Normalerweise dauert ein Modell-Zyklus acht Jahre von der Lancierung bis zur Ablösung. Nicht bei Hyundai: Nach rund fünf Jahren gibts bereits eine neue Modellgeneration des 2017 präsentierten rein elektrischen SUVs Kona.
Im Blick-Dauertest überzeugte uns die Erstauflage als prima Kompromiss aus zahlbarem Kaufpreis, Reichweite und Fahreigenschaften – ein idealer Alltagsstromer. Nun hatte die zweite Generation des Kona EV die Möglichkeit, uns zu beeindrucken. Schon beim Design: Der neue Kona dürfte mit markanten Leuchten, durchgehenden LED-Bändern und zahlreichen Knicken und Kanten in Radhäusern und Türen ziemlich polarisieren.
Preis-Leistung stimmt nach wie vor
Reichweitenbolzerei und Leistung ohne Ende ist nicht die Sache des elektrischen Hyundai Kona. Anders als viele andere Marken hält sich der südkoreanische Hersteller in seiner neuen Generation überraschend zurück. Er soll stattdessen mit hoher Alltagstauglichkeit und geringem Verbrauch locken.
Auf die erste Testrunde gehen wir mit der Elektro-Basisversion mit 156 PS (114 kW). Der 4,35 Meter lange Kompakt-SUV wird allein über die Vorderachse angetrieben und holt aus dem kleinen Akkupaket von 48,4 Kilowattstunden (kWh) eine Reichweite von 360 Kilometern raus. Nicht viel – aber wohl ausreichend für viele Kunden.
Bei einem voraussichtlichen Startpreis von 41'000 Franken – das tippt Blick – ist es auch nichts mit der pfeilschnellen 800-Volt-Ladetechnik, die Hyundai unter anderem bei seinen Modellen Ioniq 5 oder Ioniq 6 anbietet. Der Kona EV ist mit 400-Volt-Technik unterwegs – von 10 auf 80 Prozent lädt er in knapp über 40 Minuten.
Nicht nur elektrisch unterwegs
Wem das kleine Akkupaket nicht reicht, der kann wie bei der aktuellen Generation des Hyundai Kona die grössere Batterie mit ihren 65,4 kWh ordern. Sie soll nicht nur Reichweiten von 500 Kilometern garantieren, sondern ist auch an die leistungsstärkere Version mit 218 PS (160 kW) gekoppelt.
Mit dem Kona kann man aber nicht nur stromern: Er ist auch unverändert mit reinen Benzinmotoren und 120 (88 kW) oder 198 PS (146 kW) oder als Hybridversion mit 141 PS (104 kW) zu bekommen. Der 198-PS-Turbobenziner ist dabei allerdings der einzige Allradler.
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Es piepst und blinkt
Schon mit dem kleinen Elektromotor ist der Fronttriebler trotz seiner 1,8 Tonnen Gewicht durchaus flott unterwegs, beeindruckend leise und für die Kompaktklasse sehr komfortabel abgestimmt. Die Traktion ist wegen des Frontantriebs etwas schlechter, die Lenkung spürbar gedämpfter als es mit Heckantrieb möglich wäre.
Deutlich zugelegt hat die Neuauflage nicht nur in den Dimensionen, sondern auch bei den Fahrerassistenzsystemen: Es piept und blinkt, was das Zeug hält. Zwei Kilometer pro Stunde zu schnell oder die Mittellinie überfahren? Schon meckert der Kona selbsttätig und um die Warnungen abzuschalten, muss man lange suchen. Cool: Aus engen Parklücken lenkt sich der Fünfplätzer ganz alleine per Fernbedienung – diese Selbstständigkeit lassen wir uns gefallen.
Kleines Platzwunder
Zwei jeweils zwölf Zoll grosse Bildschirme sind für Instrumente und Navigation zuständig; darunter gibts haptische Klimatasten. Das Platzangebot ist durch den Längenzuwachs um 15 cm im Vergleich zum Vorgänger ordentlich. Dank des 2,66 Meter langen Radstandes lässt es sich vorne wie hinten gut sitzen, wobei die Beinauflagen länger sein könnten.
Der Kofferraum ist mit 466 Litern stattlich für diese Klasse und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf rund 1300 Liter erweitern. Teppiche und Dachhimmel bestehen aus recycelten Plastikflaschen, während die klimatisierten Sitze auf Wunsch mit ökologisch verarbeitetem Leder bezogen sind. Bestell- und Marktstart sowie die Preise des neuen Hyundai Kona sind allerdings noch nicht bekannt.