Erste Fahrt im Karma Revero
Alles, nur kein Fisker

Dieses Auto kennen wir doch? Tatsächlich feiert der ursprünglich vor mehr als 13 Jahren von Henrik Fisker gezeichnete Karma als Revero ein Comeback und soll bald in Europa starten. Wir machten eine erste Fahrt mit dem überarbeiteten Elektrosportler.
Publiziert: 30.07.2024 um 06:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2024 um 11:43 Uhr
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Dieses Auto kennen wir doch schon? Tatsächlich stammt die Form des Karma Revero ...
Foto: ZVG.
Joaquim Oliveira

Der Karma Revero habe nicht mehr viel mit Henrik Fisker zu tun, sagt Stephan Stoker von Karma Europe. Der frühere BMW-Designer Fisker (60) stylte zwar das Fahrzeug vor über 13 Jahren, lieh der Marke zwischenzeitlich auch seinen Namen, zog dann aber weiter und gründete sein eigenes Unternehmen. Und erlitt mit diesem und dem elektrischen Modell Ocean kürzlich erneut Schiffbruch

Jetzt versucht die US-Marke Karma mit dem einst von Fisker gestylten Revero einen Neustart – ohne Fisker, aber mit ambitionierten Zielen. Der 5,06 Meter lange Revero soll in Europa bald über das Netz der chinesischen Wanxiang-Gruppe vertrieben werden. Die Chinesen haben den kalifornischen Autobauer vor zehn Jahren bei der Fisker-Konkursauktion erworben und die regionale Verwaltung der auf den Verkauf von Luxus- und Premium-Automarken spezialisierten Kroymans-Gruppe übergeben.

Bekannte Optik

Von der Ursprungsversion des Fisker Karma blieben für den Karma Revero kaum mehr als die Antriebsarchitektur, die Aussenlinien und die Form des Armaturenbretts erhalten, behauptet Stoker. Die Karosserie erhielt einen neuen Kühlergrill und eine elegantere Heckpartie. Erst mit der Markteinführung der künftigen Karma-Modelle Gyesera und Kaveya (geplant für 2025 und 2026) wird von Chefdesignerin Michelle Christensen dann bei Karma auch eine neue Designsprache eingeführt.

Erstaunlich: Obwohl bereits vor über einem Jahrzehnt gezeichnet, ist der 5,06 Meter lange Revero mit seiner schier endlos langen Haube und der geschwungenen Form auch heute noch ein Hingucker. Im Verhältnis zur Fahrzeuglänge ist der Innenraum dagegen sehr eng und der Kofferraum mit 181 Litern mickrig.

Erneuerte Technik

Aufs einst von Fisker erdachte Solardach wird verzichtet. Selbst unter der kalifornischen Sonne wurden damit täglich nur gerade zwei Kilowattstunden Strom generiert. «Da bringt uns die durch den Verzicht aufs Solardach gewonnene Gewichtsreduktion um 203 auf 2287 Kilogramm mehr», erklärt Stephan Stoker. Vor allem mit Blick auf den neuen als Generator funktionierenden Benzinmotor und die elektrische Reichweite.

Denn der ursprünglich von General Motors (GM) stammende, ziemlich ungehobelte Zweiliter-Vierzylinder wurde durch einen 1,5-Liter–Dreizylinder-Turbo von BMW ersetzt. Die ebenfalls erneuerte Lithium-Ionen-Batterie hat jetzt eine Kapazität von 28 statt ursprünglich 21 kWh. Die Antriebsarchitektur wurde jedoch nicht verändert. Das bedeutet: Auch der Karmo Revero ist ein sogenanntes Extended Range Electric Vehicle. Der 231-PS-Benziner (170 kW) sitzt unter der Fronthaube, fungiert aber nur als Generator und lädt den Akku für die beiden Elektromotoren mit je 272 PS (200 kW) unter dem Kofferraumboden.

Die rein elektrische Reichweite des maximal 544 System-PS und 746 Nm starken Hecktrieblers beträgt 130 Kilometer; mit Unterstützung des Benziners verlängert sie sich aber bis auf 580 Kilometer. Dann muss entweder Benzin getankt oder die Batterie an einer Ladestation geladen werden. Letzteres geht allerdings nur sehr langsam bei Wechselstrom mit 6,6 kW oder bei Gleichstrom mit maximal 45 kW. 

Flotte Fahrleistungen

Im E-Modus fährt sich der Revero leise und beschleunigt flott bis 153 km/h Spitze. Im Sportmodus, mit Verbrennerunterstützung, sprintet er in 4,6 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und weiter bis 201 km/h Spitze. Die Geräuschkulisse ist dann mit dem gut zu vernehmenden Dreizylinder-Benziner allerdings nicht besonders sportlich. Zudem kann die Geräuschdämmung aufgrund fehlender Doppelverglasung ebenso wenig überzeugen wie weitere Details im Innenraum.

Immerhin: Die Einzelradaufhängung vorne und hinten sorgen bei sportlicher Abstimmung für eine wirksame Kontrolle aller Wankbewegungen und bieten dennoch guten Komfort. Obwohl die 22-Zöller viele Fahrbahnunebenheiten ins Innere weitergeben. Weil jeder E-Motor individuell ein Hinterrad ansteuert, entsteht so ein elektronischer Sperrdifferentialeffekt und optimiert Haftung und Traktion – gerade in engen Kurven. 

Mehr als ein Ladenhüter?

Karma will seinen Revero in Europa für weniger als 150'000 Euro anbieten. Dennoch zweifeln wir, ob er viele Abnehmer finden wird. Denn auch wenn Stephan Stoker von Karma stets wiederholt, dass nicht mehr viel Fisker im Fahrzeug stecke, wirkt die Grundarchitektur dennoch leicht angestaubt. Und Gleiches gilt auch für die erneuerten Komponenten wie etwa den 1,5-Liter-Dreizylinder aus dem längst eingestellten BMW i8.

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