Bis 2001 war der Ford-SUV Explorer bei uns nicht gerade häufig, aber kein ungewohnter Anblick. Doch die dritte, vierte und fünfte Auflage des 1990 geborenen Modells gab es in der Alten Welt dann nur noch als Grauimport zu kaufen. In der sechsten Auflage kommt er jetzt wieder zurück. Warum? Um auch in Zeiten des SUV-Booms ein Topmodell im Ford-Programm zu haben. Weil er dank Plug-in-Hybridantrieb die CO2-Bilanz des Herstellers aufbessert. Und weil die grossen Ford-Vans Galaxy und S-Max angeblich keine Nachfolger bekommen sollen. Denn der SUV-Trend macht den Vans die Kundschaft abspenstig.
In den USA ist der Siebenplätzer eh alles andere als exotisch, sondern etwa so häufig wie bei uns ein Skoda Octavia Combi. Nicht mal der üble Reifenplatzer-Skandal, in dem sich Firestone und Ford jahrelang um die Verantwortung für Todesfälle durch Überschläge nach Pneuplatzern stritten, konnte dem Explorer etwas anhaben: Der Siebenplätzer ist die eierlegende Wollmilchsau für amerikanische Vorstadt-Familien und über die Jahre richtig nobel geworden.
Stolze 450 PS dank Elektrohilfe
Nach Europa kommt er ab nächstem Winter aber ausschliesslich als Plug-in-Hybrid. Systemleistung: 450 PS – und 840 Nm Drehmoment. Sein Dreiliter-V6-Turbobenziner (350 PS) soll sich laut Norm (WLTP) dank Elektromotor (74 kW) mit 3,4 Liter auf 100 Kilometer begnügen. Bloss gilt dieser Normwert, stark vereinfacht gesagt, bloss für die ersten 100 Kilometer nach dem Laden. Dem Sparen zugutekommen dürfte, dass der Explorer eben kein Sport-, sondern ein komfortabler Reisewagen ist. Rein elektrisch schafft er 40 Kilometer.
Kostet viel, bietet aber auch viel
Beim Blick auf die Preisliste fährt uns zuerst der Schreck in die Glieder: Ein Ford-SUV für 86'900 Franken – ernsthaft? Gemach, gemach. Denn im bei uns nur als «ST-Line» mit 20-Zoll-Alurädern verkauften Explorer ist schon alles drin: Zehngang-Automat (bedient via Drehrad in der Konsole), Leder und Lenkradheizung sowie Sitzheizung und -kühlung, kabellosem Smartphone-Laden, WLAN-Hotspot für bis zu zehn Geräte, Apple CarPlay und Android Auto, digitale 10,1-Zoll-Instrumente und 12,3-Zoll-Touchscreen mit Fords «Sync-3»-System oder 800-Watt-B&O-Soundsystem. Dazu Assistenzsysteme: Radartempomat mit Stop-and-Go-Automatik, Spurhalter, Ausweich-Assistent, Totwinkelwarner, Schildererkennung, Parklenkautomatik, Rückwärtsfahrt-Notstopper, 360-Grad-Kamera oder Kollisionswarner zum Beispiel. Einzige Option: Zwei der zehn Lackierungen sind aufpreispflichtig.
Zieht bis zu 2,5 Tonnen
Unterwegs kann man aus vier Plug-in-Hybrid-Modi wählen: Automatik, reine Elektro-Fahrt, Akkuladen im Fahrbetrieb durch den Benziner oder Akku voll lassen, wenn man zum Beispiel später elektrisch in einer Innenstadt unterwegs sein will. Obendrein sind sieben Allrad-Modi wählbar. Normalerweise ist der Explorer mit Heckantrieb unterwegs. Wird er benötigt, schaltet sich der 4x4-Antrieb automatisch zu. Weitere Modi wie Schnee-, Sand -oder Anhängerbetrieb (maximal 2,5 Tonnen) lassen sich manuell anwählen.
Sehr lang und sehr geräumig
Mit 5,05 Meter Länge und (mit Spiegeln gemessen) 2,28 Meter Breite sowie noch ganz knapp tiefgaragengerechten 1,78 Meter Höhe wirds in Schweizer Gassen zwar eng. Umgekehrt bleibts dafür drinnen üppig: In Reihe zwei gibts Gestühl und Platz wie in einer Obertklasselimousine, und selbst noch ganz hinten auf den (elektrisch!) abklappbaren Sitzen in Reihe drei sitzen Erwachsene noch verblüffend bequem. Schon alle Ablagefächer im Innenraum packen stolze 123 Liter, mit fünf von sieben umgeklappten Sitzen sinds dann irre 2274 Liter Volumen. Eben der Familienvan fürs SUV-Zeitalter.