Seit Beginn der Invasion in der Ukraine steht Wladimir Putin (69) weltweit in der Kritik. Einzig in Russland geniesst der Despot noch breite Unterstützung. Doch wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, scheint diese langsam zu bröckeln.
Das zumindest zeigen neue Daten aus einer repräsentativen Befragung des unabhängigen russischen Lewada-Zentrums in Moskau. Unter westlichen Experten gelten die Daten des Soziologieinstituts als verlässlich – dem Kreml hingegen ist das Institut ein Dorn im Auge.
Sinkende Unterstützung für die Armee
Laut des Lewada-Zentrums gaben bei der Umfrage im März noch 81 Prozent der Befragten an, dass sie die Invasion in der Ukraine begrüssen würden. Im April ist dieser Wert auf 74 Prozent gesunken.
Im gleichen Zeitabschnitt stieg dafür der Anteil Personen, die den Krieg ablehnen, von 6 auf 11 Prozent. Aus Sicht von Beobachtern ist das ein besonders wichtiger Indikator. Denn die Personengruppe, die den Krieg ablehnt, stellt sich bewusst gegen den Staat und nimmt dafür mögliche Konsequenzen in Kauf.
Kriegsverlauf als Grund
Selbst kremltreue Soziologieinstitute wie etwa Wziom verzeichnen, dass immer mehr Menschen am Krieg in der Ukraine zweifeln. Während die Zustimmung kurz nach Beginn der Invasion stark anstieg, geht sie seit Anfang Mai langsam zurück.
Ein Grund für die nachlassende Unterstützung dürfte der Kriegsverlauf sein, der offensichtlich nicht nach Putins Plan verläuft. Bisher waren Putins militärische Aktionen jeweils schnell wieder vorbei. Die Annexion der Halbinsel Krim beispielsweise dauerte nur knapp einen Monat.
Grosse Mehrheit hinter Putin
Trotz allem steht die grosse Mehrheit der Russen aber noch immer hinter Putin und dessen Angriffskrieg. Laut der Lewada-Umfrage geht noch immer 73 Prozent der Bevölkerung davon aus, dass Russland den Krieg gewinnen wird. Rund 15 Prozent rechnen mit einer Pattsituation und nur ein Prozent befürchtet eine Niederlage.
Unterschiede gibt es dabei aber bei den Altersgruppen. Während die über 55-Jährigen besonders grosses Vertrauen in Putin setzten, glaubt jeder Vierte zwischen 18 und 24 Jahren, dass die Invasion mit einer Pattsituation oder gar einer Niederlage enden wird. Dass vor allem die ältere Generation hinter Putin steht, dürfte damit zusammenhängen, dass sie sich fast ausschliesslich über das russische Staatsfernsehen informiert.
Seit Kriegsbeginn sind im Riesenreich kaum noch unabhängige Medien zugänglich. Denn laut einem neuen russischen Mediengesetz drohen bei der Verbreitung von «Falschnachrichten» über das Militär bis zu 15 Jahre Haft. Gerade einmal zehn Prozent der Bevölkerung soll die Medien-Blockade umgehen und sich unabhängig informieren – die meisten davon sind junge Leute. (bra)