Wien steht nach der Terror-Nacht unter Schock. Doch Meldungen grenzenloser Solidarität während der ungewissen Stunden geben Hoffnung. Einige Hotels in der österreichischen Hauptstadt nahmen kompromisslos Menschen auf, die sich auf den Strassen befunden haben. Gleichzeitig sollen andere Hotels jedoch panische Menschen aus ihren Lobbys geworfen haben.
Kurz nach Bekanntwerden der ersten Schüsse am Montagabend rief die österreichische Polizei dazu auf, die Innenstadt zu meiden und möglichst zu Hause zu bleiben. Menschen, die sich in der Nähe des Anschlags befanden, sollten drinnen Zuflucht suchen.
«Mitarbeiter an der Rezeption ein grosser Held»
Eines von den Hotels in der Wiener Innenstadt, die solidarisch reagierten: Das Hotel Wandl. Anstandslos wurden Unterschlupf-Suchende aufgenommen. Die Unterkunft liegt nur 500 Meter vom Ort der ersten Schüsse entfernt. Norbert Suchanek, Geschäftsführer des Hotels, der jedoch selbst nicht vor Ort war, sagte zum «Standard»: «Die Leute seien panikartig ins Hotel gerannt. Für mich ist unser Mitarbeiter an der Rezeption ein grosser Held. Er hat uneigennützig und ohne Angst gehandelt.»
Als klar war, dass die Lage die Nacht über unübersichtlich bleibt, wurden den Gestrandeten Gratis-Zimmer zugewiesen. «Das geht natürlich alles aufs Haus – im Vergleich zu dem, was passiert ist, hat das ja alles überhaupt keinen Wert», sagt der Geschäftsführer.
Auch Wiener-Influencer und Twitter-User boten Hilfe
Peter Babutzky, Reporter beim Österreichischen Rundfunk, befand sich ebenfalls im Hotel Wandl. Er sagt in einer Live-Schaltung: «Leute, die jetzt hier untergekommen sind, haben mir erzählt, dass sie in anderen Hotels gerade rausgeworfen wurden aus der Lobby.»
In einer noch in der Nacht des Terrors verfassten Rezension zum Hotel Wandl heisst es: «Das Hotel Wandl hat am Abend des 2. Novembers 15 wegen des Terroranschlages geflüchteten Passanten nicht nur in der Lobby Schutz geboten, sondern auch eine kostenlose Übernachtung gewährt. Manch andere Hotels haben Geflüchtete aus der Lobby geworfen.»
Doch auch mehrere Wiener Influencer taten mit ihrer Reichweite ihr Möglichstes. Eine von ihnen: Madeleine Darya Alizadeh (300'000 Follower). Sie rief bei Instagram auf: «Wenn ihr in Wien seid und Hilfe oder eine Unterkunft braucht, meldet euch.» Auch via Twitter boten viele Einzelpersonen Hilfe und Unterschlupf an. Ein solidarisches Phänomen, das schon bei den Anschlägen in Frankreich beobachtet wurde. (euc)