Exklusiver Luxus-Stromer Celestiq enthüllt
Cadillac fordert Rolls-Royce heraus

Wird Cadillac jetzt grössenwahnsinnig? Der elektrische Luxus-Liner Celestiq soll über 300'000 Franken kosten – Rolls-Royce-Liga! Kann Cadillac da wirklich mitspielen? Blick hat alle Infos zum neuen Caddy-Flaggschiff.
Publiziert: 31.10.2022 um 05:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2022 um 13:34 Uhr
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Mit dem neuen Celestiq präsentiert Cadillac einen elektrischen Luxusliner der Extraklasse.
Foto: Dejan Sokolovski
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

An Selbstvertrauen hat es den Amerikanern nie gemangelt. Das gilt auch für die grossen drei Autobauer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten: General Motors (GM), Ford und Stellantis (ehemals Chrysler). Und auch wenn hier in Europa praktisch nur noch Tesla als US-Marke zu reden gibt, sitzen die «Big Three» im Heimmarkt immer noch fest im Sattel.

Bei GM soll Luxusmarke Cadillac mit seinem neuen Flaggschiff Celestiq dafür sorgen, dass das so bleibt. Die ultralange Mega-Limousine – eine genaue Längenangabe verrät Cadillac nicht – fährt zwar rein elektrisch, will sich aber gar nicht erst mit Tesla messen. Mit dem Celestiq will Cadillac in der Champions League spielen und fordert Rolls-Royce heraus. Zumindest vom Preis her: Der Luxusliner soll umgerechnet 300'000 Franken kosten – mindestens!

Handgefertigte Unikate

Denn jeder Celestiq soll ein Einzelstück werden. Das nicht nur, weil sie von Hand gebaut werden, sondern weil jeder Kunde bei der Ausstattung freie Wahl hat. Dafür sitzt die gut betuchte Klientel nicht etwa mit einem gewöhnlichen Verkäufer zusammen, sondern mit einem «Concierge». Auch das Design-Team von Cadillac ist mit von der Partie und erarbeitet Farben und Materialien zusammen mit Kundinnen und Kunden während des Konfigurationsprozesses.

Um sich die Arbeit etwas zu erleichtern und die nötige Flexibilität für alle Kundenwünsche zu haben, stellen die Amis deshalb einige Bauteile im Innenraum im 3D-Drucker her. Das sind unter anderem das Zentrum des Lenkrads, die Führungsschlaufen der Sicherheitsgurte, die Fensterheber, die Haltegriffe oder die Oberfläche der Mittelkonsole. 115 Bauteile des gesamten Fahrzeugs kommen aus dem Drucker.

Sechs Bildschirme und 41 Lautsprecher

Überraschenderweise setzt Cadillac aber weiterhin auf echtes Leder. Gesetzt ist auch ein Panoramaglasdach für mehr Kopffreiheit. Dessen Lichtdurchlässigkeit passt sich den Wetterverhältnissen an oder kann manuell gesteuert werden. Ausserdem gibts nicht weniger als 41 Lautsprecher und drei Verstärker. Drei der Lautsprecher sind nach aussen gerichtet.

Fünf hochauflösende Bildschirme runden die Ausstattung ab. Oder doch sechs? Die beiden im Armaturenbrett für digitale Instrumente und den Beifahrer zählt Cadillac als einen Screen, weil sie hinter einer gemeinsamen Glasfläche sitzen, ähnlich dem aus drei Bildschirmen zusammengesetzten Hyperscreen von Mercedes. Im Celestiq gibts noch zwei Screens in der Mittelkonsole, einen vorne und einen für den Fond sowie zwei weitere Bildschirme für die Fondpassagiere, die in den Rücklehnen der Vordersitze eingelassen sind.

608 PS und 483 Kilometer

Fast schon gewöhnlich wirkt die Antriebstechnik. Der Celestiq steht auf derselben technischen Plattform mit 400-Volt-Ladetechnik wie der Cadillac Lyriq. Der neue Megaliner kann mit maximal 200 Kilowatt Strom in den Akku pumpen. Das entspricht rund 125 Kilometer in zehn Minuten. Der Akku im Unterboden hat eine Kapazität von 111 Kilowattstunden (kWh). Damit sollen rund umgerechnet 483 Kilometer Reichweite möglich sein, allerdings nach amerikanischem Testzyklus.

Der Celestiq hat pro Achse je einen Elektromotor mit einer vorerst nur geschätzten Systemleistung von 608 PS und ein maximales Drehmoment von 868 Nm. Beide Motoren verfügen über ein eigenes Getriebe mit leicht unterschiedlicher Übersetzung. Der Allradantrieb ist aber nur bei Bedarf aktiv. Wenn es beispielsweise gilt, den Sprint von null auf 100 km/h in den angegebenen 3,8 Sekunden zu schaffen.

Das Duell gegen den Briten

Im Vergleich zum elektrischen Rolls-Royce Spectre ist der Cadillac rund 100'000 Franken günstiger, ein paar PS stärker und 0,7 Sekunden schneller auf Tempo 100. Dafür hat der Brite etwas mehr Drehmoment und 40 Kilometer mehr Reichweite. Von den reinen Zahlen her sind der Celestiq und der Spectre also ebenbürtig. Jetzt muss Cadillac nur noch beweisen, dass die Marke auch bei der Verarbeitung in der höchsten Liga mitspielen kann.

Die Produktion des Celestiq startet erst in über einem Jahr, im Dezember 2023. Er wird in der US-Stadt Warren im Design- und Technik-Campus von GM von Hand zusammengebaut. Interessierte können sich ab sofort auf die Warteliste setzen lassen.

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