Neues Jahr, neues Glück?
Das beschert uns das Autojahr 2025

Die Branche will das schlechte Autojahr 2024 vergessen – und freut sich auf 2025. Viele neue Modelle werden lanciert, dennoch bleiben die Erwartungen verhalten. Man fürchtet durch die zum Jahreswechsel erneut verschärften CO₂-Vorgaben happige Umweltbussen.
Publiziert: 06.01.2025 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2025 um 11:33 Uhr
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Im Herbst 2025 startet mit dem eVitara der erste rein elektrische Suzuki.
Foto: ZVG.

Auf einen Blick

  • Schweizer Automarkt schwächelt, Hersteller bleiben optimistisch für 2025
  • Elektroauto-Verkäufe rückläufig, Fokus auf neue Modelle und Technologien
  • Gesamtmarkt 2024 bei etwa 240'000 Neuwagen, weit unter Vor-Corona-Niveau
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Es ist derzeit ordentlich Sand im Getriebe. Die offiziellen Schweizer Neuwagen-Verkaufszahlen fürs abgelaufene 2024 sind schlecht und im Vergleich zum Vorjahr rund fünf Prozent rückläufig. Und auch für 2025 erwartet die Branche keine markante Besserung.

Die Kunden zeigen sich beim Kauf von Elektroautos weiterhin sehr skeptisch und zurückhaltend (rund 7500 Autos oder 11 % weniger als im Vorjahr!). Gleichzeitig zieht die Politik bei den CO₂-Vorgaben die Schraube erneut weiter an und zwingt die Hersteller/Importeure so, das Angebot an Verbrennern auch im neuen Jahr weiter auszudünnen und einen noch stärkeren Fokus auf die Elektrofahrzeug-Verkäufe zu legen. «Eine herausfordernde Situation», heisst es bei fast allen Markenverantwortlichen, wenn wir sie auf die Erwartungen fürs neue Jahr ansprechen. Deshalb dürfte sich der Gesamtmarkt 2025 ähnlich wie 2024 bei etwa 240’000 Neuwagen einpendeln. Also weit weg von den regelmässig über 300’000 Verkäufen in den guten Vor-Corona-Zeiten.

Doch nicht überall wird Trübsal geblasen. Es gibt Marken, die sind mit dem abgelaufenen 2024 zufrieden und blicken auch zuversichtlich in die Zukunft. Suzuki zum Beispiel: «Wir durften letzten Frühling unser wichtigstes Modell, den Swift, neu lancieren. Was sich natürlich positiv auf unsere Absatzzahlen ausgewirkt hat», so Stefan Gass, Geschäftsführer Suzuki Schweiz. Und mit dem im Herbst startenden ersten vollelektrischen Suzuki, dem eVitara, «natürlich mit 4x4», betont Gass, sieht er auch diesem und dem nächsten Jahr gelassen entgegen.

Renault setzt auf Retrostromer

Auch bei Renault ist man mit Blick auf den schwachen Gesamtmarkt 2024 mit dem eingefahrenen Ergebnis in der Schweiz zufrieden. «Mit zehn neuen Modelllancierungen liegt ein spannendes Jahr hinter uns», resümiert Renault-Chefin Claudia Meyer. Und sie ist auch für dieses Jahr zuversichtlich. «Der zum Schweizer Auto des Jahres 2025 gekürte Renault 5 E-Tech Electric dürfte heuer zu unserem Gesamtbestseller werden.» Und mit dem ebenfalls elektrischen R4 E-Tech folgt ein weiterer Retro-Stromer mit Erfolgspotenzial. Neben dem im Frühling startenden Bigster, mit dem Renault-Tochter Dacia erstmals auch im grösseren Familienfahrzeugsegment vertreten sein wird, freut sich Meyer auch auf die neuen elektrischen Sportler A290 und Ende Jahr auf die A390 der Sporttochter Alpine.

Bei Toyota zahlt sich die Multi-Path-Strategie aus. Da sich die Japaner nicht nur auf eine Antriebstechnologie konzentrieren, gelingt Toyota 2024 im Vergleich zum Schweizer Gesamtmarkt ein gutes Ergebnis. Und mit dem neuen, vollelektrischen Kompakt-SUV Urban Cruiser hat Toyota auch für dieses Jahr einen vielversprechenden Hoffnungsträger. Wie bei Toyota zahlt sich auch bei Skoda das vielseitige Modellportfolio an Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Verbrennermodellen aus. Skoda-Markenchef Markus Kohler stellt zufrieden fest, dass gleich fünf Skoda-Modelle in den Top 15 aller in der Schweiz 2024 neu zugelassenen Fahrzeuge rangieren. Und dieses Jahr wird der im Frühling startende neue Elektro-SUV Elroq sowie der Kodiaq RS und das Facelift des Enyaq weiter zur grossen Beliebtheit der Marke Skoda in unserem Land beitragen.

Modelloffensive bei Audi

Optimistisch ist man auch bei Audi. «Das abgelaufene 2024 war ein anspruchsvolles Jahr der Modell-Transformation und Lieferengpässe», so Markenchef Dieter Jermann. Audi startete Ende 2024 mit den elektrischen Q6 E-Tron und A6 E-Tron sowie dem A5 als Nachfolger des A4 eine beispiellose Produktoffensive – und setzt diese 2025 mit dem neuen Q5 sowie dem A7 als Nachfolger des A6 fort. «All diese neuen Modelle sollten dieses Jahr voll zum Tragen kommen, deshalb erhoffen wir uns schon eine Erhöhung unseres Marktanteils», sagt Jermann. Und ergänzt schmunzelnd: «Zumal Ende Jahr dann noch der neue Q3 folgt.»

Wundertüte China

Was uns das Autojahr 2025 aus China bringen wird, ist unklar. Die Chinesen brillieren derzeit nicht mit genialen Vertriebsstrategien. Im Gegenteil: Zahlte BYD im Sommer 2024 viel Werbegeld für einen grossen Auftritt an der Fussball-EM in Deutschland, folgte – nichts. Und die Ankündigungen, für Europa mit lokalen Importeuren zusammenzuarbeiten, sind offenbar Schnee von gestern. Vielmehr hört man, BYD wolle die Importgeschäfte jetzt selbst in die Hand nehmen. Nur: Zu sehen ist bis jetzt nichts. Und wie BYD funktionieren viele andere China-Hersteller. Ihre (Elektro)-Produkte wären zwar da. Doch fehlt es (noch) an Konzepten, wie man Europa damit erobern könnte.

Was uns das Autojahr 2025 aus China bringen wird, ist unklar. Die Chinesen brillieren derzeit nicht mit genialen Vertriebsstrategien. Im Gegenteil: Zahlte BYD im Sommer 2024 viel Werbegeld für einen grossen Auftritt an der Fussball-EM in Deutschland, folgte – nichts. Und die Ankündigungen, für Europa mit lokalen Importeuren zusammenzuarbeiten, sind offenbar Schnee von gestern. Vielmehr hört man, BYD wolle die Importgeschäfte jetzt selbst in die Hand nehmen. Nur: Zu sehen ist bis jetzt nichts. Und wie BYD funktionieren viele andere China-Hersteller. Ihre (Elektro)-Produkte wären zwar da. Doch fehlt es (noch) an Konzepten, wie man Europa damit erobern könnte.

Bei VW ist man glücklich, dass man zum 26. Mal in Folge Platz 1 in der Schweizer PW-Verkaufsstatistik geschafft hat – und so für 2024 doch noch positive Schlagzeilen liefern kann. Dennoch blickt man bei VW lieber vorwärts und freut sich auf die Markteinführung im März des neuen Tayron (der grosse Bruder des Tiguan) und auf den komplett neuen T-Roc Ende Jahr. «Wir hatten letzten Herbst die Preise aller VW-Modelle gesenkt, dazu alle wichtigen Volumenmodelle erneuert. Und da die Lieferfähigkeit hoch ist, steht einem erfolgreicheren 2025 nichts im Weg», so VW-Sprecher Christian Frey.

BMW und Mercedes mit neuen E-Plattformen

Ein wichtiges Jahr wird 2025 bei BMW. Fast alles dreht sich um die «Neue Klasse». Mit ihr vollzogen die Münchner schon Anfang der 1960er-Jahre den wichtigen Schritt zu einem modernen Autobauer. Jetzt, mehr als 60 Jahre später, gibts wieder eine «Neue Klasse». Die geschichtsträchtige Bezeichnung zeigt, wie wichtig die neue reine Elektro-Plattform für BMW ist. Den Anfang macht diesen Herbst ein 4x4-Elektro-Crossover im Format des aktuellen iX3. Und damit dürfte dann auch die sperrige Bezeichnung «Neue Klasse» verschwinden – denn das Fahrzeug soll schlicht BMW iX3 heissen. Die Studie Vision Neue Klasse X zeigt bereits einen konkreten Ausblick auf den kommenden E-Crossover.

Was die Neue Klasse für BMW ist, ist der neue CLA für Mercedes. Nach mässig erfolgreichen Modellen wie dem EQC braucht die Marke mit dem Stern eine neue Energiespritze. Dringend! Und die soll der CLA respektive die neue MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture) liefern, die mit moderner 800-Volt-Technologie zudem superschnelle Ladezeiten garantiert. Beim CLA peilt Mercedes eine Reichweite von 750 Kilometern und einen Durchschnittsverbrauch von 12 kWh/100 km an. Übrigens: Wie andere Marken weicht auch Mercedes von den ursprünglichen Plänen, nur noch rein elektrische Modelle zu bauen, ab. So werden 2026 auch Hybridversionen des CLA folgen. Eine ganz exklusive Klientel spricht die Mercedes-Sportabteilung AMG mit dem PureSpeed an. Gebaut werden lediglich 250 Exemplare – alle ohne Windschutzscheibe, dafür mit einem etwas skurril anmutenden Längsbügel zwischen Fahrer und Beifahrer. Technische Details sind noch genauso wenig bekannt wie der Preis für diesen minimalistischen Renner.

Aber der AMG PureSpeed steht exemplarisch dafür, dass die Autoindustrie sich trotz widriger Umstände von der Politik und vom Markt nicht unterkriegen lassen will und nebst vernünftigen Butter-und-Brot-Autos weiterhin auch zwar unsinnige dafür emotionsreiche Fahrzeuge baut. Fragt sich nur, wie lange noch?

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