An den Händen von Dimitri Lisitzki (†48) klebte Blut. Er war der Verantwortliche für das Massaker von Ilowajsk. Jetzt ist der Russe tot. Und die Trauer in seiner Heimat ist gross. «Die Erinnerung an seine Taten wird in unseren Herzen weiterleben», schreibt sein ehemaliger Direktor über ihn.
Die Schlacht von Ilowajsk im Jahr 2014 war die erste grössere Niederlage der Ukrainer im Donbas nach der Annexion der Krim. Wochenlang kämpften freiwillige ukrainische Kämpfer gegen russische Soldaten. 7000 Ukrainer wurden eingekesselt. Der russische Präsident Wladimir Putin (70) versprach, dass man einen humanitären Korridor einrichten würde – doch dies stellte sich als Hinterhalt heraus.
Als die unbewaffneten Ukrainer den Korridor nutzten, wurden sie mit Mörsern, Artillerie und Panzern beschossen. 366 unbewaffnete Männer wurden getötet. 300 Ukrainer gerieten in Kriegsgefangenschaft, etwa 450 wurden verwundet.
Lisitzki gab Befehl, Waffenstillstand zu brechen
Den Befehl, den vereinbarten Waffenstillstand zu brechen, gab laut dem russischen Investigativportal The Insider ein Mann – und zwar Lisitzki. Für seinen Einsatz verlieh ihm Putin 2015 die Goldstern-Medaille, und er wurde zum Helden.
Es gibt kaum eine Militäroperation von Russland, bei der Lisitzki nicht beteiligt war. An den Schlachten in Abchasien, Dagestan, Syrien und Donbas nahm er teil. Der Nachrichtendienst News.ru schreibt, dass der Kommandant seit 2022 in «Noworossija» (Anm. der Redaktion, auf Deutsch: «Neues Russland») – also in Donezk und Luhansk – diente.
Selbstmord oder Rache der Ukrainer?
Wie Lisitzki ums Leben kam, ist unklar. Jurij Butusow, Chefredaktor des Onlineportals Censor, berichtete, dass die Ukrainer Rache genommen und ihn getötet hätten.
Russische Medien behaupten wiederum, Lisitzki habe sich mit einer Jagdwaffe erschossen. Laut seinen Freunden und Bekannten habe Lisitzki an Depressionen gelitten und von Suizid gesprochen, als er eine «Beschwerde über sein Fehlverhalten gegenüber seinen Kollegen» bekam.
«Er wusste, wie es ist, ein echter Mann zu sein, das Heimatland zu lieben und bis zum Sieg in den Reihen zu bleiben», schreibt der Direktor seiner ehemaligen Universität in Sewastopol, Wladimir Sitinkow, über seinen ehemaligen Studenten auf Telegram. Das russische Verteidigungsministerium schweigt bislang zum Tod des «gefallenen Helden». (jwg)