Ist dieser Dschidhadist einer der Attentäter von Wien?
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Kündigte Tat auf Instagram an:Ist dieser Dschihadist einer der Attentäter?

Der Täter von Wien
Kujtim F. (†20) versuchte, nach Syrien zu reisen

Über den erschossenen Wiener Attentäter werden erste Details bekannt. Er ist in Österreich geboren und aufgewachsen. Erst im Sommer soll er versucht haben, nach Syrien zu reisen.
Publiziert: 03.11.2020 um 03:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2020 um 16:17 Uhr
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Hat dieser mutmassliche Dschihadist die Terrortat von Wien auf Instagram angekündigt?
Foto: Screenshot Instagram
Daniel Kestenholz und Andrea Cattani

Bei den Terroranschlägen in Wien handelt es sich um die grösste Attacke von mutmasslichen Islamisten in Europa seit Brüssel 2016 und den Pariser Anschlägen 2015 und 2016. Nach neuesten Informationen sollen wieder Dschihadisten hinter dem Terror in Wien stehen.

Noch am Montagabend kann die ausgerückte Polizei in der Wiener Innenstadt nahe der Ruprechtskirche einen Täter erschiessen. Schnell wird klar: Der Mann hatte klare Sympathien für die Terror-Schlächter des sogenannten Islamischen Staats (IS).

«Widerwärtiger Anschlag auf unschuldige Bürger»

Am Dienstagmorgen erklärt Österreichs Innenminister Karl Nehammer, dass der Getötete ein Anhänger der Dschihadisten-Miliz war. Es soll sich bei ihm um Kujtim F. handeln. Der Attentäter war gerade mal 20 Jahre alt.

Laut Nehammer hatte F. nordmazedonische Wurzeln, besass neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschliessen.

«Er war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet, um diesen widerwärtigen Anschlag auf unschuldige Bürgerinnen und Bürger zu verüben», erklärte der Innenminister weiter.

F. versprach sich vom IS «ein besseres Leben»

Kujtim F. hatte es damals bei seinem Versuch, nach Syrien zu gelangen, bereits bis zu einem sogenannten «Safehouse» des IS in einer türkischen Grenzstadt geschafft. Das wurde bei den Prozessverhandlungen 2019 bekannt, über welche die österreichische Zeitung «Der Standard» berichtet hatte.

Vor Gericht sagte F. damals, er habe in der Pubertät damit angefangen, sich mit dem Islam zu beschäftigen. Ende 2016 sei er dann in die falsche Moschee geraten. Dann seien Probleme zu Hause und in der Schule hinzugekommen, deshalb habe er nur noch weg gewollt. Vom IS habe sich F. letztlich «ein besseres Leben» mit eigener Wohnung und eigenem Einkommen erwartet.

Nach Syrien schaffte es Kujtim F. aber nie. Die türkische Polizei kam ihm zuvor und F. landete für vier Monate im Knast, ehe er zurück nach Österreich gebracht wurde. Am 5. Dezember entliess man ihn dort dann vorzeitig bedingt. Mittlerweile hat sich Österreich an die Behörden in Nordmazedonien gewandt und relevante Informationen über den Attentäter ersucht.

Hat Kujtim F. den Angriff angekündigt?

Ganz aus dem Nichts kam der Anschlag in Wien offenbar nicht. Auf Instagram soll ein Hauptverdächtiger die Attacke angekündigt haben. Das berichtet die «Bild». Ob es sich dabei um Kujtim F. handelt, ist unklar.

Ein Foto auf Instagram zeigt einen der mutmasslichen Attentäter mit einem Sturmgewehr Zastava M70, einer Pistole und einer Machete. Auch einer der Attentäter in Wien trug laut Behörden ein Sturmgewehr, eine Pistole und eine Machete auf sich.

Dazu schrieb der mutmassliche Terrorist auf Instagram: «Ich gebe die Bayah an Amirul Mumineen, Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurayshi.» Das ist Teil eines Treueids gegenüber dem Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Offenbar nehmen Anhänger der Organisation vor Anschlägen ähnliche Videos mit dem Treuebekenntnis auf, damit die Terrorgruppe die Taten später für sich beanspruchen kann.

Verweis auf Pariser Terroranschläge

Wie die Zeitung weiter berichtet, habe der mutmassliche Attentäter kurz vor der Tat ein Foto mit dem Wort «Baqiyah» veröffentlicht. Das Wort legte er mit Patronen aus Klein- und einem grösseren Kaliber. Das Wort ist Bestandteil eines unter den Gotteskriegern beliebten islamischen Ausspruchs. Das Bild wurde demnach am Tattag veröffentlicht. Auf anderen Fotos zeigt sich der Täter mit Bart und schwarzer Kapuze.

Offenbar hatte der Verdächtige gleichentags noch ein Video an zwei seiner Bekannten geschickt, mit Sequenzen des Terroranschlags auf die Redaktion des französischen Satiremagazins «Charlie Hebdo» 2015. Zwei Dschihadisten hatten damals das Redaktionsgebäude gestürmt und zwölf Menschen getötet. Ob es sich bei den Adressaten um zwei Mittäter handelte, die Teil des Terrorkommandos in Wien waren, sei derzeit Gegenstand der Ermittlungen. (kes/cat)

Nach Terror-Anschlag: Österreich ehrt die Opfer

Österreich ehrt die Opfer des Terrorakts vom Montagabend mit einer dreitägigen Staatstrauer. Das beschloss der Sonder-Ministerrat am Dienstag in Wien. «Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen in diesen besonders schweren Stunden für die Republik Österreich», sagte Kanzler Sebastian Kurz vor dem Kabinett.

Die Staatstrauer gilt bis einschliesslich Donnerstag. Die Ereignisse hätten das Land schwer erschüttert und betroffen gemacht. Es handele sich bei der Attacke um eine «abscheuliche Tat» und «einen Anschlag auf die Freiheit und Demokratie der Republik Österreich», so der Regierungschef.

Am Dienstag, dem ersten Tag der Staatstrauer, sollte um 12 Uhr eine «Minute des stillen Gedenkens» eingehalten werden. Die Schulen sollen zu Beginn des Unterrichts am Mittwoch eine Gedenkminute einhalten

Österreich ehrt die Opfer des Terrorakts vom Montagabend mit einer dreitägigen Staatstrauer. Das beschloss der Sonder-Ministerrat am Dienstag in Wien. «Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Verletzten und den Angehörigen in diesen besonders schweren Stunden für die Republik Österreich», sagte Kanzler Sebastian Kurz vor dem Kabinett.

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