Als am 14. April das Kriegsschiff Moskwa untergeht, verliert Dmitri Shkrebets (43) zwei Dinge: Seinen Sohn Egor (†20) und seinen Glauben an Wladimir Putin (69).
Vor dem Krieg sei er ein Anhänger Putins gewesen, erzählt er der deutschen Zeitung «Bild». Nun schreibt er sich auf dem sozialen Netzwerk «VK» beinahe täglich den Frust von der Seele.
Der Sohn war kein Berufssoldat
Er berichtet, wie es ihn innerlich zerreisst, nicht zu wissen, was mit seinem Sohn passierte. Shkrebets geht es wie unzähligen anderen: Seit der Kreuzer sank – entweder von ukrainischen Raketen getroffen oder wegen menschlichen Versagens, das ist nach wie vor unklar – werden die Menschen in Russland im Unklaren darüber gelassen, was mit der Mannschaft geschah. Der Kreml sagt, eine Person sei gestorben, 27 würden vermisst, Hunderte seien gerettet worden. Die Ukraine sagt, Hunderte seien an Bord gestorben.
Und: Wladimir Putin behauptete, auf der Moskwa, die als Stolz der russischen Schwarzmeerflotte galt, hätten nur Berufssoldaten gedient. Mittlerweile ist klar, dass dies eine Lüge war, weil mehrere Angehörige versichern, ihre Kinder oder Ehemänner seien nur Wehrdienstpflichtige gewesen. Dazu gehört auch Egor Shkrebet. Er sei als Wehrpflichtdienstiger in der Kombüse im Einsatz gewesen, sagt sein Vater, der den russischen Behörden nun kaum mehr etwas glaubt.
Wohnung durchsucht, Computer beschlagnahmt
Diese hatten Shkrebet laut eigener Aussage schon länger auf dem Radar – jetzt erhielt er Besuch. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung und beschlagnahmte seinen Rechner. «Sie werfen mir vor, dass ich Bombendrohungen verschickt habe. Es ist ein absolut absurder Vorwurf», sagt Shkrebets der «Bild». «Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas zu machen, und meine Unschuld lässt sich leicht nachweisen.» Allerdings wisse jeder, dass dahinter wohl mehr stecke als bloss Ermittlungen wegen einer angeblichen Bombendrohung.
Der trauernde Vater spielt damit auf die russische Propaganda-Maschinerie an, die zum Ziel hat, jegliche Kritik an Putin und der russischen Kriegsführung zu verhindern.
Bei Shkrebets werde das nicht funktionieren, sagt er der Zeitung «Mir ist das Schlimmste passiert, was einem Vater passieren könnte. Ich habe meinen Sohn verloren. Deswegen habe ich vor niemandem Angst. Ich schreibe die Wahrheit und werde es auch weiter tun.» (vof)