Auf einen Blick
- Elektromobilität ist zentral für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen
- Europäische Länder kämpfen mit Elektrifizierung
- Norwegen als Vorbild: 88,9 Prozent der Neuwagen waren 2024 vollelektrisch
Die Schweiz hat sich bei der Bekämpfung des Treibhausgasausstosses einiges vorgenommen. Im Pariser Abkommen von 2015 wurde beschlossen, bis 2030 die Emissionen gegenüber 1990 um 50 Prozent zu reduzieren. 20 Jahre später soll die hiesige Bevölkerung dann das Netto-Null-Ziel erreichen. Wie realistisch das ist, hängt auch davon ab, wie sich die Verkaufszahlen bei den Elektroautos entwickeln.
Das Schweizer Bundesamt für Strassen (Astra) ist aktiv dabei, die Elektromobilität zu fördern. Dieses Engagement zeigte bereits Resultate: 2018 unterzeichnete die Schweiz die Roadmap 2022, deren Ziel – mindestens 15 Prozent der Neuwagen sollen Stromer und Plug-in-Hybride sein – erreichte man bereits 2021. Die neue Roadmap 2025 erhöhte diese Ziele massiv auf einen Anteil von 50 Prozent.
Im letzten Jahr stagnierten die Zahlen der Steckerfahrzeuge aber bei 28 Prozent, in diesem Jahr müsste also ein wahrer Boom stattfinden. Auch die von der Roadmap angepeilten 20'000 allgemein zugänglichen Ladestationen sind noch nicht Realität – im November 2024 waren es erst 14'838. Immerhin fuhr 2024 mit dem Tesla Model Y ein Stromer auf Platz 1 der Schweizer Verkaufscharts. Doch wie steht es um die grössten Automärkte Europas, ist die erhoffte Stromerrevolution möglich?
Deutschland
Auch unsere nördlichen Nachbarn haben mit der Elektrifizierung zu kämpfen. In Deutschland sollen laut Bundesregierung bis 2030 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf den Strassen unterwegs sein. Bisher war auch eine hohe Zunahme von Stromer-Verkäufen festzustellen: 2023 wurde mit 524’200 Fahrzeugen ein Rekordwert erreicht. Doch nach dem Ende der staatlichen Unterstützung in Form des Umweltbonus wurde der E-Auto-Boom gestoppt und die Zahlen fielen um über 27 Prozent. Die 380'600 verkauften Stromer haben einen Marktanteil von gerade einmal 13,5 Prozent. Insgesamt ist der Bestand reiner Elektroautos zum Jahreswechsel bei 1,4 Millionen Fahrzeugen – das Ziel von 2030 scheint noch in weiter Ferne.
Frankreich
Das Engagement der Franzosen ist vor allem in den Grossstädten zu sehen. Die vielerorts eingeführten Umweltzonen verbannen immer mehr Verbrenner aus der Stadt – in Paris wurde im letzten Jahr auch eine erhöhte Parkgebühr für grosse und schwere Fahrzeuge eingeführt. Zusammen mit der neuen Strafsteuer für Autos mit hohem CO₂-Ausstoss sollte die Elektromobilität also boomen. Von den 1,7 Millionen verkauften Fahrzeugen 2024 waren aber nur 291'143 vollelektrisch und erreichten einen Marktanteil von 16,9 Prozent. Die Gesamtverkäufe schrumpften im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Prozent. Die Gewinner sind Vollhybride: Sie wurden im Vergleich zum Vorjahr als einzige mehr verkauft und erreichten einen Marktanteil von 44,8 Prozent. Doch um die Ziele der Regierung zu schaffen, braucht es auch bei den Stromern einen enormen Zuwachs. Ab 2027 sollen jährlich 800'000 E-Autos verkauft werden.
Grossbritannien
In Grossbritannien wuchs die Zahl der Neuimmatrikulationen 2024 um 2,6 Prozent auf rund 1,95 Millionen Fahrzeuge. Auch die vollelektrischen Fahrzeuge konnten deutlich zulegen und erreichten im Dezember den höchsten monatlichen Stand seit 2022. Der Marktanteil von 19,6 Prozent verfehlte jedoch klar die Ziele der Regierung, die mindestens 22 Prozent anpeilte. Das sorgte für Kritik vonseiten der Hersteller, da momentan die Nachfrage nach reinen Stromern noch zu gering sei, um die angepeilten Marktanteile zu erreichen. Stellantis und Ford setzen sich bereits vermehrt für Steueranreize und den Ausbau der Ladeinfrastruktur ein, die dem Stromermarkt Aufschwung verleihen könnten. Eine Reaktion auf die verfehlten Ziele ist bitternötig, wenn bis 2030 über 80 Prozent der Neuwagen in Grossbritanniens vollelektrisch unterwegs sein sollen.
Norwegen
Dass eine elektrische Zukunft möglich ist, beweist Norwegen seit Jahren. 2024 waren sage und schreibe 88,9 Prozent der Neuwagen vollelektrisch – ein Wert, der in Europa unerreicht ist! Damit hat Norwegen sogar den eigenen Rekord von 82 Prozent im Jahr davor übertroffen. Möglich ist das durch hohe Steuern auf neue Diesel und Benziner; E-Autos geniessen hingegen Steuererleichterungen und hohe Subventionen. Zudem verzichtet man darauf, ein völliges Verbot von Verbrennern zu verhängen: «Das würde die Bevölkerung unnötig verärgern» meint Christina Bu, Vorsitzende des norwegischen Stromer-Verbands. Dank der geschaffenen Anreize sind nach aktuellem Stand bereits 28,6 Prozent aller Fahrzeuge auf den Strassen rein elektrisch. In einigen Jahren sollen es nach Prognosen bereits die Hälfte sein.