EU-Umweltminister erlauben E-Fuels
Rettet Öko-Benzin die Verbrenner?

Die Umweltministerinnen und -minister der 23 EU-Staaten können sich nicht zu einem absoluten Verbrennerverbot durchringen. Ab 2035 sollen nur noch klimaneutrale Neuwagen verkauften werden. Damit bleibt eine Hintertür für E-Fuels offen.
Publiziert: 29.06.2022 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2022 um 14:48 Uhr
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Die Umweltministerinnen und -minister der 27 EU-Staaten wollen den Verbrennungsmotor noch nicht verbieten.
Foto: zvg
Martin A. Bartholdi

Der Unterschied in der Formulierung ist fein, aber doch entscheidend. Vor drei Wochen hat die EU-Kommission beschlossen, dass ab 2035 in der Europäischen Union keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen. Die Umweltministerinnen und -minister der 27 Mitgliedsstaaten wollen nun aber, dass ab 2035 nur noch klimaneutrale Fahrzeuge verkauft werden dürfen.

Das ist kein explizites Verbot von Verbrennungsmotoren, wie es die Kommission gefordert hat. Dieser Entschärfung ging eine 16 Stunden lange kontroverse Debatte voraus. Nur die Deutsche Bundesregierung war sich bis gestern Abend uneinig. Vor allem die FDP in Deutschland war gegen ein absolutes Verbot von Verbrennungsmotoren und setzte einen Richtungswechsel der Bundesregierung durch.

Synthetische Kraftstoffe sollen erlaubt werden

Demnach sprach sich Deutschland in der gestrigen Sitzung der Umweltministerinnen dafür aus, dass nach 2035 auch Verbrennerautos zugelassen werden können, die mit sogenannten E-Fuels fahren. Dabei handelt es sich um synthetische Treibstoffe, für die aus regenerativem Ökostrom umgewandelter Wasserstoff und CO₂ verwendet werden. Mit der Unterstützung weiterer Länder konnte Deutschland diesen Kompromiss durchsetzen.

Was sind E-Fuels?

E-Fuels sind flüssige synthetische Treibstoffe, die sich wie fossiler Sprit in Verbrennungsmotoren verbrennen lassen. Hergestellt werden sie aus Wasser und CO₂: Per regenerativ erzeugtem Strom wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Letzterer reagiert dann mit dem aus der Umgebungsluft entnommenen CO₂ zu einem Benzin ähnlichen Kohlenwasserstoff. E-Fuels sind also eine Möglichkeit, Naturstrom in flüssiger Form zu speichern.

E-Fuels reduzieren damit nicht die CO₂-Emissionen, aber greifen auf bereits vorhandenes Kohlendioxid zurück und gelten damit als klimaneutral. E-Fuels können in Kerosin für den Flugverkehr oder auch als Grundstoff für die chemische Industrie weiterverarbeitet werden und reduzieren so dort den Verbrauch fossilen Erdöls. Aber: Bei jedem Umwandlungsschritt geht Energie verloren; das macht E-Fuels energetisch ineffizienter als beispielsweise die direkte Nutzung von Naturstrom in E-Autos.

E-Fuels sind flüssige synthetische Treibstoffe, die sich wie fossiler Sprit in Verbrennungsmotoren verbrennen lassen. Hergestellt werden sie aus Wasser und CO₂: Per regenerativ erzeugtem Strom wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Letzterer reagiert dann mit dem aus der Umgebungsluft entnommenen CO₂ zu einem Benzin ähnlichen Kohlenwasserstoff. E-Fuels sind also eine Möglichkeit, Naturstrom in flüssiger Form zu speichern.

E-Fuels reduzieren damit nicht die CO₂-Emissionen, aber greifen auf bereits vorhandenes Kohlendioxid zurück und gelten damit als klimaneutral. E-Fuels können in Kerosin für den Flugverkehr oder auch als Grundstoff für die chemische Industrie weiterverarbeitet werden und reduzieren so dort den Verbrauch fossilen Erdöls. Aber: Bei jedem Umwandlungsschritt geht Energie verloren; das macht E-Fuels energetisch ineffizienter als beispielsweise die direkte Nutzung von Naturstrom in E-Autos.

Doch damit ist der Verbrennungsmotor in Europa noch nicht gerettet. Das Europaparlament befürwortet ein Verbot ab 2035. Parlament und EU-Staaten müssen in einem nächsten Schritt verhandeln und sich auf eine gemeinsame Position einigen. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob das Parlament die synthetischen Kraftstoffe als CO₂-neutral anerkannt. Denn wie die Kommission haben sich auch die EU-Mitgliedsstaaten dafür ausgesprochen, den Flottengrenzwert ab 2035 auf 0 Gramm CO₂ pro Kilometer zu senken. Das schaffen Verbrennungsmotoren nur, wenn E-Fuels als CO₂-neutral anerkannt werden.

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