Margaret Wilcox: Die erste Heizung
Das Auto im heutigen Sinne war 1893 nicht einmal erfunden, da patentierte die US-amerikanische Maschinenbau-Ingenieurin Margaret Wilcox (1813–1896) bereits das weltweit erste Heizsystem für den Einsatz in einem Automobil. Die Konstruktion von Wilcox bestand aus einer unter dem Auto befindlichen Brennkammer und einem Rohrsystem, das vom Motor erhitztes Wasser unter die Kabine leitete. Das System verhinderte beschlagene Scheiben und sorgte für wohlig-warme Temperaturen im Innenraum – nach dem gleichen Prinzip funktionieren Klimaanlagen noch heute.
Anne d'Uzès: Erster Führerausweis und erstes Bussgeld
Dass sich eine Frau für einen technischen Gegenstand wie ein Auto interessierte, passte der Pariser Männerwelt zur Jahrhundertwende überhaupt nicht. Und so musste Anne d'Uzès (1847–1933), Herzogin aus der Champagner-Dynastie Veuve Clicquot, zuerst ein sogenanntes «Premier Certificat de Capacité féminin» ablegen – eine Art Frauenführerausweis –, bevor sie mit ihrem erworbenen Delahaye Typ 1 die Pariser Strassen unsicher machen konnte. Unsicher im wahrsten Sinne: Als sie mit dem Motorwagen mit 13 km/h durch den Park Bois de Bologne «raste», kassierte sie sogleich ein Bussgeld von 5 Francs. Die wohl erste Busse der Welt!
Bertha Benz: Die Langstrecken-Pionierin
Um Werbung für den Patent-Motorwagen Nummer 3 ihres Gatten Carl Benz zu machen, startete Ehefrau Bertha (1849–1944) zusammen mit ihren beiden Söhnen im August 1888 mit dem dreirädrigen Gefährt eine Ausfahrt von Mannheim (D) ins 100 Kilometer südlicher gelegene Pforzheim (D). Die 12-stündige Tour über grösstenteils unbefestigte Wege und mit Zwischenstopp an einer Apotheke – Tankstellen gabs schliesslich noch keine – sollte später als erste Langstreckenfahrt mit einem Automobil in die Geschichtsbücher eingehen. Dank der Pionierleistung erhalten spätere Versionen des Motorwagens noch einen dritten Gang und wirkungsvollere Bremsbeläge.
June McCarrol: Die Erfinderin des Mittelstreifens
Nachdem die kalifornische Ärztin June McCarroll (1867–1954) im Jahr 1917 auf dem Weg zur Arbeit fast einen fatalen Crash mit einem zu weit links fahrenden LKW hatte, kam sie wenig später zur Erkenntnis, dass eine Trennlinie zwischen den Spuren den Zwischenfall hätte verhindern können. Zuerst blockten die US-Behörden. Doch nachdem McCarroll auf eigene Faust eine Kampagne mit einem Frauenverband initiierte und auf einem Strassenabschnitt kurzerhand selber einen Mittelstreifen aufmalte, schwenkte der Amtsschimmel um und verankerte McCarrolls Idee im Gesetz.
Dorothy Levitt: Der erste Rückspiegel
Die britische Rennfahrerin Dorothy Levitt (1882–1922) war schon zu ihrer aktiven Zeit ein Vorbild und soll laut Überlieferung der damaligen Königin Alexandra von Dänemark (1844–1924) das Autofahren beigebracht haben. In ihrem Buch «The Woman and the Car» empfahl die Journalistin, Autorin und Aktivistin anderen Frauen, während der Fahrt ab und an nach hinten zu schauen und dafür einen Handspiegel zu benutzen. Die Idee blieb in der Autoszene nicht unbemerkt: Ford erkannte das Sicherheitspotenzial und montierte als erster Hersteller weltweit ab 1927 Rückspiegel serienmässig in allen Modellen.
Florence Lawrence: Die Erfinderin des Blinkers
Florence Lawrence (1886–1938) war nicht nur eine akribische Schauspielerin und spielte in ihrer Karriere in über 300 Filmen mit. Sie war auch eine begeisterte Autofahrerin und -sammlerin mit Erfindergeist: Immer wieder optimierte sie ihre Autos selbst – etwa mit einem Schild, das sie vor dem Abbiegen ausschwenkte und damit die Richtung anzeigte. Die Idee des Blinkers war geboren! Später folgte der Vorläufer des Bremslichts: Lawrence entwickelte ein Stopp-Schild, das automatisch ausfuhr, wenn der Fahrer – oder die Fahrerin – die Bremse betätigte.
Odette Siko: Die Rekord-Rennfahrerin
Die französische Autorennfahrerin Odette Siko (1899–1984) startete in den 1930er-Jahren viermal am 24-Stunden-Rennen von Le Mans (F) und war mit ihrem vierten Gesamtrang 1932 fast 80 Jahre lang die bestplatzierte Frau bei dem berühmten Ausdauerrennen. Ab 1937 ging Siko als Chefin eines vierköpfigen Frauen-Rennteams weiter auf Rekordjagd und brach mit ihren Kolleginnen sage und schreibe 25 Ausdauerbestmarken, darunter eine 10-tägige Distanzfahrt über 30'000 Kilometer, bei der das Team in einem Matford mit 3,6-Liter-V8-Motor eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 140 km/h erreichte. Einige der Ausdauer- und Geschwindigkeitsrekorde haben bis heute Bestand.
Clärenore Stinnes: Die Weltenbummlerin
Bereits im Alter von 24 nahm Clärenore Stinnes (1901–1990), eines von sieben Kindern des deutschen Grossindustriellen Hugo Stinnes, zum ersten Mal an einem Autorennen teil. In der Folge fuhr Stinnes innerhalb nur zweier Jahre 17 Rennsiege – fast ausschliesslich gegen Männer – ein und stieg zur erfolgreichsten Rennfahrerin Europas auf. Im Mai 1927 brach sie zusammen mit zwei Technikern, einem Fotografen und ihren beiden Drahthaar-Terriern Billy und Lilly zu einer zweijährigen Weltreise auf, auf der sie als erster Mensch in einem serienmässigen PW, einem Adler Standard 6, die Erde umrundete und total fast 50'000 Kilometer zurücklegte. Ihr Abenteuer wurde im Jahr 2008 sogar verfilmt, Titel: «Fräulein Stinnes fährt um die Welt.»
Michèle Mouton: Die Rallye-Königin
Der Französin Michèle Mouton (71) gelingt 1981 als erster Frau der Gesamtsieg bei einem Rallye-WM-Lauf, an der Rallye San Remo (I) auf Audi Quattro. Trotz dreier Siege im Folgejahr muss sie sich bei der WM 1982 knapp der Rennfahrer-Legende Walter Röhrl (76) geschlagen geben. Nichtsdestotrotz gilt sie als bekannteste und erfolgreichste Rallyepilotin neben der deutschen Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt (60), die als erste und bisher einzige Frau eine Gesamtwertung der Rallye Dakar gewinnen konnte.
Mary Barra: Die erste CEO
Beim Amtsantritt 2014 war sie die erste Frau an der Spitze eines der drei grossen US-Autobauer: Mary Barra (61), CEO von General Motors (GM). Mit 18 Jahren startete sie an der GM-Berufsakademie und trägt heute die Verantwortung für 155'000 Mitarbeiter weltweit. Von «Fortune» 2015 zur einflussreichsten Businessfrau der Welt gekürt, rangierte sie bei «Forbes» 2020 auf Position 6 der mächtigsten Frauen weltweit. Vor zwei Jahren gab Barra bekannt, dass ab 2035 alle Autos von GM rein elektrisch angetrieben werden sollen – reine Verbrenner werden gestrichen.