Wenn es in Hollywood brennt, kann es sein, dass die Feuerwehr rein elektrisch angerauscht kommt – vor wenigen Jahren wäre dies nur in einem Science-Fiction-Film vorstellbar gewesen. Doch Weltmarktführer Rosenbauer aus Linz (Ö) hat speziell für das Los Angeles Fire Department das Löschfahrzeug RTX entwickelt, das statt eines drehmomentstarken Dieseltriebwerks – wie sonst üblich – auf zwei Elektromotoren als Antrieb setzt.
Entstanden ist der RTX in zehn Jahren Entwicklungsarbeit – soeben hat das umgerechnet eine Million Franken teure Hightech-Gerät seine Arbeit aufgenommen. Imageträchtiger Dienstort ist die Firestation 82 am Hollywood Boulevard. Richard Fields, Assistant Chief L.A. City Fire Department: «Wir waren Anfang Februar zur Abnahme in der Rosenbauer-Konzernzentrale in Österreich und hatten dabei Gelegenheit, das Fahrzeug kennenzulernen, zu fahren und in allen Funktionen zu testen. Dabei haben uns vor allem die Fahreigenschaften und der Komfort des RTX überzeugt», sagt Fields. «Aber auch das Bedien- und Steuerungskonzept ist absolut State-of-the-Art. Ein Fahrzeug, mit dem wir sicher Freude haben werden und mit dem wir noch dazu einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.»
Mobiles Kraftwerk
Angetrieben wird der 8,25 Meter lange RTX von zwei E-Maschinen mit je 245 PS (180 kW) Maximalleistung. Die Energie liefern zwei Batterien mit einer Kapazität von gesamt 132 Kilowattstunden, womit rund 100 Kilometer Reichweite drinliegen. Die Akkus stellen aber auch Strom für den Pumpenbetrieb und andere Verbraucher an der Einsatzstelle bereit.
Darüber hinaus verfügt der RTX über einen Dieselmotor mit Stromgenerator als Range Extender, der 306 PS (225 kW) leistet. So wird der RTX zu einem mobilen Kraftwerk, das die Akkus automatisch wieder auflädt, wenn mehr Energie verbraucht wird, als gespeichert ist.
Nur 12 Meter Wendekreis
Besonders viel Arbeit steckten die Entwickler ins Fahrverhalten. Dank Niederflur-Chassis mit Kernrohrrahmen, in dem unsichtbar einer der beiden Akkus verbaut ist, ergibt sich ein deutlich tieferer Schwerpunkt als bei konventionellen Feuerwehrautos. Einzelradaufhängung und eine zuschaltbare Hinterachslenkung sorgen für deutlich besseres Handling. Der Wendekreis beträgt lediglich 12 statt sonst 18 Meter.
Die Luftfederung erlaubt die Anpassung der Fahrniveaus an den Untergrund, sodass selbst Fahrten im leichten Gelände möglich sind. An der Einsatzstelle kann das Fahrzeug durch das luftgefederte Fahrwerk so weit abgesenkt werden, dass Fahrer und Mannschaft barrierefrei einsteigen und die Ausrüstung besonders leicht entnehmen können.
Sämtliche Funktionen des Fahrzeuges, von der Beleuchtung bis zur Löschtechnik, können über ein zentral im Armaturenbrett verbautes 17-Zoll-Display gesteuert werden. Zudem baut das Fahrzeug sein eigenes WLAN auf, das zur kabellosen Steuerung etwa von Löschrobotern oder Drohnen genutzt werden kann.
Mit dem jetzigen Einsatzbeginn des RTX erwartet Rosenbauer-Vorstand Andreas Zeller auch einen starken Impuls für den Vertrieb: «Viele weitere US-Feuerwehrorganisationen, die bereits Interesse an dem Fahrzeug gezeigt haben, blicken derzeit gespannt nach L.A. und wollen bei ihrer Kaufentscheidung die ersten Praxiserfahrungen mit dem RTX berücksichtigen.»
Erster Flottenauftrag aus Basel
Doch nicht nur in den USA kommt die Feuerwehr elektrisch. Auch die Berufsfeuerwehr des Kantons Basel-Stadt hat jüngst vier vollelektrische Fahrzeuge der Modellreihe RT bei Rosenbauer geordert. Über 90 Prozent aller Einsätze – im letzten Jahr waren es mehr als 2900 – könnten die Basler Brandhelfer rein elektrisch ohne Stromerzeugung durch den Range Extender abwickeln.
«Der erste Flottenauftrag für ein neues Produkt ist immer etwas ganz Besonderes. Schon vor 30 Jahren war es eine Schweizer Flughafenfeuerwehr, die den damals ersten Panther in den Dienst gestellt hat und mit dem wir eine neue Fahrzeugkategorie definiert haben», sagt Rosenbauer-Vorstand Dieter Siegel. «Umso mehr freut mich dieser erneute Vertrauensbeweis durch die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt. Sie gehört damit zu den Erstanwendern dieser richtungweisenden Technologie, die wir künftig auch auf weitere Fahrzeugtypen übertragen wollen.» Neben Basel und L.A. sind die Österreicher des Weiteren mit den Städten Amsterdam und Dubai ins Geschäft gekommen. In Berlin wird der RT seit rund einem Jahr im Feuerwehralltag getestet.
Noch läuft die Produktion des RT, der mit einer Million Franken mehr als das doppelte eines konventionellen Feuerwehrautos kostet, nicht auf Hochtouren. In den ersten vier Jahren will Rosenbauer insgesamt 400 Fahrzeuge herstellen. Danach sind 200 Stück pro Jahr das Ziel.
Das Unternehmen, das bis 2023 in jeder Fahrzeugkategorie mindestens ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb anbieten will, schätzt allein das weltweite Marktvolumen für den RT und vergleichbare Technologien bis 2030 auf rund 3200 Fahrzeuge.