen Arjeplog antreten. Im Aufgabenheft der Ingenieure stehen die Abstimmung von Regelsystemen und der Klimaanlage sowie die Geräuschentwicklung im Innenraum.

Für die Regelsysteme sind die winterlichen Verhältnisse auf dem gefrorenen See perfekt. Denn auf Schnee und Eis fallen zu leichte oder zu abrupte Eingriffe von ESP & Co. sofort auf. Wir dürfen das Fahrverhalten des über 2,5 Tonnen schweren Elektro-SUV auf einem trickreichen Handlingkurs prüfen. Dabei zeigt der EQS SUV kaum fahrdynamische Schwächen und gibt sich dank optionaler Hinterachslenkung erstaunlich leichtfüssig. Selbst eine spiegelglatte Eisfläche bringt die elektronischen Helfer nicht aus der Ruhe und sie lassen uns das ausbrechende Heck spielend wieder auffangen.

Keine Scheibe darf anlaufen

Weiter zur Klimaanlage. Im Winter ist die Feuchtigkeit im Innenraum häufig der Grund für beschlagene Scheiben. Ein Sensor im EQS SUV soll das vorab erkennen und die Klimaanlage entsprechend einstellen – mit möglichst wenig Stromverbrauch natürlich. Bei vier Erwachsenen im Fahrzeug und schneenassen Schuhen funktioniert das System einwandfrei. Dazu hat der Pulverschnee bei arktischen Temperaturen eine besondere Konsistenz ähnlich wie feiner Sand, die den Filtern der Klimaanlage ganz schön zusetzt.

Aber nach den Testfahrten in der Wüste Nevadas ist auch dieser feinkörnige Schnee kein Problem für die Klimaanlage. Gleichzeitig stellten die Entwickler in der Wüste fest, dass der EQS SUV auch zum Dünen-Kraxler taugt. Deshalb begannen sie an dessen Geländegängigkeit zu feilen, obwohl das gar nicht vorgesehen war. Jetzt verfügt der Gelände-EQS auch über Offroad-Fahrprogramme, inklusive passender Anzeigen auf den Monsterbildschirmen.

Kein Ton und kein Schütteln

Da sich der elektrische Luxus-SUV die Technik mit EQS und EQE teilt, bekommt auch er den riesigen XXL-Hyperscreen. Dabei kann der Beifahrer auf seinem Bildschirm auch Filme schauen. Damit der Fahrer nicht zu sehr abgelenkt wird, überwacht eine Kamera seine Augen: Wenn er sich zu lange dem Geschehen auf dem Monitor ganz rechts widmet, dunkelt die Elektronik das Bild ab, bis die Konzentration wieder der Strasse gehört. Zu den Besonderheiten des EQS SUV gehört die dritte Sitzreihe, wo es die Passagiere dank der um 17 Zentimeter verschiebbaren zweiten Sitzreihe ebenfalls möglichst bequem haben sollen.

An den Innenraum haben Mercedes-Kunden einen gewissen Anspruch, besonders bei der SUV-Version einer Luxuslimousine wie dem EQS. Dabei geht es nicht nur um Luxus und geschmeidige Materialien. Es zählt vor allem bei einem Elektroauto die Ruhe im Innenraum, wo der EQS die Messlatte schon hoch gelegt hat. Weiter sollen auch andere Schwingungen und Bewegungen der Karosserie auf ein Minimum reduziert werden, da die Insassen diese als störend empfinden. Hier müssen die Ingenieure in Arjeplog nur noch Feinabstimmungen vornehmen.

Mehr Sitze und mehr Spiel

Obwohl sich EQS und EQS SUV die Technik teilen, gibts weitere feine Unterschiede. So dürfte der Crossover wegen des Gewichts und des grösseren Luftwiderstands trotz des gleichen Monster-Akkus mit 107,6 kWh eher um, statt deutlich über 700 Kilometer Reichweite bieten. Vorteile soll der SUV dafür bei der Anhängelast bieten, die bei der Limousine auf 750 Kilo beschränkt ist. Ausserdem ist das Luftfahrwerk serienmässig an Bord: Damit senkt sich der hohe EQS über 120 km/h um 25 Millimeter ab oder bietet im Gelände zusätzliche 30 Millimeter Bodenfreiheit.

Die finalen technischen Daten und vor allem erste ungetarnte Bilder dürften spätestens Anfang Herbst veröffentlicht werden. Denn im September soll der Mercedes EQS SUV pünktlich zur Autoshow in Detroit in den USA starten. Anfang 2023 stromert der Luxus-Offroader dann in die Schweiz.

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