Der IS-Terrorist Kujtim F. (†20) tötete am Montag in Wien vier Menschen. Bevor der Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln ein Blutbad anrichtete, half er seiner Nachbarin noch mit den Einkäufen.
Gordana Nikolic (68) erzählt gegenüber «The Mirror», dass er sechs Stunden vor dem Angriff «vollkommen in Ordnung» wirkte. «Ich kam aus dem Lift in unserem Gebäude, und er kam die Treppe aus seiner Wohnung herunter – er eilte auf mich zu, um mir mit den Taschen zu helfen», sagt sie. Nikolic habe ihm gesagt, dass sie es allein schaffe, er habe jedoch darauf bestanden, ihr zu helfen. Der 20-Jährige schnappte sich dann die Einkäufe und stellte sie der 68-Jährigen vor die Tür.
Er habe normal und glücklich gewirkt
F. habe gelacht, wirkte glücklich und plauderte mit der Nachbarin. «Es macht mich krank, dass er kurz darauf Menschen tötete», sagt Nikolic. Der Terrorist trug zu diesem Zeitpunkt ein Sportshirt und lockere schwarze Trainerhosen. Später – als er bewaffnet auf die Strasse ging – trug er weisse Kleidung.
Auch andere Nachbarn berichten von F. «Er war an dem Tag, an dem es passierte, mit zwei Männern mit Bärten gegen 15 Uhr in der Nähe der Aufzüge im Block, und sie waren offensichtlich auch sehr religiös», sagt ein Augenzeuge. Die 50-jährige Sylvia Nemeth sagt der britischen Zeitung: «Es ist erschreckend zu wissen, dass er so nahe wohnte.»
Landsmann ermordet
Unter den Todesopfern von Kujtim F. ist auch ein Landsmann – der 21-jährige Nexhip V. Der Maler wurde angeschossen und ist später im Spital seinen schweren Verletzungen erlegen. Zu den weiteren Opfern zählen eine 24-jährige Deutsche, die in einem Restaurant am Ruprechtsplatz kellnerte, eine weitere Frau (†44) sowie ein 39-jähriger Mann.
Weitere 23 Personen wurden verletzt, darunter auch ein 28-jähriger Polizist. Sein Zustand ist mittlerweile stabil. Es hätten weitere Opfer dazu kommen können, wenn Recep Gültekin und Mikail Özen nicht gewesen wären. Die beiden türkischstämmigen Wiener haben ihr Leben riskiert, um einer Frau und einem Polizisten im Kugelhagel zu helfen. Recep Gültekin wurde dabei angeschossen.
Weniger als 24 Stunden, nachdem die Wiener Polizei den Terroristen niedergestreckt hat, verhafteten ihre Kollegen in Zürich zwei IS-verdächtige Männer (18 und 24). Der Ältere hat den Schweizer Pass, war Postangestellter, Nachwuchsfussballspieler und ein Freund des Attentäters, berichtet der «Tages-Anzeiger». Aber er ist auch aktenkundig als Salafist, Mitglied der Jugendgruppe der berüchtigten An’Nur Moschee, einst Treffpunkt von Dschihadisten. Der IS-Verdächtige ist seit Jahren unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden. Sein Name taucht im grossen Prozess um die An’Nur Moschee im Oktober 2018 auf.
15 Personen in Österreich verhaftet
Der Attentäter von Wien sass wegen Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe im Gefängnis. Er versuchte zuvor, nach Syrien auszureisen, um sich dort der IS anzuschliessen. Am 5. Dezember 2019 wurde er vorzeitig entlassen. Danach hatte er einen Bewährungshelfer. Ein Verein betreute ihn, der auf die «Entradikalisierung» radikalislamischer Straftäter spezialisiert ist. Überwacht wurde er nie.
Der österreichische Innenminister Karl Nehammer (48) kritisierte die Justiz wegen der vorzeitigen Entlassung des Terroristen. Der Einzeltäter «nützte das System perfide aus», sagte Nehammer.
Jetzt ist der junge Mann tot. Der 20-Jährige war am Montag bis auf die Zähne bewaffnet. Er trug ein verkürztes AK-47 Kalaschnikow-Sturmgewehr, eine Pistole und eine Machete. Nachdem er ausgeschaltet wurde, kam ein Entschärfungsroboter zum Einsatz, der dem toten Täter alle Waffen abnahm und ein Röntgenbild machte, sagt Nehammer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
15 Personen wurden in Österreich nach dem Anschlag festgenommen. Wie «Oe24» berichtet, sei einer der Verhafteten der 21-jährige Burak K. Mit ihm sei Kujtim F. im. Juli 2020 in die Slowakei gefahren, um Munition zu besorgen. F. und K. hatten sich in einem Fussballverein kennengelernt. Der 21-Jährige wollte ebenfalls nach Syrien in die IS. Er sass deswegen 21 Monate hinter Gittern. Der Rest der Verhafteten ist zwischen 16 und 28 Jahren alt. Derzeit gehen die Behörden von einem Einzeltäter aus. Der Islamische Staat hat die Tat für sich reklamiert.
Weitere Informationen zum Anschlag in Wien finden Sie in unserem Ticker. (man)