Zu wenig Strom für Produktion
Ukrainer kriegen weniger Munition wegen Tiktok-Videos

Tiktok legt dem norwegischen Munitionsproduzenten Nammo Steine in den Weg. Weil die Video-Plattform einen enormen Stromhunger hat, kann der Rüstungskonzern trotz massiv steigender Nachfrage nicht expandieren. Die Leidtragenden: die ukrainischen Truppen.
Publiziert: 28.03.2023 um 17:27 Uhr
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Ein Produktionsengpass könnte für die ukrainischen Streitkräfte zum Problem werden – auf dem Foto ein Soldat in der Nähe der umkämpften Stadt Bachmut.
Foto: keystone-sda.ch

Ob Tanz- oder Tiervideos – auf dem Online-Portal Tiktok findet man schier endlos viele kuriose Videos. Um die gewaltigen Datenmengen zu speichern, braucht es extrem viel Strom. Der Stromhunger der chinesischen Erfolgsplattform wird nun offenbar den ukrainischen Streitkräften zum Verhängnis.

Der norwegische Rüstungskonzern Nammo – einer der grössten Munitionsproduzenten Europas – will expandieren, um die steigende Nachfrage wegen des Ukraine-Kriegs zu decken. Doch Tiktok legt Nammo Steine in den Weg: Wie die «Financial Times» berichtet, wollte Nammo die Produktionsstätte in Raufoss in Mittelnorwegen ausbauen. Dafür gebe es allerdings keine überschüssige Energie, weil ein Datenzentrum, dessen Hauptkunde Tiktok ist, den Strom in der Region verbraucht.

Nammo-Boss schliesst Kalkül nicht aus

Dass Nammo nicht mehr Strom bekomme, sei ein massives Problem, sagt Morten Brandtzæg. Er ist der CEO der Firma, die je zur Hälfte dem norwegischen Staat und dem finnischen Rüstungskonzern Patria gehört.

Wegen des Ukraine-Kriegs sei die Nachfrage nach Artilleriemunition um das Fünfzehnfache gestiegen. So eine hohe Nachfrage «haben wir in unserer Geschichte noch nie erlebt», sagt Brandtzæg gegenüber der «Financial Times».

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«Wir sind besorgt, weil unser zukünftiges Wachstum durch die Speicherung von Katzenvideos infrage gestellt wird.»
Morten Brandtzæg, CEO Nammo
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Tiktok baut in diesem Jahr drei Rechenzentren in Norwegen. Zudem bestehe die Möglichkeit, bis im Jahr 2025 nochmals zwei weitere Zentren zu errichten. Das lokale Energieunternehmen Elvia bestätigt, dass es keine überschüssige Energie gebe, nachdem man dem Datenzentrum den Zuschlag erteilt hat.

Es gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Je nach Bedarf werde es einige Zeit dauern, bis man Nammo die gewünschte Kapazität zur Verfügung stellen könne, heisst es von Elvia.

Nammo-Boss Brandtzæg fühlt sich vor den Kopf gestossen: «Wir sind besorgt, weil unser zukünftiges Wachstum durch die Speicherung von Katzenvideos infrage gestellt wird.»

Hinter diesem Vorgehen könnte laut Brandtzæg Kalkül stecken. Dass gerade ein Unternehmen in chinesischem Besitz die Expansion eines Rüstungskonzerns stoppe, sei möglicherweise kein Zufall. Brandtzæg: «Ich kann es nicht ausschliessen.» (bab)

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