Türkisblaues Meer, kilometerlange Sandstrände, Sonnenschein von morgens bis abends – für viele Ferienhungrige sind die griechischen Inseln eine Traumdestination. Auch für Sibylle Hauser (57) aus Niederweningen ZH. Sie liebt die Ägäis, das milde Klima, die Natur, die Menschen. Nur etwas störte die Mitgründerin des Solarstromproduzenten OptimaSolar immer: «Wer nach Griechenland in die Ferien geht, reist fast ausnahmslos mit dem Flugzeug an. Klimatechnisch ist das der Worst Case – deshalb wollte ich eine Alternative zum Flieger suchen.»
Mit einem Elektroauto habe sie schon länger geliebäugelt. Doch statt sich für die weite Reise selber eines anzuschaffen, will sie zuerst einen Mietwagen buchen. «Allerdings erlaubt kein Anbieter eine Fahrt bis nach Griechenland.» Also schaut sie sich auf dem Markt nach einem Neustromer um. Kriterien: Viel Platz und eine bidirektionale Ladefunktion. Ihre Wahl fällt schnell auf VWs neuen Elektro-Bulli ID. Buzz. «Ich habe ihn gesehen und war sofort hin und weg – Liebe auf den ersten Blick!»
Ladestationen in Griechenland?
Hausers beste Kollegin, die Architektin Jacqueline Rondelli (61), ist ebenfalls sofort Feuer und Flamme für die Autoreise auf die griechische Insel Paros. «Sie würde sich zwar nie ein E-Auto kaufen, sagte mir Jacqueline vor der Abfahrt. Aber das Abenteuer wollte sie sich trotzdem nicht entgehen lassen.» In ihrem Freundeskreis stiessen sie aber auf Skepsis. «Die meisten hielten uns für verrückt», erinnert sich Sibylle Hauser schmunzelnd zurück. «Manche bezweifelten, dass wir es überhaupt bis ans Meer schaffen würden. Andere wollten wissen, ob es überhaupt Ladestationen in Griechenland gibt. Ehrlich gesagt, wussten wir das anfangs selber nicht genau.»
Auch sonst gehen Hauser und Rondelli die Vorbereitung der Abenteuerreise gelassen an. «Ich hatte bis dahin kaum Erfahrungen mit Elektromobilität. Ein Kollege hat mir vor der Fahrt die App Chargemap empfohlen, welche die Route samt Ladestopps selber berechnet. Ausserdem hat er mir ein Ladekabel mitgegeben, das ich an jeder normalen Steckdose verwenden kann. Und dann gings los.»
Steiler Pass statt flacher Tunnel
Das erste Aha-Erlebnis folgt noch in der Schweiz: «Jacqueline ist leidenschaftliche Autofahrerin, war zuvor aber noch nie am Steuer eines E-Autos gesessen. Entsprechend gross war die Skepsis. Doch bereits auf der Axenstrasse hatte sich ihre Meinung um 180 Grad gedreht – sie war begeistert vom elektrischen Fahrgefühl!» Statt batterieschonend durch den Gotthardtunnel zu fahren, schlagen die beiden anschliessend die Route über den Pass ein.
Dort, auf der berühmten Tremola, wartet die mit ihnen befreundete Fotografin Karin Heer auf die beiden Damen im ID. Buzz. «Ich wollte unbedingt ein paar richtig gute Bilder von unserer Reise haben. Für unsere skeptischen Kollegen haben wir ein paar Aufnahmen gestellt, auf denen es so aussieht, als ob wir den Buzz den Berg hochziehen müssen. Ein bisschen Spass muss sein», sagt Hauser und lacht.
Nie Reichweitenangst auf 2600 km
Danach fängt das Abenteuer richtig an. Vom Tessin führt die Route zuerst nach Venedig (I), wo Hauser und Rondelli die Fähre ins über 1000 Kilometer entfernte Patras nehmen. Von der Hafenstadt im Norden der griechischen Halbinsel geht es auf dem Landweg weiter nach Athen, bevor sie eine weitere Fähre auf die kleine Insel Paros südlich von Mykonos bringt. Insgesamt legen die beiden 2600 Kilometer im ID. Buzz zurück und verbringen 60 Stunden auf Fähren. Von den 14 Ferientagen gehen also fünf für An- und Abreise drauf. «Klar hätten wir das auch schneller geschafft. Doch das war nie das Ziel – höhere Geschwindigkeit bedeutet höherer Energieverbrauch. Und wir hatten es schliesslich nicht eilig.»
Was sie schnell merken: An Ladestationen mangelt es auf dem ganzen Weg nie. Besonders in Norditalien sei das Angebot schon sehr gut ausgebaut. In Griechenland sei es zwar noch nicht so dicht, doch auch dort gebe es immer mehr Ladesäulen. «Eine Ladestation zu finden, war nie ein Problem. Diese zu bedienen, um Strom tanken zu können, war oft die viel grössere Herausforderung», blickt Hauser zurück. Angst, mit dem ID. Buzz stehen zu bleiben, hätte sie aber trotzdem nie gehabt. «Strom gibts auf jedem Campingplatz – und notfalls sogar in jedem Restaurant.»
Warum aber fast jeder Anbieter ein eigenes Abrechnungssystem benutzt, das häufig nur über eine spezielle App bedient werden kann, versteht sie nicht. Losgefahren sei sie mit einer einzigen App – zurück in der Schweiz seien es fünf gewesen. «In Zeiten, in denen jeder eine Kreditkarte besitzt, ist das ein echtes Trauerspiel. Enttäuscht bin ich dabei auch von der EU, die auf der einen Seite den Ausbau der Ladeinfrastruktur massiv fördert, auf der anderen aber solch banale Dinge wie ein einheitliches Abrechnungssystem nicht durchsetzen kann», ärgert sich Hauser.
Auch bei den Preisen bleibe die Transparenz häufig auf der Strecke: «Die Tarife sind überall anders und sehr unübersichtlich. Wer bei manchen Säulen keine spezielle Ladekarte vom Anbieter dabei hat, zahlt teils das doppelte oder dreifache. Wieso können die Preise nicht wie bei jeder Tankstelle offen deklariert werden und für jeden gleich sein?»
Bewusstsein für Energieverbrauch
Ansonsten hätten Hauser und Rondelli auf ihrer elektrischen Fernreise aber fast nur positive Erfahrungen gemacht. Ob einheimische Restaurantgäste, die ihnen versteckte Ladepunkte verrieten, oder Hoteliers, die stolz über den Bau eigener Stationen berichteten, «wir haben Säulen gefunden, wo wir sie nie erwartet hätten – teils sogar direkt am Meer».
Und auch mit ihrem ID. Buzz ist Hauser nach der langen Fahrt mehr als zufrieden: «E-Auto-Fahren macht wirklich Spass – so viel Power! Wenn wir wollten, haben wir auch die griechischen Rollerfahrer an der Ampel locker abgehängt.» Solche Beschleunigungsorgien hätten sich die beiden aber zumeist verkniffen: «Das Bewusstsein für den Energieverbrauch ist in einem E-Auto viel grösser. Und häufiges, starkes Beschleunigen ist Gift für die Reichweite.» Teils hätten sie ganz auf die Klimaanlage verzichtet oder seien kürzere Distanzen zu Fuss gegangen, statt das Auto zu nehmen.
Antrieb: Elektromotor, 204 PS (150 kW), 310 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Heckantrieb, Batterie 77 kWh (netto), max. Ladeleistung AC/DC 11 kW/170 kW, Reichweite 423 km (Werk)
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 10,2 s, Spitze 145 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,71/1,99/1,93 m, ab 2471 kg, Laderaum 1121–2205 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 22,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz B
Preis: ab 69'910 Franken
Antrieb: Elektromotor, 204 PS (150 kW), 310 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Heckantrieb, Batterie 77 kWh (netto), max. Ladeleistung AC/DC 11 kW/170 kW, Reichweite 423 km (Werk)
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 10,2 s, Spitze 145 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,71/1,99/1,93 m, ab 2471 kg, Laderaum 1121–2205 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 22,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz B
Preis: ab 69'910 Franken
Kein Gramm CO₂ verbraucht
Die schonende Fahrweise zahlt sich aus: Rund 500 Kilowattstunden (kWh) verbrauchen die E-Mobilistinnen auf den 2600 gefahrenen Kilometern. Am Energiegehalt gemessen, entspricht dies rund 60 Litern Benzin – umgerechnet 2,3 l/100 km. Und trotz teils horrender Stromgebühren zahlen sie für die gesamte Strecke am Ende nur 284 Franken – und haben dabei kein Gramm CO₂ ausgestossen. «Die elektrische Energie, die wir verbraucht haben, wird klimaneutral als Solarstrom ins Netz zurückgespiesen. Ein ökologischer Mehrwert, der etwas kostet, aber den zu zahlen wir gerne bereit sind.»
Das Fazit von Sibylle Hauser und Kollegin Jacqueline Rondelli nach der langen Fahrt auf die griechische Insel Paros und zurück in die Schweiz: «Für uns wars ein echtes Abenteuer, im positiven Sinn, und garantiert nicht die letzte Fernreise im ID. Buzz.» Nur eines empfehlen die beiden momentan noch allen E-Auto-Fahrern, die eine längere Strecke ins Ausland planen: «Ein gutes Smartphone mit genügend Speicherplatz – und eine gute Internetverbindung!»