Weil es bei einer Hinrichtung Probleme mit der Giftspritze gab, will der US-Bundesstaat Arizona wieder seine alte Gaskammer aktivieren. Es soll Zyklon B zum Einsatz kommen – das Gas, mit dem die Nazis im Zweiten Weltkrieg Millionen Juden ermordet hatten.
Arizona soll für über 2000 Dollar Bestandteile des Gifts bestellt haben, berichtet The Jerusalem Post. Zudem sei die Gaskammer auf ihre Betriebsfähigkeit untersucht worden. In den vergangenen Monaten hatte der republikanische Bundesstaat die Ausführungen der Todesstrafe überarbeitet.
Qualvoller Tod
Die Wahl fällt wieder auf Gas, weil es 2014 bei der Exekution eines Mörders Probleme mit der Giftspritze gegeben hatte. Joseph Woods (†55) Todeskampf dauerte statt wie berechnet 10, lange 117 Minuten. Er starb erst, als ihm 15 Dosen verabreicht worden waren. Beobachter berichteten, dass er noch lange geröchelt und nach Luft gerungen habe.
Die letzte Exekution mit Gas fand in Arizona 1999 statt. Der wegen bewaffneten Raubüberfalls verurteilte Deutsche Walter LaGrand (†37) litt damals 18 Minuten lang, bis er vom Tod erlöst wurde.
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1994 hatte eine Richterin in San Francisco den Tod durch Zyanid-Gas als «grausame und aussergewöhnliche Bestrafung» und somit für verfassungswidrig erklärt. Sie stützte sich dabei auf Aussagen von Überlebenden des Holocausts in Auschwitz. Diese hatte berichtet, dass Hingerichtete in den Gaskammern minutenlang geschrien hätten.
Der Nächste steht bereit
Der Häftling, der in Arizona als nächster durch Zyklon B sterben soll, ist der 65-jährige Frank Atwood, der 1984 wegen Mordes an einem Kind verurteilt worden war. Sein Anwalt Joseph Perkovich sagte: «Frank Atwood ist bereit zu sterben. Er ist ein Mann griechisch-orthodoxen Glaubens und bereitet sich auf diesen Moment vor. Aber er will nicht gefoltert werden und einer verpfuschten Hinrichtung ausgeliefert sein.»
Zyklon B ist die Bezeichnung für ein 1922 bei der Firma Degesch unter der Leitung von Fritz Haber entwickeltes Biozid, dessen Wirkstoff Blausäure als Gas aus Pellets austritt. Beim Menschen wird dieses Gas vorwiegend durch Einatmen wirksam, indem es nach wenigen Atemzügen die Zellatmung der Körperzellen zum Stillstand bringt.
«Möglichst tief einatmen»
Die Gaskammer ist derzeit noch in fünf Bundesstaaten zugelassen, wobei hier unterschiedliche Vorschriften zum Tragen kommen. Zum Teil kann der Verurteilte wählen, ob er durch Gas oder die Giftspritze sterben will. In Oklahoma hat man sich entschieden, bei Gas-Hinrichtungen in Zukunft mit Stickstoff zu arbeiten.
Seit der Wiederaufnahme der Todesstrafe 1977 wurden elf Menschen in den USA durch Gas exekutiert. Der Verurteilte wird dabei in einer luftdichten Kammer auf einem Stuhl festgeschnallt. Unter dem Stuhl des Häftlings befindet sich ein Eimer mit Schwefelsäure, in den Zyankali per Hebelwirkung geworfen wird. Es bildet sich hochgiftige Blausäure. Der «gute» Tipp, der dem Häftling traditionell mitgegeben wird, ist: «Atmen Sie möglichst tief ein.» (gf)