In der ukrainischen Stadt Butscha nordwestlich von Kiew wurden nach dem Rückzug der russischen Truppen rund 260 tote Zivilisten entdeckt. Die ukrainische Regierung hat im Internet schockierende Bilder davon veröffentlicht. Insgesamt seien im Grossraum Kiew nach dem Rückzug der russischen Truppen die Leichen von 410 toten Zivilisten geborgen worden, sagt die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa.
Politiker und Menschenrechtler weltweit sind entsetzt. UN-Generalsekretär António Guterres (72) sagt, er sei «zutiefst geschockt» über die Gräueltaten an den Bewohnern von Butscha. «Es ist essenziell, dass eine unabhängige Untersuchung zu effektiver Rechenschaft führt», sagt der UN-Chef laut einer Mitteilung.
Johnson wirft Putin Kriegsverbrechen vor
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (63) fordert eine schonungslose Aufklärung. «Furchtbare und grauenerregende Aufnahmen haben uns an diesem Wochenende aus der Ukraine erreicht», sagt der Kanzler. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (41) bezeichnet die Bilder aus Butscha als «unerträglich».
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44) schreibt auf Twitter, die Bilder mit «Hunderten feige ermordeter Zivilisten auf den Strassen» seien unerträglich. Der britische Premierminister Boris Johnson (57) wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) und der russischen Armee Kriegsverbrechen vor.
Ruf nach Beendigung der Kämpfe
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi (74): «Die Bilder der Verbrechen aus Butscha und anderen vom ukrainischen Heer befreiten Gebieten sind erschütternd», sagt er. «Die Grausamkeit der Massaker an hilflosen Zivilisten ist furchtbar und unerträglich.» Italien verurteile «diesen Horror» entschieden.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) spricht von Horrorszenen. Zugleich versichert sie: «Kriegsverbrecher werden zur Verantwortung gezogen.» US-Aussenminister Antony Blinken (59) verweist darauf, dass die USA schon länger davon ausgingen, dass es in der Ukraine zu schweren Kriegsverbrechen kommt. Dies sei eine «Realität, die sich jeden Tag abspielt, solange Russlands Brutalität gegen die Ukraine anhält. Deshalb muss es ein Ende haben.»
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der russischen Armee in einem am Sonntag veröffentlichten Bericht Kriegsverbrechen wie Hinrichtungen und Plünderungen vor. In dem Papier geht es unter anderem um die Erschiessung eines Mannes am 4. März in Butscha. Ein Augenzeuge berichtete demnach, dass fünf Männer von Soldaten gezwungen worden seien, am Strassenrand niederzuknien. Dann hätten die Russen ihnen ihre T-Shirts über den Kopf gezogen und einem von ihnen von hinten in den Kopf geschossen. (noo)