Im letzten Jahr rollte weltweit etwa alle 35 Sekunden ein Tiguan vom Band – insgesamt stellte Volkswagen in einem der vier Produktionswerke rund 911'000 Fahrzeuge des meistverkauften SUVs Europas her. Nun hat VW den «neuen» Tiguan präsentiert. Doch, wen wunderts, so neu sieht der gar nicht aus.
Die überarbeitete zweite Generation gibt sich lediglich an der bulliger wirkenden Front mit höherer Haube, breiterem Kühlergrill, markanteren Stossfängern und nun serienmässigen LED-Scheinwerfern zu erkennen. Optional bietet VW neu auch IQ.Light genannte LED-Matrixscheinwerfer an, die andere Verkehrsteilnehmer blendfrei «ausschneiden». Zudem wurden Logos und Schriftzüge dem neuen Konzern-Design angepasst.
Cockpit wird digitaler
Auch innen hat Volkswagen behutsam nachgebessert: An der Mittelkonsole thront die dritte Generation des Konzern-Infotainmentsystems MIB3. Neu stehen am mindestens 6,5 Zoll grossen Touchscreen onlinebasierte Dienste wie «We Connect» oder «Apple Music» zur Verfügung. Die Bedienung, etwa fürs optionale 480-Watt-Soundsystem von Harman Kardon oder die Klimaanlage, erfolgt zudem über Touchflächen oder die natürliche Sprachsteuerung. Was bleibt, ist allerdings die grosse Variabilität des 4,49 Meter langen Tiguan mit rund 600 bis über 1600 Liter Kofferraum und einer Anhängelast von 2,5 Tonnen.
Je nach Ausstattung, die neu die Bezeichnungen «Tiguan», «Life», «Elegance» und «R-Line» tragen, gehören auch Klimaautomatik oder das Digitalcockpit mit 10-Zoll-Armaturen zur Serie. Seine Assistenzsysteme bündelt Volkswagen ab sofort unter dem Namen IQ-Drive: Damit lenkt, bremst und beschleunigt der Tiguan zwischen 0 und 210 km/h selbständig, erkennt Hinweisschilder, Ortstafeln und Kreisel.
Neu sind Plug-in und potente R-Version
Die grössten Neuigkeiten gibts auf der Antriebsseite: Zum einen wird der überarbeitete Tiguan zum Marktstart im Herbst auch als eHybrid genannter Plug-in-Hybrid angeboten. Sein Antriebssystem kombiniert einen TSI- mit einem E-Motor und leistet zusammen maximal 245 PS (180 kW). Rein elektrisch wird der Tiguan eHybrid bis zu 130 km/h schnell und legt bis zu 50 Kilometer zurück. Laut VW ist der eHybrid besonders dynamisch im GTE-Modus zu bewegen, der über eine Taste an der Mittelkonsole aktiviert wird.
Doch Sportfreunde dürften vor allem auf den neuen Tiguan R gespannt sein: Das Topmodell der Baureihe leistet mit seinem Zweiliter-Turbobenziner aus dem Golf R 320 PS (235 kW) und ist mit angepasster Optik wie Radhausverbreiterungen und 21-Zoll-Felgen ausgestattet. Weitere sportliche Akzente setzen die leistungsstärkere Bremsanlage, das um 10 Millimeter abgesenkte Adaptiv-Fahrwerk oder die vierflutige Doppelauspuffanlage. Optional bietet VW auch eine Titananlage von Akrapovic an.
Von den speziellen Sportsitzen aus kann der Fahrer am Lenkrad neu mittels Taste direkt auf den Race-Modus wechseln: Durch diesen schärft sich auch der weiterentwickelte Allradantrieb nach, der dank neuer Torque-Splitter-Funktion die Antriebskräfte nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse, sondern auch zwischen dem kurvenäusseren und -inneren Rad verteilen kann, wodurch sich ein noch agileres Fahrverhalten ergeben soll. Beim Tiguan R gehört des Weiteren das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) zur Serie.
Diesel besonders sauber
Als weitere Antriebe stehen bei den Benzinern vier weitere TSI-Varianten mit 130 bis 245 PS zur Wahl – alle ausser der Einstiegsversion ans DSG gekoppelt. Die Zweiliter-Versionen mit 190 und 245 PS verfügen zudem über 4x4. Die Diesel, die dank zwei nacheinander geschalteten SCR-Kats besonders sauber sein sollen, werden parallel zum neuen Arteon Shooting Brake nur noch in zwei Varianten mit 150 oder 200 PS angeboten (beide mit DSG und 4x4) – der bisherige Topdiesel mit 240 PS fällt aus dem Programm.
Auch bei den Preisen hält sich Volkswagen noch bedeckt. Wir tippen, dass der neue Tiguan ab rund 35'000 Franken starten dürfte.