Russische Kriegsverweigerer stecken in Strafkolonie fest
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Kampf oder Knast:Russische Kriegsverweigerer stecken in Strafkolonie fest

«Zentrum zur Aufrechterhaltung der Kampfbereitschaft»
Straflager soll Willen der russischen Kriegsdienstverweigerer brechen

Mobilisierte Russen, die Kriegsbefehle missachteten, werden in Luhansk in ein ehemaliges Straflager gesperrt. Dort herrschen katastrophale Zustände. Raus können sie nur, wenn sie an die Front zurückkehren.
Publiziert: 03.11.2022 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2022 um 09:31 Uhr
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Russland mobilisierte 300'000 Bürger. 87'000 sind bereits an der Front in der Ukraine. Doch wer Befehle nicht befolgt, wird weggesperrt.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
Jenny Wagner

Wer nicht kämpfen will, wird dazu gezwungen. Das scheint das Motto der Befehlshaber der russischen Truppen zu sein. Einen ordentlichen Prozess wegen Kriegsdienstverweigerung gibt es für Mobilisierte nicht, stattdessen werden die Soldaten eingesperrt. Hinter Gittern soll ihre «Kampfbereitschaft» wiederhergestellt werden – auch mit Gewalt und Erniedrigung.

Im ehemaligen Straflager in der ukrainischen Stadt Perewalsk in der Region Luhansk wurden bereits vor der Teilmobilmachung Soldaten illegal festgehalten, die trotz Vertragspflicht nicht am Krieg teilnehmen wollten. Jetzt ist die ehemalige Strafkolonie, die von Aktivisten als unmenschlich bezeichnet wurde, wieder in Betrieb. Nun werden dort mobilisierte Bürger, die nicht kämpfen wollen, eingesperrt. Unter der Bezeichnung «Zentrum zur Aufrechterhaltung der Kampfbereitschaft» soll deren Moral wieder gestärkt werden. Denn dort lautet die Losung: Kampf oder Knast. Das berichtet das oppositionelle russische Nachrichtenportal Mediazona.

Die Männer leben in winzigen Räumen. An der Decke breitet sich der Schimmel aus, zwischen den Betten gibt es kaum Platz, die Fenster sind vergittert. Anstelle einer Toilette gibt es einen Eimer. Solche Videos machen auf dem Telegramkanal Astra die Runde. «So schlafen wir, so essen wir in diesem Raum. Alles ist feucht, alles tropft», sagt der Soldat im Video. Die Aufnahmen sollen von Anfang Oktober stammen.

Soldaten vor Ultimatum – entweder Krieg oder Knast

Am 2. Oktober zeigte ein anderes Video die gleichen Soldaten, in einem Keller sitzend. Der Mann sprach im Video darüber, dass hier die Leute festgehalten würden, die Befehle verweigerten. Die Soldaten hatten sich zurückgezogen, weil sie sich in einer aussichtslosen Situation befunden hätten. «Wir wurden gebeten, zurück an die Front zu ziehen, doch wir haben Nein gesagt», erzählt einer der Soldaten. Jetzt wüssten sie nicht, was mit ihnen passiert.

Laut Astra wurden diese Männer kurz darauf nach Perewalsk gebracht. Der Freund eines Soldaten sagte gegenüber Astra: «Nach zehn Tagen in der Zelle kamen Staatsanwälte und stellten ein Ultimatum: Entweder die Front oder eine Haftstrafe von zehn Jahren.» Für viele der Sträflinge ist ein erneuter Einsatz eine Horrorvorstellung. Die eilig mobilisierten russischen Truppen verfügen meist über kaum genügende Ausrüstung und über noch weniger Ausbildung, oft werden sie von ihren Kommandeuren als Kanonenfutter in den Kampf geschickt.

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Mobilisierte werden zurück an die Front gezerrt

Um die Flucht aus dem Lager zu verhindern, sollen Männer der Söldnertruppe Wagner Wache halten. Wie prekär die Zustände im Lager sind, beschreiben auch ehemalige Vertragssoldaten, die vor den Mobilisierten in Perewalsk einsassen, mittlerweile aber in die Heimat zurückkehren durften. Hygieneartikel gebe es keine, Bettbezüge fehlten, zu essen gebe es einmal am Tag, wenn überhaupt. Wer weiterhin nicht an die Front will, werde im Keller verprügelt.

Einige Männer aus Perewalsk sollen gemäss Mediazona deshalb wieder an der Front kämpfen. Jedoch nicht freiwillig – auch dazu seien sie mit Gewalt gezwungen worden.

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