Zum italienische Dolce Vita gehört vorzügliches Essen, gute Weine – und die wohl schönsten Autos der Welt. Letztere konnte man vergangene Woche an der Mille Miglia (italienisch: Tausend Meilen) in halb Italien beobachten. Von 1927 bis 1957 rasten an der Oldtimer-Rallye die Teilnehmer jährlich quer über den ganzen Stiefel, um möglichst als erster die Zielflagge wehen zu sehen. Heutzutage führen die Veranstalter die Mille Miglia als Unterhaltungsevent, touristische Attraktion und inoffiziell zu Marketingzwecken durch.
Am 26. März 1927 fiel zum ersten Mal der Startschuss für 77 Wagen. Das Rennen gewann ein OM 665 «Superba» mit den Werksfahrern Ferdinando Minoia (1884–1940) und Giuseppe Morandi (1894–1977). Am 1. Mai 1955 startete Stirling Moss (1929–2020) mit der Startnummer 722 in einem Mercedes 300 SLR und erreichte nach 10:07:14 Stunden das Ziel. Mit durchschnittlich 157 km/h raste niemand jemals schneller an der Mille Miglia. Doch auch kleine Touren- und Kleinstwagen starteten einst an der Rallye, und waren teils mehr als 20 Stunden unterwegs – mit Start noch vor Mitternacht und Ankunft im Dunkeln. Nach einem schweren Unfall, bei dem neun Zuschauer (darunter fünf Kinder) und die beiden Piloten am Steuer ihres Ferraris starben, fand die Mille Miglia 1957 zum letzten Mal statt und wurde in der damaligen Form verboten. Seit 1977 findet jährlich die Mille Miglia «Storica» mit historischen Fahrzeugen statt, die einst beim Originalformat gestartet sind. Hierbei geht es nicht mehr um Geschwindigkeit, sondern um Gleichmässigkeit, Zuverlässigkeit und das Reiseerlebnis als solches.
Am 26. März 1927 fiel zum ersten Mal der Startschuss für 77 Wagen. Das Rennen gewann ein OM 665 «Superba» mit den Werksfahrern Ferdinando Minoia (1884–1940) und Giuseppe Morandi (1894–1977). Am 1. Mai 1955 startete Stirling Moss (1929–2020) mit der Startnummer 722 in einem Mercedes 300 SLR und erreichte nach 10:07:14 Stunden das Ziel. Mit durchschnittlich 157 km/h raste niemand jemals schneller an der Mille Miglia. Doch auch kleine Touren- und Kleinstwagen starteten einst an der Rallye, und waren teils mehr als 20 Stunden unterwegs – mit Start noch vor Mitternacht und Ankunft im Dunkeln. Nach einem schweren Unfall, bei dem neun Zuschauer (darunter fünf Kinder) und die beiden Piloten am Steuer ihres Ferraris starben, fand die Mille Miglia 1957 zum letzten Mal statt und wurde in der damaligen Form verboten. Seit 1977 findet jährlich die Mille Miglia «Storica» mit historischen Fahrzeugen statt, die einst beim Originalformat gestartet sind. Hierbei geht es nicht mehr um Geschwindigkeit, sondern um Gleichmässigkeit, Zuverlässigkeit und das Reiseerlebnis als solches.
Zwei neue Klassen
Knapp 420 Fahrerinnen und Fahrer wagten sich mit ihren Oldies auf die lange, fünftägige Reise. Nebst den alten Fahrzeugen waren dieses Jahr noch zwei weitere Klassen zugelassen. Zum einen die Ferrari Tribute Mille Miglia mit rund 100 Ferrari-Modellen ab Baujahr 1971 – vom historischen Dino 246 GT/E bis zum neuen 812 Competizione. Zum anderen die Mille Miglia Green, an der lediglich 12 Elektroautos wie der Abarth 500e, das Tesla Model X Plaid oder der Mercedes Vision EQXX die italienischen Regionen unter die elektrisch angetriebenen Räder nahmen.
Für uns stellt sich dabei die Sinnfrage: Muss ausgerechnet ein solch traditionsreiches Rennen auch elektrisch durchgeführt werden? Natürlich dient die Teilnahme mehrheitlich als Marketing: Da die Mille Miglia durch viele grössere Städte und noch viel mehr kleinere Dörfer mit unzähligen Zuschauern fährt, werden die Fahrzeuge sehr oft gesehen – für die Marken beste Werbung.
Es geht um die Passion
Aber bei der Mille Miglia geht es nicht in erster Linie darum, Neuwagen zu verkaufen. Das beweist ein Blick-Besuch vor Ort: Ab Rom sind wir dabei, fangen den Konvoi immer wieder ab, um die historischen Oldies zu fotografieren, und reden mit einigen der zahlreich am Strassenrand jubelnden Zuschauer. Beim Warten auf den Konvoi in der Nähe der Stadt Asti gönnen wir uns eine herrlich duftende Focaccia, als uns plötzlich ein älterer Herr anspricht. Ob wir extra aus der Schweiz gekommen seien, um die Mille zu sehen, will er wissen. Als wir die Frage bejahen, sagt er freudig: «Das nenne ich Passione! Genau darum geht es doch bei der Mille Miglia!»
Daumen runter für die Stromer
In jedem Dorf stehen Fans aller Altersklassen am Strassenrand, jubeln den stinkenden und lauten Autos zu, lachen und wehen mit den Flaggen. Man könnte meinen, das ganze Land sei im Oldtimer-Fieber! Es herrscht Ausnahmezustand, die Polizei eskortiert die Fahrzeuge, sperrt in den Innenstädten die Strassen ab – in anderen Ländern unvorstellbar! Die Stimmung ist locker, die Menschen sind glücklich – so soll es sein.
Anders bei den vorbeifahrenden Elektroautos: Hier hält sich die Freude – freundlich gesagt – in sehr engen Grenzen. Teils kassieren die Stromer von den Fans sogar herunter gestreckte Daumen! Die Mille Miglia mit ihren wunderschönen Oldtimern ist wie die Focaccia ein Stück italienische Kultur. Ob Elektroautos auch jemals diesen Status erreichen? Nach unserem Besuch gehen wir nicht davon aus.