Weil die USA keine F-35 liefern
Erdogan baut ersten Flugzeugträger für Kampfdrohnen

Not macht erfinderisch: Weil die USA das gemeinsame F-35-Programm gestoppt haben, plant die Türkei nun den ersten Drohnenträger. Das 236 Meter lange Kriegsschiff soll nächstes Jahr vom Stapel laufen.
Publiziert: 19.05.2021 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2021 um 22:38 Uhr
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So stellt sich die türkische Armeeführung die TCG Anadolu als Drohnenträger vor.
Foto: Youtube
Guido Felder

Als erstes Land der Welt steht die Türkei vor dem Stapellauf eines Flugzeugträgers für Kampfdrohnen. Die TCG Anadolu, die im kommenden Jahr zu Ende gebaut sein wird, bietet Platz für bis zu 50 unbemannte Kriegs-Flugzeuge.

Selcuk Bayraktar (41), Gründer der Drohnenfirma Baykar Defence und Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (67), nannte in einer Online-Veranstaltung erstmals Details über das Drohnenprogramm, wie Medien wie «Forbes» und «Heise» berichten.

Die Türkei forciert das Drohnenprogramm, nachdem die USA sie wegen des Kaufs eines russischen Raketenabwehrsystems aus dem F-35-Kampfjet-Programm ausgeschlossen hat. Ursprünglich war geplant, dass auf der TCG Anadolu die amerikanischen F-35 sowie Helikopter im Einsatz stehen werden.

Drohne mit klappbaren Flügeln

Um möglichst viele Drohnen transportieren zu können, wird das bewährte Modell TB2 weiterentwickelt und mit klappbaren Flügeln versehen. Bis zu zehn Drohnen können gleichzeitig im Einsatz stehen. Die 100 PS starken Propellerflieger werden beim Start durch eine Seilwinde und am Bug durch eine Rampe unterstützt.

Die vollautonome Drohne kann 30 Stunden ohne Unterbrechung in der Luft bleiben und erreicht eine Flughöhe von 9144 Metern. Sie kann im Kampfeinsatz mit bis zu vier lasergelenkten Mini-Bomben oder mit einer Rakete ausgerüstet werden.

Die TCG Anadolu ist eine Kopie der spanischen Juan Carlos, die mit 236 Metern Länge und einer Verdrängung von 27’000 Tonnen zu den leichtgewichtigen Flugzeugträgern gehört. Die Besatzung umfasst 243 Menschen. Die Türkei wird nach Frankreich, Italien und Spanien die vierte Seemacht im Mittelmeer mit einem Flugzeugträger.

Die Pläne für den Drohnenträger sind zwar konkret, offiziell bestätigt ist die Ausführung aber noch nicht.

Türkei wird Drohnenmacht

So oder so: Die Türkei mausert sich zur Drohnenmacht. Die Bayraktar-Drohnen könnten nach ihrem Einsatz in verschiedenen Kriegen zum Exportschlager werden. Zu den derzeitigen Käufern gehören Katar und die Ukraine, weiteres Interesse kommt aus Serbien.

Zuerst flogen sie im türkischen Teil Kurdistans Angriffe auf Dörfer und vermeintliche Stellungen der Guerilla, anschliessend folgten Kampfeinsätze in Syrien und im Bürgerkrieg in Libyen.

Der Durchbruch mit den Drohnen gelang der Türkei mit dem Einsatz der TB2 aufseiten der aserbaidschanischen Armee im Kampf um Berg-Karabach. Dort sollen sie zusammen mit anderen unbemannten Systemen kriegsentscheidend gewesen sein.

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