Felicia, Fabia, Octavia. Früher benannte Skoda seine Modelle niedlich-friedlich, mit weichem A am Ende. Der Yeti als erstes SUV war dann 2009 schon ein Ausreisser. Ab 2016 wurde die tschechische VW-Tochter dann hart. Seither kommen neu eingeführte Modellreihen immer mit Q am Ende: Kodiaq, Kamiq, Karoq, Enyaq und in Indien der Kushaq. Da springt uns das Selbstbewusstsein schon in den Namen an. Vor allem beim Kodiaq, der an den Kodiakbären erinnert – immerhin das grösste Landraubtier der Erde.
Tatsächlich entpuppte sich der erste Kodiaq in den letzten sieben Jahren als echter Verkaufsrenner. Auch die Schweiz schien geradezu darauf gewartet zu haben. Sonst senkt sich die Absatzkurve eines Modells nach dem Peak im zweiten Jahr ab Lancierung, aber der Kodiaq steht 2023 noch immer in den Top-15 der Schweizer Auto-Charts. Weltweit 792'000 Kundinnen haben sich bis dato für Skodas XL-Modell entschieden, mit dem für die Marke auch der SUV-Trend durch die Decke ging. Jeder zweite verkaufte Skoda ist mittlerweile ein Crossover. Jetzt steht die zweite Generation des Kodiaq in den Startlöchern und Sonntagsblick konnte schon eine Runde im getarnten Prototypen drehen.
Kühlung fürs Smartphone
Was bei der Kundschaft immer als Verbesserung zieht, ist schiere Grösse. Also übertrifft die neue Kodiaq-Generation die schon nicht kleine aktuelle mit 4,76 Metern Länge um sechs Zentimeter. Das kommt vor allem Passagieren der dritten Reihe des Siebensitzers zugute, die sich auch über 15 Millimeter mehr Kopffreiheit freuen dürften. Auch das Kofferraumvolumen legt zu: Beim Siebensitzer sind es 340 bis 845 Liter, ohne die dritte Reihe bis zu 910 Liter. Kaum ins Gewicht fällt der eine Millimeter mehr an Radstand – im Fond des Kodiaq war und ist genug Platz.
Im Innenraum gehts neu vor allem um Nachhaltigkeit und intuitive Bedienung. Bei den Stoffen setzt Skoda auf recycelte PET-Flaschen als Rohmaterial. Und auch die traditionellen Gadgets wie der Eiskratzer im Tankdeckel oder der Regenschirm in der Fahrertür bestehen aus nachhaltigen Materialien. Der Automatikhebel ist an die Lenkradsäule gewandert, was mehr Platz in der Mittelkonsole für vier Becherhalter und zwei induktiven 15-Watt-Ladeschalen samt aktiver Kühlung des Smartphones schafft.
Parkiert wird autonom
Das Infotainment mit 10,25-Zoll grossem digitalen Cockpit-Bildschirm, Head-up-Display und einem zentralen 12,9-Zoll-Touchscreen gleicht auf den ersten Blick dem vieler Konkurrenten. Aber tatschen ist nicht mehr alles, Skoda geht auch zurück zu klassischen Bedienelementen. Auf dem mittleren von drei Drehknöpfen unter dem Screen lassen sich vier Funktionen frei programmieren, wie etwa die Vergrösserung der Navi-Karte, Lautstärke, Fahrmodi und Sitzklimatisierung. Neu parkiert der Kodiaq per Smartphone überwacht auch autonom ein.
Auf die erste Testrunde gingen wir mit einem Turbodiesel mit 193 PS (142 kW) und Allradantrieb – vor der Antriebselektrifizierung wäre er sicher der meistverkaufte in der Schweiz geworden. «Wir haben die Geräuschdämmung deutlich verbessert», sagt Skoda-Entwicklungsvorstand Johannes Neft. Akustikglas dämmt die Umgebungsgeräusche weg, Wind und das Abrollen der Pneus sind unter Tempo 100 kaum wahrnehmbar. Beim Anfahren zeigt der Zweiliter-Vierzylinder spürbar Antrittsschwäche – da bleibt bis zum Marktstart Mitte 2024 noch Optimierungspotenzial. Das Fahrwerk passt dagegen jetzt schon. Die adaptiven Dämpfer werden getrennt auf Zug und Druckstufe geregelt; so passt sich das Kodiaq-Fahrwerk besser als auch schon an die Strassenoberfläche an. Offen bleibt, wie es ausserhalb des Komfortmodus ausschaut – die anderen Fahrmodi durften wir noch nicht testen.
Leider auch den Plug-in-Hybriden mit 204 PS (150 kW) Systemleistung und einer Batterie mit 25,7 Kilowattstunden (kWh) Kapazität nicht. Rund 100 Kilometer soll der SUV so rein elektrisch schaffen. Der Vierzylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und Zylinderabschaltung für sparsamen Teilzeitbetrieb wird mild hybridisiert und leistet 150 PS (110 kW). Konkrete Verbrauchswerte dürfte es erst bei der Weltpremiere gegen Ende des Jahres geben. Eins spart sich Skoda aber schon definitiv: die manuellen Getriebe. Das automatische Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen steckt in allen Versionen.