Ukrainische Truppen haben in einem Vorort von Kiew in der Stadt Butscha viele tote Zivilisten entdeckt. Russische Soldaten hätten sie erschossen, berichten Anwohner. Darunter auch der ukrainische Präsidentenberater Michajlo Podoljak. Er twittert am Samstagabend: «Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar. Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?»
Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden. Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt waren.
Klitschko spricht von Kriegsverbrechen
Die ukrainische Regierung sprach am Samstag von einem «schnellen Rückzug» der russischen Truppen im Norden des Landes. Sie erklärte zudem, Butscha sei «befreit» worden. Russische Truppen haben den Kiewer Vorort in den vergangenen Tagen geräumt.
Nun lassen die neusten Bilder aus dem Ort aber auf mögliche Kriegsverbrechen schliessen. Die Bilder stammen von der ukrainischen Armee und Journalisten, die in der zurückeroberten Stadt unterwegs waren. Die Nachrichtenagentur AP, aber auch «BBC» zitieren Anwohner, wonach die toten Zivilisten, ohne erkennbare Provokation, von den abziehenden russischen Soldaten getötet worden seien. AFP-Journalisten berichten, wie sie in einzelnen Strassen bis zu 20 Leichen liegen sahen.
«Das ist Völkermord»
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) verurteilte die Ereignisse in Butscha scharf. «Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen. Es sind grausame Kriegsverbrechen, die Putin dort zu verantworten hat. Zivilisten, die mit verbundenen Händen erschossen wurden», sagte er der «Bild»-Zeitung.
Die Behörden beerdigten unterdessen rund 280 Zivilisten in Butscha in einem Massengrab. Die Leichen konnten während der russischen Besatzungszeit nicht beigesetzt werden, hiess es nach Angaben der «Ukrajinksa Prawda» aus der Verwaltung. Russland hat den Vorfall noch nicht kommentiert. (rs)