Sogenannte Scheunenfunde alter oder rarer Autos sind keine Seltenheit. So werden im August im Rahmen der Monterey Car Week in Pebble Beach (USA) zwanzig einst verloren geglaubte Ferrari unter den Hammer kommen, die dank Hurrikan Charley 2004 in einer bereits Jahre zuvor eingestürzten Scheune wieder ans Tageslicht kamen. Obwohl teils stark ramponiert, sollen die automobilen Schätze voraussichtlich über 30 Millionen Dollar in die Kassen des Auktionshauses Bonhams spülen.
Alles andere als ramponiert sind die drei Tesla Roadster, die kürzlich in einem Hafen in China wiederentdeckt wurden – nach 13 Jahren (Blick berichtete)! Einst sollen die drei Elektro-Sportwagen laut der Online-Plattform insideevs.com von einer chinesischen Firma bestellt worden sein, um sie zum Zwecke der Konkurrenzanalyse in ihre Einzelteile zu zerlegen. Dazu kam es allerdings nie: Angeblich soll das Unternehmen kurz nach der Bestellung der Teslas Insolvenz angemeldet haben, woraufhin die Fahrzeuge nach der Überfahrt von den USA nach China von niemandem in Empfang genommen wurden.
Finanzieller Glücksgriff
Vor wenigen Monaten schliesslich entdeckten Hafenarbeiter die verwahrlosten Container mit dem spektakulären Inhalt. Davon bekam auch das US-Unternehmen Gruber Motors Wind und erstand die uralten, und doch brandneuen Tesla Roadster. Für die Amerikaner, die sich passenderweise auf Service und Reparaturen von Tesla-Modellen spezialisiert haben, dürfte der Fund zum finanziellen Glücksgriff werden. Teslas erstes Serienmodell, von dem zwischen 2008 und 2012 knapp 2500 Stück gefertigt wurden, gilt heute als absolutes Sammlerstück und kostet selbst in einem schlechten Zustand mindestens 100'000 Dollar.
Nur die Schlüssel fehlen
Bei den drei Fundstücken handelt es sich laut Gruber Motors aber um Neuwagen – im Inserat auf der Website des Unternehmens ist der Kilometerstand mit null angegeben. Dafür spricht auch, dass die Sitze teils sogar noch mit Schutzfolie überzogen und in den Fussräumen Papierschoner ausgebreitet sind. Bei allen drei Roadstern, zwei in «Very Orange» und einer in «Radiant Red», handelt es sich zudem um die bei Sammlern besonders beliebte Sportversion mit 306 PS (225 kW) und 400 Nm Drehmoment, die in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 flitzen soll. Trotz der relativ kleinen 56-kWh-Batterie soll der nur 1220 Kilogramm schwere Roadster rund 350 Kilometer weit kommen.
Ob die Batterien durch die lange Standzeit an Kapazität und Reichweite verloren haben, lässt sich aktuell nicht feststellen. Der Grund: Niemand weiss, wo sich die Schlüssel der Fahrzeuge befinden! Angeblich soll der einst für die Schlüssel zuständige Hafenarbeiter mittlerweile verstorben sein. Kein Problem, sagt Gruber Motors: Da alle sonstigen Dokumente zu den Fahrzeugen vorhanden sind, können einfach neue Schlüssel angefertigt werden.
Millionen-Gebote
Das Bieterverfahren auf der Website von Gruber startete Anfang Mai mit 50'000 Dollar pro Fahrzeug – alle drei Roadster sollen zusammen mit einem Container voller Ersatzteile als Paket verkauft werden. Schon eine Woche nach der Ausschreibung lag das Höchstgebot bei 750'000 Dollar, bis Ende Mai ein unbekannter Bieter stolze zwei Millionen Dollar – umgerechnet mehr als 1,8 Millionen Franken – auf den virtuellen Tisch legte. Wahnsinn!
Da laut Gruber Motors das Interesse an den uralten Neuwagen riesig ist, sollen die drei Tesla Roadster nun auf dem Weg nach Dubai sein, wo sie gegen Ende Juni eintreffen. Dort würden Interessenten dann die Möglichkeit haben, die Fahrzeuge genauer unter die Lupe zu nehmen – wenn sie bis dann nicht doch schon verkauft wurden.