Damit will sich der chinesische Hersteller durchsetzen
0:48
Neuer Elektro-SUV Aiways U5:Damit will sich der chinesische Hersteller durchsetzen

Aiways U5 im Test
Das kann der Elektro-SUV aus China

Noch konnte sich kein chinesischer Autobauer in Europa durchsetzen. Jetzt versuchts das Start-up Aiways mit dem Elektro-SUV U5. Die ersten fahren schon in der Schweiz – Blick hat ihn ausprobiert.
Publiziert: 24.02.2022 um 15:55 Uhr
1/18
Der chinesische Elektro-SUV Aiways U5 ist dieses Jahr in der Schweiz erhältlich.
Foto: Aiways
Joaquim Oliveira

Die aufkommende Elektromobilität hat eine Welle von Start-up-Gründungen angestossen. In der ganzen Welt entstanden neue Marken. Immer mit dem Ziel, das nächste Tesla zu werden und die etablierten Autohersteller wie Volkswagen, Toyota und Stellantis zu ärgern.

Doch bei vielen dieser Newcomer blieb es bei grossen Ankündigungen. Faraday Future, Byton oder die Schweizer von Microlino kommen nicht aus den Startblöcken. Mehr als Prototypen schafften es nicht auf die Strasse. Entsprechend tief waren auch die Erwartungen an das chinesische Start-up Aiways, als es vor fünf Jahren in China gegründet wurde.

Statt grosser Shows und Ankündigungen nutzte Aiways Zeit und Kapital, um eine neue Fabrik in Shangrao (China) aufzubauen und den Elektro-SUV U5 zu entwerfen. Die Unterstützung durch den Batteriegiganten CATL dürfte dabei sicher von Nutzen gewesen sein. Und jetzt kommt die Marke nach Europa. Im November stand sie an der Auto Zürich und die ersten E-SUV sind schon in der Schweiz unterwegs. Mit dem U5 könnte Aiways als erster chinesischer Marke der Durchbruch bei uns gelingen.

Geräumiger Innenraum

Optisch tritt der 4,68 Meter lange Elektro-SUV sehr schlicht auf und gefällt. Kein verschnörkeltes Design, sondern klassische Formen. Dazu machen ihn 2,80 Meter Radstand sehr geräumig – für die Insassen. Im Fond bietet der U5 schier unendlich Beinfreiheit und einen flachen Boden. Diese Luftigkeit erkauft sich Aiways mit etwas weniger Ladevolumen. Der Kofferraum fasst recht bescheidene 432 bis 1555 Liter. Immerhin sind die Ladekabel hier nicht im Weg, da diese im sogenannten Frunk, dem Fach unter der Fronthaube, verstaut sind.

Damit warten die Ladekabel auch gleich in der Nähe des Ladeanschlusses unter dem linken Frontscheinwerfer. Das ist für die meisten öffentlichen Ladesäulen (Ladezeit mit 90 kW: 35 min von 20 auf 80 Prozent) sehr vorteilhaft. In der heimischen Garage muss man sich dessen bei der Platzierung der Wallbox (Ladezeit mit 11 kW: 5 bis 6 Stunden) bewusst sein und allenfalls etwas umräumen.

Die digitale Seite des U5

Innen wirkt der Aiways U5 etwas nüchtern, aber wohnlich. Softtouch-Oberflächen sorgen für angenehme Atmosphäre, während Leder gar eine Prise Noblesse verpasst. Abzüge gibts für das fehlende Handschuhfach: Der einzige Stauraum unter der Mittelkonsole ist einsehbar und somit nicht für Wertgestände geeignet.

Die digitalen Instrumente zeigen Fahrzeugstatus und Bordcomputer links, die Geschwindigkeit in der Mitte und die Multimedia-Steuerung für Musik und Telefon rechts. Dazu gibts einen zentralen Touchscreen, über den fast alles gesteuert wird. Leider gehören dazu auch fahrrelevante Einstellung wie das Lenkverhalten oder die Rekuperationsstärke. Einzig für Klimaanlage und Fahrmodi gibts separate Schalter.

So fährt sich der Chinese

Zum Starten treten wir aufs Bremspedal, wählen die Fahrstufe und los gehts. Der Aiways U5 lässt es komfortabel angehen, federt gut über die meisten Unebenheiten hinweg und lässt sich selbst durch grobe Schlaglöcher nicht aus der Ruhe bringen.

Bei flotterer Gangart gefällt der niedrige Schwerpunkt, so dass die Karosserie auch in schnell gefahrenen Kurven kaum wankt. Nur die Lenkung fühlt sich etwas leicht an – daran ändern auch die Verstellmöglichkeiten nicht viel, da sie kaum wahrnehmbar sind.

Der Aiways in Zahlen

Der Elektromotor im U5 leistet 204 PS (150 kW) und hat ein maximales Drehmoment von 310 Nm. Damit sind die Fronträder mitunter etwas überfordert und scharren ab und an beim Anfahren. Schweiz-Nachteil: Eine Allrad-Version gibts nicht. Dafür ist der U5 mit unter 1,8 Tonnen Leergewicht leichter als seine unmittelbaren Konkurrenten. Beispielsweise Mercedes EQB oder VW ID.4 bringen über 2,1 Tonnen auf die Waage.

Der Fronttriebler sprintet in 8,5 Sekunden auf Tempo 100; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 165 km/h. Bei der Reichweite soll der 63-kWh-Akku für 400 oder 410 Kilometer reichen, je nach Ausstattung. Unsere erste Testfahrt zeigt: In der Stadt ist das zu schaffen. Bei gemischter Strecke sinkt die Alltagsreichweite auf 350 Kilometer und bei Autobahntempo sind es noch 300 Kilometer – das reicht von Genf nach Zürich.

Fazit

Der Aiways U5 ist ein solider Elektro-SUV mit Luft nach oben. Dafür bietet er ab 42'480 Franken viel Auto fürs Geld. Allerdings gibts ihn in China schon seit drei Jahren – ganz taufrisch ist er also nicht. Aber das nächste Aiways-Modell steht schon in den Startlöchern.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?