Noch immer bestreitet Russland, für das Massaker im Kiewer Vorort Butscha verantwortlich zu sein. Doch die Beweislast wird immer erdrückender.
Wie die «New York Times» berichtet, liegen der Zeitung nun weitere Indizien vor, welche die Hinrichtung einer Gruppe von Männern durch russische Soldaten beweisen sollen. Das mutmassliche Kriegsverbrechen wurde demnach am 4. März von russischen Fallschirmjägern begangen.
Den Beweis dafür soll unter anderem das Video einer Überwachungskamera liefern. Es zeigt, wie unbewaffnete Ukrainer von russischen Soldaten mit vorgehaltener Waffe durch eine Strasse in Butscha getrieben werden. Einige tragen Augenbinden und halten sich am Gürtel des jeweiligen Gefangenen vor ihnen fest – es ist das letzte Mal, dass sie lebend gesehen werden.
Obwohl sie sich ergeben hatten, wurden sie getötet
Laut Zeugenaussagen wurden die Männer anschliessend hinter ein nahe gelegenes Bürogebäude gebracht, auf den Boden gedrückt und dort erschossen. Auf Anfragen der «New York Times» im Zusammenhang mit der Hinrichtung reagierten weder das russische Aussen- noch das Verteidigungsministerium.
Dabei untermauert ein anderes Video die Aussagen der Zeugen, welche die Hinrichtung gesehen haben wollen. Es handelt sich dabei um die Aufnahme einer ukrainischen Drohne, die einen Tag später gemacht wurde. Sie zeigt die Leichen, die hinter dem Bürogebäude auf dem Boden liegen – bewacht von russischen Soldaten.
Bei den Opfern soll es sich mehrheitlich um Ukrainer handeln, die sich freiwillig für den Kampf gemeldet hatten. Obwohl sie sich den russischen Truppen ergeben hatten, wurden sie getötet.
Um die Hinrichtung aufzudecken, verbrachten die «NYT»-Journalisten mehrere Wochen in Butscha. Sie interviewten Zeugen, Gerichtsmediziner sowie Polizei- und Militärbeamte.
Leichen wurden in Massengräber geworfen
Das Massaker von Butscha sorgte für weltweites Entsetzen. Noch ist unklar, wie viele Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Bisher wurden aber mindestens 400 Leichen gefunden – manche davon auf der Strasse, andere in Massengräbern.
Auf der Suche nach den Tätern hat die ukrainische Justiz bisher ausschliesslich Mitglieder der 64. motorisierten Schützenbrigade identifiziert. Dem Bericht der «New York Times» zufolge, waren demnach aber auch noch andere Verbände der russischen Streitkräfte am Massaker beteiligt. (bra)